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Nur PCR-Test zeigt den Unterschied

Im Sommer 2022 plagen sich zahlreiche Menschen mit Husten, Hals- und Kopfschmerzen. Die Nase läuft oder ist einfach verstopft. Sofort stellt sich die Frage: Ist das Corona oder doch eine Sommergrippe? Der Mediziner Dr. Christoph Specht erklärt die Situation.

Qualitätssicherung: Dr. med. Christoph Specht

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Die sogenannte Sommergrippe ist deutlich auf dem Vormarsch. Wie kommt das?

Tatsächlich haben die Betriebskrankenkassen den höchsten Krankenstand seit elf Jahren im ersten Halbjahr 2022 festgestellt. Da könnte man jetzt glauben, die hätten alle Corona. Das stimmt aber nicht. Der Anteil der Corona-Infektionen liegt etwa bei einem Achtel. Aber es gibt sehr viel mehr Atemwegsinfekte – also Erkältungen oder auch grippale Infekte genannt. Das liegt hauptsächlich daran, dass durch Homeoffice, Lockdown und dauerhaftes Maske-Tragen unser Immunsystem etwa zwei Jahre lang von diesen bestimmten Erregern nicht geärgert wurde. Unser Immunsystem arbeitet sehr ökonomisch. Das heißt, wenn ein Erreger sich längere Zeit nicht zeigt, dann wird die Immunabwehr dagegen runtergefahren. Und wenn der dann doch wieder vorbeikommt, braucht es viel mehr Zeit alles wieder hochzufahren. Nicht, dass das Immunsystem nichts zu tun gehabt hätte. Es gab genug Erreger, die wir hatten und die unser Immunsystem insgesamt trainiert haben. Aber eben nicht diese sonst vorkommenden Atemwegserreger. Das ist der Grund, warum die Atemwegsinfekte jetzt heftiger ausfallen.

Woran erkenne ich die Symptome der verschiedenen Erkrankungen?

Die echte Influenza lässt sich sehr gut von den vorherrschenden Corona-Symptomen unterscheiden. Bei der richtigen Grippe ist man morgens um 9 Uhr noch munter ins Büro gefahren. Und um 12 Uhr ist man plötzlich sterbenskrank. Das geht ruckzuck. Bei Corona war das bei den anderen Varianten nicht so und jetzt bei Omikron BA.5 erst recht nicht. Omikron BA. 5 hat sich mittlerweile zu einem ganz klassischen grippalen Infekt gemausert. Das war das, was wir erwartet und auch gehofft haben. Nehmen wir folgenden Fall an: Die Erkrankung beginnt langsam. Sie fühlen sich schlapp, Sie haben vielleicht etwas Kopfweh. Vielleicht haben Sie schon Temperatur und Muskel- und Gelenkschmerzen. Diese Symptomatik spricht gegen eine Grippe, aber für eine Erkältung oder mittlerweile tatsächlich Omikron BA.5. Das kann man von einer Erkältung ganz schlecht unterscheiden. Aber ganz gleich, ob Omikron BA.5 oder Atemwegserkrankung: Jeder Betroffene sollte zuhause bleiben, sich auskurieren und niemanden unnötig anstecken.

Wie lassen sich Omikron BA.5 und eine Erkältung unterscheiden?

Das ist kaum möglich. Wenn man die üblichen fünf Hauptsymptome in ihrer prozentualen Verteilung von Omikron BA.5 anschaut, dann passt das auch ganz genau zu einer Erkältung: Halsschmerzen etwa 60 %, Kopfschmerzen etwa 50 %, verstopfte Nase etwa 40 %, Husten ohne Schleim 40 %, Schnupfen 40 %. Welche der Symptome würde Sie veranlassen zu sagen, das ist Corona oder eine Erkältung? Man kann es nicht unterscheiden. Wenn man es wirklich wissen will, dann geht das nur über einen PCR-Test. Die Frage ist, ob diese Erkenntnis überhaupt hilft. Die Inzidenz ist derzeit derart hoch, - und hier reden wir nicht über die gemeldeten Zahlen, sondern über die enorme Dunkelziffer – dass das Wissen gar keine Bedeutung hat. Omikron BA.5 ist eben wie eine Erkältungskrankheit zu sehen. Was nicht heißt, dass es bei manchen Leuten ganz heftige Symptome geben kann und dass es auch bei manchen Leuten das Fass zum Überlaufen bringen kann. Nur war das vor Corona bei Erkältungskrankheiten auch schon der Fall. Personen mit Vorerkrankungen, zum Beispiel mit Herz -und Lungenproblemen, können genauso letzlich an einem Erkältungsvirus sterben.

Ist es richtig, dass bei Omikron BA.5 die bislang bekannten Symptome nicht auftreten?

Der Geruchs- und Geschmacksverlust, den wir beispielsweise bei Delta hatten, gibt es bei Omikron BA.5 fast nicht. Bei den normalen Erkältungskrankheiten gibt es das ebenfalls so gut wie nicht. Man kann da etwas schlechter riechen, aber das liegt dann an der verstopften Nase. Auch die Lungensymptomatik, die wir bei Delta hatten, gibt es bei den Omikron-Varianten nur sehr selten. Wir hoffen, dass es mit den Mutationen in dieser Richtung so glimpflich weitergeht. Hundertprozentig sicher ist das nicht, aber es ist das wahrscheinlichste Szenario.

Zur Person

Dr. med. Christoph Specht ist Arzt und Medizinkorrespondent mit einer Promotion im Fach Orthopädie. In Liverpool studierte er Tropenmedizin. Seit 2005 ist er regelmäßig als Arzt in Afrika im Einsatz. Außerdem ist er seit Jahren als Medizinjournalist für verschiedene Formate tätig und erlangte einen hohen Bekanntheitsgrad durch seine Präsenz in TV-Sendungen.