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Das Rezept für eine lange Beziehung

Es ist ein romantischer Gedanke: Mit dem Partner bis ins hohe Alter in Liebe verbunden sein. Für manche ist es kein Märchen, glücklich zusammen alt zu werden, sondern Realität. Was ist ihr Rezept?


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Das Konzept der „Lebensabschnittspartner“ findet heute viel Beachtung. Neue Beziehungsmodelle wie Polyamorie sprechen langsam eine wachsende Zahl von Menschen an. Als Single durch Lebensabschnitte oder das ganze Leben an sich zu gehen, muss keinerlei Mangelzustand sein. Und trotzdem: Viele wünschen sich, wenn sie eine neue Beziehung eingehen, dass sie von Dauer ist und sie mit ihrem Partner zusammen alt werden.

Was machen ältere Paare richtig?


Zahlreiche Faktoren beeinflussen eine glückliche Partnerschaft, und nicht alle davon sind beeinflussbar. Aber gibt es dennoch ein Rezept, das ältere Paare befolgt haben, das ihnen dabei hilft, sich auch in fortgeschrittenem Alter noch immer zu schätzen, zu respektieren und zu lieben? Diplom-Psychologin Sarah Willeke arbeitet als systemischer Coach und Paartherapeutin. Sie erzählt im Gespräch, worauf wir in einer Beziehung positiv Einfluss nehmen können.

Frau Willeke, was können wir von älteren, glücklichen Paaren lernen? Warum schaffen es manche, ein Leben lang zusammenzubleiben und andere nicht? Gibt es ein Patentrezept?

Gehen wir einmal davon aus, dass die Beziehung bereits einige Zeit besteht und eine gute Basis hat. Langfristig ist es wichtig, auf emotionaler und sachlicher Ebene miteinander in Kontakt zu bleiben. Das Besinnen auf Gemeinsames, sich als ein Team im Leben zu sehen – das kann sehr unterstützend wirken. Zudem ist es aber auch wichtig, sich gegenseitig bewusst als Individuum zu sehen. Wir sollten die Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin wahrnehmen – und auf der anderen Seite auch die eigenen Bedürfnisse klar äußern können. Ein Beispiel, wie dies gelingen kann: aufrichtiges Interesse am Leben des Partners zeigen, etwa am beruflichen Alltag, an Hobbys oder was auch immer die andere Person gerade bewegt. Dieses Interesse sollten wir auch nach vielen Jahren Beziehung noch bereit sein aufzubringen.

Sich gesehen fühlen, den Partner oder die Partnerin mit seinen/ihren Bedürfnissen sehen und die geäußerten Gefühle anerkennen: Das würde ich als Schlüssel für eine lange, glückliche Beziehung benennen.

Auf eigene Bedürfnisse und die des Partners achten, Interesse zeigen – das fällt nicht immer und in allen Lebenslagen leicht …

Natürlich nicht. Veränderungen im Leben oder schwierige Lebensphasen können eine Beziehung ordentlich durchrütteln. Aber auch hier ist es für ein Paar möglich, die Herausforderungen zu meistern. „Positive Kommunikation“ schafft die Voraussetzungen. Das heißt: offen und gesprächsbereit bleiben, Gefühle in Ich-Botschaften artikulieren, aktiv zuhören, Wertschätzung zeigen, sich gegenseitig Unterstützung bieten. So entstehen Vertrauen und Sicherheit, und eine Beziehung kann am Ende sogar gestärkt aus einer Phase des Konflikts hervorgehen.

„Wer lange zusammenbleibt, muss nicht unbedingt glücklich sein.“

Sarah Willeke

Fakt ist aber: Wer lange zusammenbleibt, muss nicht unbedingt glücklich sein. Der Wunsch, an Bestehendem festzuhalten, kann so groß sein, dass die eigene Unzufriedenheit akzeptiert wird. Wenn Konflikte dann weiter schwelen und nicht mehr zu zweit, aus eigener Kraft gelöst werden, kann Hilfe von außen, zum Beispiel eine Paartherapie, einen sinnvollen Beitrag leisten und dabei unterstützen, die Beziehungsqualität zu verbessern.

