Detox: Mehr als nur ein Trend?

Gerade zu Jahresbeginn fällt immer wieder der Begriff Detox im Zusammenhang mit Kuren oder dem Entschlacken des Körpers. Ist Detoxen wichtig für die Gesundheit? Oder kann man darauf verzichten?

Qualitätssicherung: Dr. Britta Schautz

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Pulver, Tee, Smoothies, Pflaster, Kapseln, Kur – die Liste der sogenannten Helfer für das Detoxen ist lang. Ebenso mannigfaltig sind die Versprechen dieser Produkte. Unter dem Strich geht es um das Entschlacken des Körpers und darum, ihn von abgelagerten Schadstoffen zu reinigen. Oft ist vom aktiven Entgiften die Rede. Das liegt nahe, denn Detoxen ist die Abkürzung des englischen Wortes Detoxifikation, dessen Übersetzung lautet: Entgiftung. Wer mit diesen Produkten liebäugelt, sollte sich zunächst mit der Faktenlage befassen. „Bis heute gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg, dass Detox-Produkte einen der versprochenen Effekte haben. Im Gegenteil ist es so, dass der Körper keine Schlacken enthält. Bei gesunden Menschen ist auch keine Ansammlung von Stoffwechselprodukten in den Zellen zu verzeichnen“, betont Dr. Britta Schautz, Projektleiterin für den Bereich Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Berlin e.V. Aus ihrer Sicht sei es eine Modeerscheinung, von der man sich nicht zu viel versprechen solle.

Entwässernde Zutaten

Detoxen kann sogar unangenehme Folgen nach sich ziehen. Viele der Produkte enthalten entwässernde Zutaten. Dies können beispielsweise Brennnessel, Löwenzahn oder Wacholderbeeren sein. „Natürlich hat man durch die Entwässerung den Eindruck, dass sich im Körper etwas verändert. Risikolos ist das aber nicht. Bei länger anhaltender Entwässerung kann der Organismus wichtige Nährstoffe verlieren. Medikamente können zu schnell ausgespült werden und es kann zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen“, so Dr. Britta Schautz. Ebenfalls kritisch zu betrachten sind Produkte auf Zeolith-Basis, die aus natürlichen Vulkan-Mineral oder aus synthetischer Struktur bestehen. „Diese Bestandteile stehen im Verdacht, aufgrund ihrer Oberfläche wichtige Mineralstoffe aus der Nahrung an sich zu binden und für deren Ausscheidung zu sorgen. Das ist für den Elektrolyt-Haushalt ungünstig. Außerdem können sie abhängig von ihrer Herkunft Schwermetalle enthalten,“ erklärt Dr. Britta Schautz. Bei den Säften lohnt sich übrigens ein Blick auf das Etikett. Oft liegt der Zuckeranteil über dem von Soft-Getränken.

Der Körper entgiftet selbst

Wer wirklich etwas für seinen Organismus tun möchte, sollte sich für einen aktiven Lebensstil entscheiden. „Jeder kann auf die eigenen Kräfte vertrauen. Viel Bewegung und eine ausgewogene, vollwertige Ernährung sorgen für ein gutes Lebensgefühl. Der Verzicht auf Nikotin und Alkohol lohnt sich,“ so Dr. Britta Schautz und weist auf den relevantesten Fakt in diesem Zusammenhang hin: „Der Körper benötigt keine Detox-Maßnahmen. Diese Aufgabe erledigen die Organe nämlich selbst.“ Tatsächlich regelt unser Körper sehr zielgerichtet das Ausscheiden von unerwünschten Stoffen. Niere, Leber, Darm und Haut leisten dabei ganze Arbeit. So nimmt die Leber die Nährstoffe der Nahrung auf, wandelt diese in brauchbare Verbindungen und gibt sie an die Zellen ab. Giftige Stoffe können in ungiftige Stoffe umgewandelt werden (z.B. Alkohol), die über einen Teil des Blutkreislaufes dann über die Nieren weiter als Urin ausgeschieden werden. Der Darm verarbeitet die Nahrung, fängt gleichzeitig Bakterien und Krankheitserreger ab. Eine weitere Instanz ist die Haut, die den Körper vor Giftstoffen und Erregern schützt.

Health Claim durch EU

Der Bundesgerichtshof hat bereits 2017 die Werbung zum Thema Detox auf den Prüfstand gestellt. Werbeaussagen mit dem Begriff Detox sind auf Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln nicht erlaubt, weil die versprochene gesundheitliche Wirkung wissenschaftlich nicht belegt ist. Die Instanz für die Kontrolle der Werbeversprechen im Gesundheitsbereich ist eine Behörde der EU: European Food Safety Authority – kurz EFSA. Sie führt eine Liste der sogenannten Health Claims, die erlaubt sind. Diese dürfen nur dann verwendet werden, wenn sie sich auf allgemein anerkannte wissenschaftliche Nachweise stützen. Health Claims müssen beantragt werden, welche die EFSA dann prüft. Detox-Produkte sind nicht in der Liste vorgesehen. Deshalb lassen sich Hersteller phantasievolle Alternativ-Bezeichnungen einfallen, wie freetox, antitox etc.

Zur Person

Dr. Britta Schautz, Projektleiterin für den Bereich Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Berlin e.V.