Frau hebt Kind in die Höhe
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Baby hochheben: So schützen Sie Kopf, Rücken und Gelenke

Bei Babys befinden sich Muskeln, Knochen und Gelenke noch im Wachstum und sind deshalb besonders empfindlich. Wird ein Baby ungünstig hochgehoben, kann das nicht nur wehtun, sondern auch zu Verletzungen führen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, gibt es ein paar einfache Grundregeln, die Eltern im Alltag beachten sollten.

Qualitätssicherung: Philipp Grätzel von Grätz, Arzt und Medizinjournalist

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Das Wichtigste in Kürze

  • Neugeborene haben schwache Halsmuskeln: Beim Hochheben eines Babys Kopf und Nacken mit einer Hand stützen, die andere trägt Rücken/Po. Ruckartige Bewegungen vermeiden – ruhiges Anheben schützt und vermittelt Sicherheit.
  • Ungefähr ab Woche sechs bis acht können Babys den Kopf kurz halten: Unter den Achseln heben ist dann möglich, aber den Kopf weiter sichern. Der Fliegergriff beruhigt, entlastet den Bauch und lindert Blähungen.
  • Leises Knacken beim Hochheben ist meist harmlos: Häufig platzen kleine Gasbläschen in der Gelenkflüssigkeit. Ohne Schmerzreaktion genügt die Beobachtung; bei Häufung oder Unbehagen sind die Ursachen ärztlich abzuklären.
  • Ellenbogen bis circa vier Jahre empfindlich: Plötzliche Zugbelastung kann eine Chassaignac-Lähmung auslösen. Kinder nicht an den Händen hochziehen.
  • Weinen beim Hochheben entsteht oft durch Schreck oder ungünstige Haltung. Heben Sie das Baby ruhig und stützen Sie den Kopf zuverlässig. Bei anhaltender Empfindlichkeit, ausgeprägter Schlaffheit oder wenig Körperspannung die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt konsultieren.

Dass man mit Neugeborenen behutsam umgehen sollte, versteht sich von selbst. Beim Hochheben ist jedoch besondere Vorsicht gefragt: Muskeln und Bänder sind in den ersten Wochen noch schwach und auf die geschützte Umgebung im Mutterleib eingestellt. Plötzliche oder ruckartige Bewegungen können sie nicht auffangen.

Warum sollte man den Kopf des Babys beim Hochheben stützen?

Gerade frisch gebackene Eltern heben ihr Baby oft ganz selbstverständlich unter den Achseln hoch – das wirkt vertraut und scheint praktisch. In den ersten Lebenswochen ist das jedoch noch nicht ideal, denn Neugeborene können ihren Kopf noch nicht selbst halten. Die Muskulatur, die ihn stabilisiert, ist zu diesem Zeitpunkt noch zu schwach entwickelt.

Deshalb sollte man das Baby vor allem im ersten Monat immer mit einer Hand unter Kopf oder Nacken stützen, während die andere Hand Rücken oder Po trägt. Auf diese Weise wird das Kind gleichmäßig gestützt und fühlt sich geborgen und sicher.

Baby unter den Achseln hochheben – ab wann?

Gegen Ende des ersten Monats hat sich die Halsmuskulatur schon so weit entwickelt, dass die meisten Kinder den Kopf bereits kurzzeitig selbst anheben können, wenn sie auf dem Bauch liegen. Bei manchen dauert es auch etwas länger, das ist ganz normal. Ab der sechsten bis zur achten Woche können sie ihn dann meist auch schon in der Rückenlage heben. Jetzt dürfen Eltern ihrem Kind etwas mehr Spielraum geben, zum Beispiel beim Tragen an der Schulter. Der Sohn oder die Tochter wird dann den Kopf für kurze Augenblicke bereits selbst halten können.

Etwa ab diesem Zeitpunkt lässt sich ein Baby auch an den Achseln hochheben. Dabei sollte der Kopf weiterhin mit den Fingern gestützt werden. Vorsicht bleibt wichtig, besonders beim Anheben, da noch Unterstützung nötig ist. Erst mit rund sechs Monaten ist die Muskulatur so weit entwickelt, dass Babys ihre Kopfbewegungen vollständig selbst kontrollieren können.

Wohltuender Fliegergriff – so hilft die Haltung gegen Blähungen

Beim sogenannten Fliegergriff liegt das Baby bäuchlings auf dem Unterarm der Bezugsperson, der Kopf leicht erhöht und seitlich in der Armbeuge. Mit der freien Hand lassen sich Rücken oder Po zusätzlich stützen. Viele Säuglinge empfinden diese Haltung als angenehm – sie wirkt sanft massierend auf den Bauch und kann Blähungen lindern.

Geeignet ist der Fliegergriff ab etwa der sechsten Lebenswoche, wenn das Baby seinen Kopf bereits kurzzeitig selbst anheben kann. Wenn der Kopf und anfangs die Beine gut gestützt werden, geht es auch schon früher. Wichtig ist, das Kind dabei ruhig zu bewegen und aufmerksam auf seine Signale zu achten. Zeigt es Unbehagen, sollte man es behutsam wieder in eine andere Position bringen.

Wenn Rücken oder Achseln beim Hochheben eines Babys knacken – ist das normal?

