Familie
Erfahren Sie mehr rund um die Themen Familienleben, Schwangerschaft, Kleinkinder und Kindergesundheit.
Sogenannte Lauflernhilfen oder Babygeher gehören nach wie vor zum Angebot von Kindermärkten. Dabei sehen Ärzte, Unfallexperten und Verbraucherschützer diese Produkte sehr kritisch - und warnen davor.
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Naturgemäß wollen Eltern - oder auch Großeltern - nur das Beste für ihre Kinder, beziehungsweise Enkelkinder. Das Lernen und die körperliche Entwicklung sollen so gut wie möglich unterstützt und gefördert werden. Da scheinen auf den ersten Blick auch Produkte willkommen zu sein, mittels derer die Kleinsten gerade auch das Laufen nicht nur besonders schnell, sondern auch spielend erlernen.
Jedenfalls werden Lauflernhilfen genau auf diese Art und Weise beworben. Bei diesen Geräten sitzt der Säugling in einer Schale, die noch genügend Beinfreiheit bietet, damit der Nachwuchs mit den Füßen gut den Boden erreicht. Gleichzeitig ist die Schale auf Rollen befestigt, so dass die Kinder sich mit Beinbewegungen fortbewegen können. Und auf den ersten Blick scheint es auch logisch zu klingen, dass man damit die motorische Entwicklung seiner Kinder fördern oder zumindest unterstützen kann.
Doch das Problem dabei: Diese sogenannten Hilfen ermöglichen Bewegungen, für die der kindliche Körper - und insbesondere die für die Motorik zuständigen Gehirnareale - überhaupt noch nicht vorbereitet sind:
Hinzu kommt: Die Geräte sind nicht nur gefährlich, sie sind auch noch vollkommen nutzlos. Der Grund: Das Laufenlernen ist für unser Nervensystem eine sehr komplexe Aufgabe. Das Kind muss zunächst einmal lernen, sich aufzurichten und die Balance zu halten. Dazu sind zahllose neuronale "Verschaltungen" im Gehirn notwendig. Das braucht Zeit - gerade auch weil in den ersten Monaten nach der Geburt der Reifeprozess des menschlichen Gehirns noch gar nicht abgeschlossen ist. Eine Lauflernhilfe ändert daran gar nichts.
Kinder machen immer erst dann die ersten Schritte, wenn die Gehirnentwicklung dies auch ermöglicht. Und weil dies eben auch bei völlig gesunden Kindern sehr unterschiedlich ablaufen kann, dauert dieser Prozess bei manchen länger als bei den anderen. In jedem Fall steht fest: Über Jahrtausende haben Kinder ohne jegliche Hilfsgeräte das Laufen erlernt.
Eltern sollten sich also nicht durch Werbung für diese nutzlosen Geräte verunsichern lassen - und schon gar nicht auf falsche Sicherheitsversprechen hereinfallen. Zwar gibt es eine europäische Norm für diese Lauflernhilfen (DIN EN 1273): Doch auch wenn die Produkte mit diversen Merkmalen und Bezeichnungen versehen sind, die Sicherheit suggerieren sollen, ändert sich nichts am Grundproblem. Der Berufsverband der Kinderärzte, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, diverse Verbände aus dem Gesundheitswesen und die Stiftung Warentest sind sich einig: Benutzen Sie grundsätzlich keine Lauflernhilfen.
Schaffen Sie stattdessen in Ihren eigenen vier Wänden eine Umgebung, wo Ihr Kind sicher und gefahrlos das Laufen erlernen kann. Räumen Sie also Möbel mit gefährlichen Kanten und Stolperfallen zur Seite. Bieten Sie gleichzeitig Möglichkeiten dafür, dass Ihr Kind sich immer wieder hochziehen kann, zum Beispiel in einem Laufstall oder Laufparcours. Denn beim Aufrichten übt das Kind stehen - die erste wichtige Voraussetzung, um laufen zu lernen.