Essen in aller Munde
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Sie waren schon immer aus der asiatischen Küche bekannt. Heutzutage entlocken Algen auf dem Teller nur noch wenigen Menschen in Deutschland ein „Igitt!“. Aber sind sie auch aus gesundheitlicher Perspektive eine Bereicherung für den Speiseplan?
Ob völlig geschmacklos oder mit salzig-würzigem Meeresaroma, Algen sind für Menschen in Japan und China, aber auch in den Küstengebieten Frankreichs, Englands oder Nordamerikas ein ganz normales Nahrungsmittel. Sie finden meist Verwendung in Sushi und Salat oder als Zutat in der Gemüsepfanne.
Es gibt verschiedenste Algen, auf der ganzen Welt werden alleine rund 500 verschiedene Sorten in der Küche verwendet. Ihre Einordnung als Organismus ist für die Wissenschaft oft gar nicht leicht. Grundsätzlich gibt es zwei Arten: mikroskopisch kleine Mikroalgen und großblättrige Makroalgen. Letztere werden bis zu 60 Meter lang. Speisealgen sind meistens Makroalgen. Auch farblich lassen sich Algen in rote, braune und grüne Arten einteilen.
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Über den gesundheitlichen Wert von Algen herrscht nach wie vor kein Konsens. Sie enthalten zwar Kohlehydrate, Protein und Mineralstoffe. Aufgrund der meist kleinen Verzehrmenge können Algen den Körper aber selten mit vielen Nährstoffen versorgen.
Neben hochwertigen Eiweißen enthält es einen hohen Anteil an Eisen und Jod. Auch die Vitamine A, B2, B12, C und D sind reichlich enthalten. Allerdings kann insbesondere der eigentlich für die Jodmangelregion Deutschland erfreuliche hohe Jodgehalt auch negative Folgen haben. Jod, ein lebenswichtiges Mineral, ist für die Funktion der Schilddrüse zwar unerlässlich. Doch bei Personen, die über viele Jahre zu wenig davon aufgenommen haben, kann eine plötzliche hohe Aufnahme des lebensnotwendigen Spurenelements zu einer gefährlichen Überfunktion der Schilddrüse führen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnte deshalb in der Vergangenheit vor bestimmten importierten und getrockneten Algen- sowie Seetangprodukten, deren Jodgehalt nicht kontrolliert wird. Nicht davon betroffen sind hingegen frische Algen aus heimischer Zucht, die zum Beispiel in Sushi Verwendung finden. Denn Algen, die in europäischen Gewässern wachsen, werden gewöhnlich bereits nach drei bis vier Monaten geerntet, so dass sich gar nicht erst so viel Jod anreichern kann. Zum Vergleich: Die Asiaten ernten in der Regel erst nach einem Jahr. Es spricht also nichts dagegen, Sushi in den Speiseplan aufzunehmen – zumal man dabei ohnehin nur eine vergleichsweise geringe Menge Algen zu sich nimmt.
Nicht verwechseln sollte man diese traditionsreiche Algenküche mit diversen Nahrungsergänzungsmitteln auf Algenbasis. Denn dabei kommen völlig andere Algenarten zum Einsatz: Schließlich fasst der Begriff „Algen“ ganz allgemein alle im Wasser beheimateten Lebewesen zusammen, die Photosynthese betreiben und ihre Lebensenergie somit aus dem Sonnenlicht beziehen. Dazu zählt der mit den Händen greifbare Seetang, wie er teilweise in der Küche Verwendung findet, genauso wie bestimmte Einzeller und Bakterienformen – wie etwa Grün- und Blaualgen.
Algen werden in der Regel im Meer angebaut. Die Kultivierung beansprucht also keine Landflächen und erschöpft keine Süßwasserressourcen. Düngemittel ist generell unnötig, da im Meer meist schon genügend Nährstoffe zu finden sind. Das macht den Algenanbau äußerst nachhaltig.
Seit einigen Jahren werden Algen auch als Bioprodukte angeboten. Als solche müssen sie in Gewässern mit hoher ökologischer Qualität angebaut und nachhaltig bewirtschaftet werden. Auch die Einhaltung sozialer Betriebsstandards und umweltverträglicher Erntetechniken sind wichtig.
Als Nahrungsergänzungsmittel sind insbesondere Produkte im Umlauf, die aus einzelligen Lebewesen gewonnen werden. Dazu zählen die Blaualge beziehungsweise Cyanobakterie Spirulina und die Grünalge Chlorella. Chlorella kommt in der Alternativmedizin im Rahmen der sogenannten Schwermetallausleitung und Entgiftung zum Einsatz. Da diese Algen typischerweise in ihrem natürlichen Umfeld entsprechend giftige Substanzen – zum Beispiel Quecksilber – aufnehmen können, geht man davon aus, dass dies auch der Fall ist, wenn man sie über die Nahrung aufnimmt. Allerdings gibt es dafür bislang keinen wissenschaftlich Beweis, so dass diese These umstritten ist. Untersucht wird außerdem, inwiefern diese Alge als Lieferant für Eiweiße und ungesättigte Fettsäuren interessant ist. Bei Chlorella vulgaris liegt der Proteingehalt in getrocknetem Zustand bei immerhin 50 Prozent.
Spirulina-Produkten wiederum werden oftmals eine heilende Wirkungen bei Allergien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Virusinfektionen nachgesagt. Allerdings gibt es auch dafür keine belastbaren wissenschaftlichen Beweise. Die Hersteller entsprechender Produkte stellen daher insbesondere die positiven Inhaltsstoffe in den Vordergrund wie Vitamine, Mineralien und Eiweiße.
Doch ganz gleich, ob Chlorella oder Spirulina: Wie bei den meisten Nahrungsergänzungsmitteln stellt sich die Frage, ob diese zur Versorgung mit Vitaminen und Mineralien überhaupt sinnvoll oder erforderlich sind. Schließlich gilt: Wer einen gesunden Stoffwechsel hat und sich vollwertig ernährt, versorgt seinen Körper mit allen notwendigen Nährstoffen.