Manchmal ist beim Hochheben eines Babys ein leises Knacken zu hören, zum Beispiel im Rücken. Das kann Eltern erschrecken, ist aber meist völlig harmlos. Die Gelenke und Bänder von Säuglingen sind noch sehr weich und beweglich. Das Geräusch entsteht oft durch winzige Luftbläschen in der Gelenkflüssigkeit, die beim Bewegen zerplatzen – ähnlich wie bei Erwachsenen, wenn Finger oder Knie knacken.

Solange das Baby dabei keine Schmerzreaktion zeigt, also weder zusammenzuckt noch weint, besteht kein Grund zur Sorge. Treten die Geräusche jedoch häufiger auf oder merkt man dem Kind an, dass es sich unwohl fühlt, sollte zur Sicherheit die Kinderärztin oder der Kinderarzt einen Blick darauf werfen.

Baby weint beim Hochheben? Das kann dahinterstecken

Wenn ein Baby beim Hochheben weint, steckt meist kein ernster Grund dahinter. Oft erschreckt es sich über die plötzliche Bewegung oder fühlt sich kurzzeitig unsicher. Auch eine ungünstige Haltung, zum Beispiel wenn der Kopf nicht ausreichend gestützt wird oder der Körper leicht verdreht liegt, kann unangenehm sein. Das Baby deshalb immer ruhig und gleichmäßig anheben und dabei Kopf und Rücken mit einer Hand stützen.

Bleibt das Weinen länger bestehen oder reagiert das Baby beim Hochheben wiederholt empfindlich, kann eine Verspannung oder Blockade, etwa nach der Geburt, die Ursache sein. In diesem Fall sollte die Kinderärztin oder der Kinderarzt um Rat gefragt werden.

Warum der Ellenbogen bei kleinen Kindern besonders empfindlich ist

Neben der Halswirbelsäule gilt auch das Ellenbogengelenk als empfindlich im frühen Kindesalter. Es braucht deutlich länger, um vollständig belastbar zu werden. Bis etwa zum vierten Lebensjahr kann sich die ellenbogennahe Verbindung zwischen Elle und Speiche bei plötzlicher Zugbelastung noch leicht lösen. Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein Kind fällt und es ruckartig am Arm hochgezogen wird.

Wird das Gelenk auf diese Weise auseinandergezogen, können umliegende Bandstrukturen in den Gelenkspalt „rutschen“. Lässt die Zugkraft nach, wird dieses Gewebe eingeklemmt, was starke Schmerzen verursacht.

Typisch ist, dass sich dabei kaum eine Schwellung zeigt, sodass die Verletzung von außen oft unbemerkt bleibt. Betroffene Kinder nehmen jedoch instinktiv eine Schonhaltung ein: Sie halten den gebeugten Unterarm eng am Bauch, die Handinnenfläche zeigt nach innen-unten. Der Arm wirkt wie gelähmt – daher der Name Chassaignac-Lähmung.

Die gute Nachricht: In der Regel lässt sich diese Verletzung unkompliziert behandeln. Der Kinderarzt kann das gelockerte Gelenk mit einem kurzen Handgriff wieder einrenken.

„Engelchen flieg“ & Co: Warum Ziehen an den Armen für Kinder gefährlich sein kann

Aus diesem Grund raten Ärzte, Kinder bis etwa vier Jahre niemals an den Händen hochzuziehen, sondern sie beim Anheben immer unter der Brust zu halten. Ruckartige Belastungen der Unterarme sollten generell vermieden werden. Chassaignac-Lähmungen können auch durch hastiges oder ungeduldiges Ausziehen der Jacke durch die Eltern entstehen.

Besondere Vorsicht ist beim beliebten Spiel „Engelchen flieg“ geboten. Grundsätzlich sollte der Bewegungsdrang der Kinder nicht ausgebremst werden, ein komplettes Vermeiden des Spiels ist nicht nötig. Wichtig ist jedoch, sich der Belastung bewusst zu sein: Wenn Kinder ihre Muskeln anspannen, reduziert sich die Zugbelastung deutlich, sodass meist nichts passiert. Die Entwicklung in diesem Punkt ist jedoch sehr unterschiedlich. Während manche Dreijährige die Bewegungen problemlos auffangen können, können selbst sanfte Bewegungen für einige Vierjährige schon schmerzhaft sein.

In jedem Fall ist es sinnvoll, die Intensität des Spiels allmählich zu steigern. Alternativ können Kinder unter den Achseln gehalten werden, dann wird der Ellenbogen gar nicht erst belastet. Aufgepasst werden sollte vor allem dann, wenn schon einmal eine Chassaignac-Lähmung aufgetreten ist. Denn diese Verletzung neigt dazu, wiederholt aufzutreten.

Baby schlaff beim Hochheben – Grund zur Sorge?

In den ersten Lebenswochen zeigen viele Babys beim Hochheben den typischen Moro-Reflex: Sie strecken ihre Arme aus und ziehen sie dann schnell wieder an. Bleibt diese Reaktion einmal aus, ist das meist kein Grund zur Sorge – je nach Wachzustand oder Stimmung reagieren Säuglinge unterschiedlich.

Wirkt das Baby über längere Zeit sehr schlaff, bewegt die Beine kaum oder zeigt insgesamt wenig Körperspannung, sollte dies ärztlich abgeklärt werden. In den meisten Fällen steckt jedoch keine Störung dahinter, sondern einfach ein Moment von Müdigkeit oder Entspannung.

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