1780338605
1780338605

Mehr als nur ein strahlendes Lächeln

Eine optimale Mund- und Zahnhygiene ist nicht nur eine Frage der Optik. So können zum Beispiel unbehandelte bakterielle Erkrankungen des Zahnfleisches äußerst unangenehm und folgenschwer sein. Eine solche Parodontitis kann Zahnausfall verursachen oder sogar auf den Organismus übergehen. Dieses Horrorszenario muss nicht sein. Neben dem guten Putzen der Zähne gibt eine professionelle Zahnreinigung in einer Zahnarztpraxis den entscheidenden Vorsprung in Sachen Zahngesundheit. Dr. Sebastian Ziller MPH, Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung der Bundeszahnärztekammer, erklärt die Vorgehensweise.

Qualitätssicherung: Dr. Sebastian Ziller

Lesezeit: / veröffentlicht:

Die gesetzlichen Krankenkassen sehen die Entfernung des Zahnsteins durch die Zahnärzte vor. Wo liegt hier der Unterschied zu der Professionellen Zahnreinigung (PZR)?

Im Rahmen der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen entfernen die Zahnärzte beim Patienten den Zahnstein, der sich auf der Zahnoberfläche befindet. Dieses Vorgehen ist wichtig, aber es deckt nicht alle relevanten Faktoren ab. Die Professionelle Zahnreinigung (PZR) verfolgt einen deutlich erweiterten Prophylaxe-Ansatz. Dies ist für die Vorbeugung von Krankheiten an den Zähnen und des Zahnfleisches elementar. Je nach Mundsituation dauert eine PZR zwischen 45 und 60 Minuten, wobei alle Zähne und Zahnzwischenräume umfassend gereinigt werden sowie auch entlang des Zahnfleischrandes eine Reinigung erfolgt. Bei dieser Zahnreinigung werden alle weichen und harten Beläge, also Plaque und Zahnstein, entfernt. Auch dunkle Verfärbungen und Ablagerungen von Tee, Kaffee oder Nikotin, werden mit beseitigt. Anschließend erfolgen die Politur und Fluoridierung der Zähne.

Gibt es einen festen Standardkatalog für die Tätigkeiten einer PZR?

In der Tat gibt es einen festen Ablauf für die Vorgehensweise. Im ersten Schritt geht es an die Entfernung von harten und weichen bakteriellen Belägen auf Zahnoberflächen, in den Zahnzwischenräumen und in den sogenannten Zahnfleischtaschen. Dies geschieht mit speziellen Handinstrumenten oder Geräten, die mit Ultraschall arbeiten. Deshalb heißt die Behandlung auch „professionelle“ Zahnreinigung: In der Zahnarztpraxis werden andere Instrumente genutzt, als wir sie täglich zuhause bei der Zahnpflege verwenden.

Nach der Reinigung folgt die Politur. Dabei werden nicht nur die Zahnoberflächen geglättet, sondern auch unebene Übergänge zu Füllungen und Zahnersatz. Dadurch können sich die Beläge anschließend schlechter anheften. Um die Remineralisation des Zahnschmelzes zu unterstützen, wird abschließend ein Gel oder Lack mit hochkonzentriertem Fluorid auf die Zähne aufgetragen. Dieser Vorgang führt zur lokalen Bildung von Fluoridreservoirs, die für eine Härtung des Zahnschmelzes wichtig sind. Ein weiterer Aspekt ist die individuelle Beratung zur täglichen Mundhygiene. Ob Putztechnik, Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung, wie Zahnseide, oder die Verwendung von Mundspülungen – was für Patienten individuell wichtig ist, wird in der Zahnarztpraxis bei einer PZR erläutert und demonstriert.

Sollten Personen, die eine optimale Mundhygiene durchführen, dennoch die PZR machen lassen?

Auf jeden Fall ist das sinnvoll, denn zahnmedizinisch optimal - im Sinne von vollkommener Belagsfreiheit nach der täglichen Zahnpflege - ist die eigene Mundhygiene zu Hause fast nie. Und da schließe auch ich mich ein. Auf Flächen, die wir bei der täglichen Zahnreinigung nur schwer erreichen, bilden sich leider bakterielle Beläge. Hinzu kommen genetisch bedingte Einflüsse, wie eine die Reinigung erschwerende Zahnform oder die Speichelzusammensetzung, welche wiederum die Zahnsteinbildung beeinflussen kann. Beides ist durch die häusliche Mundhygiene nicht beeinflussbar. Und genau dort setzt die PZR in der Zahnarztpraxis an. Sie ergänzt die tägliche Zahnpflege ideal, ersetzt diese aber nicht. Die PZR ist ein wesentlicher Bestandteil eines präventionsorientierten Gesamtkonzepts zur Vorbeugung der beiden Volkskrankheiten Zahnkaries und Parodontitis. Letztere ist eine bakteriell bedingte Entzündung, die eine weitgehende Zerstörung des Zahnhalteapparates zur Folge haben kann, was unbehandelt mit einem Zahnverlust endet.

Ab welchem Lebensalter ist die PZR sinnvoll?

Da die Übernahme individualprophylaktischer Leistungen durch die Gesetzlichen Krankenkassen mit Vollendung des 18. Lebensjahres endet, kann sich hier die PZR anschließen. So lassen sich die Prophylaxe-Erfolge aus dem Kindes- und Jugendalter auch auf das Erwachsensein übertragen. Ab wann und wie oft eine PZR sinnvoll ist, hängt von der individuellen Mundhygienesituation und dem Erkrankungsrisiko des Patienten ab. Das beurteilt im konkreten Fall die Zahnärztin oder der Zahnarzt und gibt dann eine Empfehlung zur Prophylaxe-Sitzung. Meist reicht es aus, eine PZR ein- bis zweimal pro Jahr machen zu lassen. Bei einem hohen Risiko für Karies oder Zahnfleischentzündungen können jedoch auch kürzere Abstände erforderlich sein.

Welche Ausbildung haben die Personen, die die PZR durchführen?

Die PZR wird entweder von der Zahnärztin bzw. dem Zahnarzt selbst oder von speziell geschulten Prophylaxe-Fachkräften durchgeführt. Letztere haben nach der dreijährigen Berufsausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten in der Regel eine Fortbildung zur Zahnmedizinischen Prophylaxe-Assistentin (ZMP) oder zur Zahnmedizinischen Fachassistentin (ZMF) oder zur Dentalhygienikerin (DH) durchlaufen und sind echte Prophylaxe Profis.

Zur Person

Dr. Sebastian Ziller MPH hat nach seinem erfolgreichen Studium der Zahnmedizin an dem Zentrum für Zahnmedizin der Berliner Charité das Master-Studium der Gesundheitswissenschaften (Public Health) angeschlossen. Seit 2001 ist er Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung der Bundeszahnärztekammer in Berlin.

Logo der hkk Krankenkasse

Professionelle Zahnreinigung

Die hkk Krankenkasse bietet ihren Versicherten eine Zusatzleistung zur Professionellen Zahnreinigung an. Versicherte ab 18 Jahren können einmal im Jahr eine kostenlose professionelle Zahnreinigung (PZR) bei einer der teilnehmenden DentNet Netzwerk-Praxen in Deutschland wahrnehmen.

Ähnliche Artikel