Muss sich in einer langjährigen Partnerschaft auch laufend etwas ändern oder weiterentwickeln? Oder sollten manche Dinge konstant bleiben, um Halt zu geben?

Das Leben selbst ist dynamisch. Das wirkt sich natürlich auf die Beziehung aus und fordert Weiterentwicklung. Diese geschieht meist gar nicht unbedingt wahrnehmbar, im Kleinen. Schauen Paare zurück, erkennen sie ihre Entwicklung jedoch. Am besten verdeutlichen lässt sich das an Lebensabschnitten oder auch kritischen Ereignissen. So kann etwa der Renteneintritt, der Auszug der gemeinsamen Kinder oder eine schwere Erkrankung die gefühlte Konstanz unterbrechen und die bestehenden Rollen verschieben. Genau an diesen Punkten merken Paare häufig, dass sie sich in ihrer Beziehung neu orientieren und organisieren müssen, was im besten Fall einer Weiterentwicklung auf emotionaler und funktionaler Ebene entspricht.

Wertvoll ist es, wenn die Beziehung selbst die Konstante im Leben darstellt, aber die Beziehung sich immer weiterentwickelt, wenn auch nicht immer bewusst wahrnehmbar. Routinen geben aber Sicherheit, da Handlungsabläufe nicht mehr geplant und diskutiert werden müssen. Sie können eine angenehme Konstante sein, die Halt gibt.

„Langfristig gilt: Gleich und gleich gesellt sich gern.“

Sarah Willeke

Kann man schon früh merken, dass die Beziehung mit dem aktuellen Partner nicht für die Ewigkeit gemacht ist?

Am Anfang einer Beziehung steht häufig die Anziehung im Vordergrund. Diese kann durchaus länger bestehen, ist aber für eine langfristige Partnerschaft nicht alleine ausreichend. Die meisten Trennungen finden daher im ersten Jahr statt. Studien haben gezeigt: Gegensätze ziehen sich zwar an, aber langfristig gilt „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Gemeinsame Interessen, ähnliche Werte und Ziele im Leben verbinden und führen zu weniger Konflikten, weil weniger verhandelt oder diskutiert werden muss. Das erklärt eine höhere erlebte Beziehungsqualität. Wenn ich bemerke, dass ich eigene Bedürfnisse immer wieder zurückstecke, damit die Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin erfüllt werden, kann das ein erster Hinweis sein. Auch häufige Diskussion über Einstellungen, hinter denen meist Werte stecken, können ein Anzeichen sein. Werte sind kaum verhandelbar, sie sind nämlich tief in uns Menschen verwurzelt.

Stellt eine “gescheiterte“ Beziehung, oder sagen wir einfach beendete Beziehung, ein Versagen dar?

Dem kann ich entschieden widersprechen. In den meisten Fällen wurde vieles versucht, um eine Trennung zu vermeiden. Meist erfordert es viel mehr Mut, sich als Paar einzugestehen, dass eine Trennung der bessere Weg ist. Sich zu entscheiden, zu gehen und das Bekannte loszulassen, ist ein Prozess, der mitunter auch andauern kann und viel Kraft und Einsicht erfordert. Eine Trennung ist für beide Seiten, den Verlassenen und den Verlassenden eine schmerzhafte Erfahrung – meist auch wenn sie einvernehmlich stattfindet. Sie kann aber auch befreiend sein und bietet langfristig die Chance auf eine zufriedenere Zukunft. Daher können wir eine Trennung in manchen Fällen auch als Akt der Selbstfürsorge verstehen.

Zur Person

Sarah Willeke ist Diplom-Psychologin, Systemischer Coach und Paartherapeutin. In Ihrer Online-Praxis bietet sie Einzelberatungen und Paartherapie an.

Themen im Magazin

Oma, Mutter und Tochter sitzen auf dem Boden und trommeln.

Familie

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