Der erste medizinische Hörtest erfolgt bereits kurz nach der Geburt. Etwa zwei von 1.000 Babys werden mit Hörminderungen geboren, die auf diese Weise frühzeitig festgestellt werden können. Das ist wichtig, da die Sprachbildung mit dem Gehör verknüpft ist. Auch beim Kinderarzt wird das Gehör überprüft. HNO-Ärzte sprechen sich dafür aus, ab dem 50. Lebensjahr regelmäßige Screenings einzuführen. Eine beginnende Schwerhörigkeit wird von vielen Menschen nicht wahrgenommen. Aber es ist wichtig, diese zu entdecken und zu behandeln.
Die Freundin sitzt hinten im Auto und erzählt etwas, aber man kann sie nicht richtig verstehen? In einer großen Gruppe im Restaurant, in der alle durcheinander reden, fällt es manchmal schwer, dem Gesprächspartner zu folgen? Das können erste Anzeichen dafür sein, dass das Gehör etwas schlechter geworden ist.
Das Ohr reagiert in diesem Fall nicht mehr auf bestimmte Frequenzen, wenn die Lautstärke niedrig ist. Das liegt daran, dass die Empfindlichkeit der Haarzellen im jeweiligen Frequenzbereich abnimmt. Verschlechtert sich das Gehör weiter, weitet sich dieser Hörverlust auch auf benachbarte Frequenzen aus. Der Hörverlust schreitet voran.
Hörminderung ist meist ein schleichender Prozess, sagt Kathrin Gahleitner. Sie ist seit 38 Jahren Hörgeräteakustikerin und arbeitet bei dem kleinen inhabergeführten Fachgeschäft KS Hörgeräte in Berlin. „Wenn eine Hörminderung weh täte, dann würden die Leute sicherlich schneller zum Arzt gehen. Aber wir Menschen sind ja Gewohnheitstiere und daher gewöhnen wir uns an die Minderung.“ Nicht jeder empfinde einen Hörverlust zudem gleich. „Das hängt davon ab, wie stark ich kompensieren kann, wie wichtig es mir ist, dass ich alles mitbekomme. Oder wie sehr ich mich zurückziehe.“
In manchen Fällen sind es nicht einmal die Betroffenen selbst, die auf das Problem aufmerksam werden, ergänzt Peter Immer, niedergelassener HNO-Arzt in Cottbus. Oft sind es Partner, Verwandte oder sogar Nachbarn, die etwas sagen. „Manchmal klopfen die Nachbarn, das ist oft bei alten Menschen der Fall, weil diese so schlecht hören, dass sie den Fernseher immer lauter machen. Oder Angehörige schalten sich ein, weil es immer schwieriger wird, ein Gespräch zu führen.“ Das ist insbesondere bei älteren Menschen der Fall.