Fußfehlstellungen sind fast immer erworben. Der häufigste Grund sind zu enge Schuhe, oft schon im Kindesalter. Lesen Sie, worauf Eltern beim Schuhkauf achten sollten. Denn auf Größenangaben allein sollte man sich nicht verlassen.
Ein Forscherteam der Medizinischen Universität Wien hat kürzlich den Einfluss zu kurzer Kinderschuhe auf Kinderfüße untersucht und kam dabei zu beunruhigenden Ergebnissen: 69,4 Prozent der Kinder trugen zu kurze Straßenschuhe. Das ist besonders problematisch, denn gerade Kinder spüren nicht, ob die Schuhe zu kurz sind. Sie zwängen sich brav hinein.
Fehlstellungen vermeiden
Fehlstellungen sind damit programmiert. Schließlich ist der menschliche Fuß ein äußerst komplexes und empfindliches Gebilde: Siebzig Knochen sind so angeordnet, dass sie im Verbund mit Bändern, Sehnen und Muskeln ein einwandfreies Gehen ermöglichen. Das funktioniert nur dann problemlos, wenn die Schuhe 10 bis 12 Millimeter länger sind als die Füße – gerade auch bei Kindern.
Wenig überraschend ist daher, dass die Studie, die im Fachjournal "BMC Musculoskeletal Disorders" veröffentlicht wurde, auch deutliche Fehlbildungen aufdeckte: Bei der Untersuchung hatten 76,1 Prozent der Kinder Abweichungen bezüglich der korrekten Stellung des großen Zehs. 14,2 Prozent der Kinderzehen waren sogar um 10 Grad und mehr gekrümmt. Dabei gilt: Je kürzer die Schuhe, desto gravierender die Fehlstellung.
Damit es erst gar nicht zu Fehlbildungen kommt und Kinder die Chance haben, mit gesunden Füßen erwachsen zu werden, sollten Eltern von Anfang an auf das richtige Schuhwerk achten. Überprüfen Sie insbesondere im Alter von drei bis sechseinhalb Jahren alle vier Monate, ob die Schuhe noch richtig sitzen. Denn bei Kindern in diesem Alter wachsen die Füße pro Monat einen ganzen Millimeter.
Beim Schuhkauf: weder den Größenangaben vertrauen…
Weil unterschiedliche Schuhmodelle unterschiedlich ausfallen, sollte man die Größenangabe der Hersteller nur als vage Orientierungshilfe betrachten. Neben der Länge, die die Schuhgröße angibt, zählt außerdem die passende Breite des Schuhs. Zwar gab es früher bei einer bestimmten Größe meistens nur eine Einheitsbreite. Mittlerweile bieten viele Schuhhersteller inzwischen jedoch auch Schuhe der gleichen Größe in schmal (s), mittel (m) und weit (w) an. Kinderschuhe sollte man daher immer im gut sortierten Fachhandel kaufen.
Gerade bei kleinen Kindern sind Nervensystem und Urteilsvermögen noch nicht so ausgeprägt, dass sie immer zweifelsfrei erkennen können, ob der Schuh wirklich passt oder nicht. Deswegen ist es wichtig, für den Schuhkauf eine Schablone des Kinderfußes anzufertigen. Dazu muss das Kind barfuß auf einem Karton stehen. (Socken können Form und Größe des Fußes verfälschen; der nachgiebige kindliche Fuß dehnt sich unter Belastung aus und beansprucht damit mehr Platz).
Zeichnen Sie den Fußumriss nach und fügen Sie am längsten Zeh 12 Millimeter hinzu. Gehen Sie mit dieser Schablone ins Schuhgeschäft und messen Sie die Schuhe aus. Passt die Schablone und ist auch nicht zuviel Luft an den Seiten vorhanden, könnte dieser Schuh, die richtige Wahl sein.
Anprobe ist Pflicht
Natürlich muss sich Ihre Tochter oder Ihr Sohn in den Schuhen auch wohl fühlen. An der Anprobe führt kein Weg vorbei.