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Pflanzliche Schlaf- und Beruhigungsmittel

Eine scheinbar einfache Lösung, um besser zu schlafen ist es, zu Schlafmitteln zu greifen. Neben verschreibungspflichtigen Mitteln gibt es eine Vielzahl an pflanzlichen Präparaten. Ob diese tatsächlich hilfreich sind, bleibt fraglich.

Autor: zone35

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Sorgen, Ängste oder andere Umstände bringen viele Menschen um den dringend nötigen Schlaf. Die Apotheke oder der nächste Drogeriemarkt versprechen schnelle Abhilfe. Neben verschreibungspflichtigen Medikamenten, die den Ruf haben abhängig zu machen, gibt es eine Vielzahl an frei verkäuflichen Mitteln, viele davon auf pflanzlicher Basis. 228 Millionen Euro werden nach Auskunft des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller pro Jahr mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln umgesetzt – Tendenz steigend. Die Präparate gehören somit zu den umsatzstärksten rezeptfreien Mitteln.

Das hat unter anderem die Stiftung Warentest 2018 untersucht. Sie prüfte sowohl verschreibungspflichtige Schlaftabletten wie Benzodiazepinen und sogenannte „Z-Drugs“ (mit den Wirkstoffen Zolpidem und Zopiclon) als auch 55 rezeptfreie Mittel, darunter Antihistaminika, Baldrianpräparate, Tees und Nahrungsergänzungsmittel. Deren Fazit: „Die meisten Mittel schneiden schlecht ab.“

Pflanzliche und homöopathische Präparate

Auf der Suche nach Schlafmitteln, die ohne Nebenwirkungen auskommen und nicht abhängig machen, greifen viele zu schlaffördernden Tees oder pflanzlichen Präparaten mit Baldrian und Hopfen. Auch Lavendel, Johanniskraut, Melisse und Passionsblumenkraut sollen Spannungszustände lösen und beim Einschlafen helfen. Sanfte Einschlafhilfe versprechen darüber hinaus homöopathische Komplexmittel.

Die Stiftung Warentest zweifelt die Wirksamkeit aller dieser Mittel jedoch stark an. Das deckt sich mit wissenschaftlichen Studienergebnissen. Es fehlen nämlich Nachweise, die eine Wirksamkeit belegen. Bestenfalls finden sich Hinweise, die eine schlaffördernde Wirkung nahelegen. Zum Beispiel für Baldrian bei Unruhe bzw. leichten bis mittleren Schlafproblemen. Hier kommt es auf den Gehalt und die nötigen Extraktionsmittel an.

Sicher ist, dass homöopathische Einschlafhilfen nicht sofort wirken, sondern einige Tage eingenommen werden sollten, bis sich die Wirkung einstellt.

Freiverkäufliche nichtpflanzliche Schlafmittel

Ohne Rezept gibt es auch leichte Schlafmittel, die als Wirkstoff Antihistaminika (Diphenhydramin und Doxylamin) enthalten. Stiftung Warentest bescheinigt ihnen „günstige Effekte“ auf das Schlafen. Sie sollten jedoch nur maximal zwei Wochen angewendet werden. Der Körper kann sich an die Substanzen gewöhnen, sodass sie nicht mehr ausreichend wirken. Nebenwirkungen, die vor allem bei erhöhter Dosis auftreten können, sind Schwindel, Benommenheit und Verwirrtheit. Ältere Menschen sollten auf die Mittel möglichst verzichten.

Zu Vorsicht ist bei Nahrungsergänzungsmitteln, die das Schlafhormon Melatonin enthalten, geraten. Einige niedrig-dosierte Produkte werden in Deutschland als Einschlafhilfe gehandelt. Die Wirkung ist umstritten. Anders als bei verschreibungspflichtigen Medikamenten muss bei Nahrungsergänzungsmitteln nicht auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen werden, die der Wirkstoff Melatonin sehr wohl hat.

Verschreibungspflichtige Mittel

Verschreibungspflichtige Schlafmittel, sogenannte Benzodiazepine und auch Z-Substanzen, wirken gut, sie bergen aber auch große Risiken. Sie können zur Gewöhnung und Abhängigkeit führen, deren gesundheitlichen Folgen man nicht unterschätzen sollte. Außerdem gilt, dass sie zwar temporär helfen, zum Beispiel bei akuten Krisen und Belastungen. Jedoch beheben sie nicht die Ursache der Schlafprobleme. Werden sie abgesetzt, sind die Schlafstörungen wieder da.