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7.500 Schritte reichen

Wer täglich 10.000 Schritte geht, fördert seine Gesundheit optimal – so die landläufige Meinung. Besonders Menschen mit Büro-Jobs wird diese Maßnahme empfohlen. Doch wie soll das zusammen mit einem Vollzeitjob gelingen, müssen es überhaupt so viele Schritte sein und woher stammt diese „Weisheit“?

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Themen zur Gesundheit und wie man diese fördern kann, erfreuen sich einer breiten Leserschaft. Im Zuge der Lifestyle-Optimierung wurde schon so mancher Trend kreiert. So verhält es sich auch mit den 10.000 Schritten – je nach Schrittlänge sind das immerhin zwischen sechs und acht Kilometer. Immer wieder stolpert man in Gesundheits-Ratgebern über diese beeindruckend hohe Zahl. Oder man bekommt eine Pushnachricht der eigenen Fitness-App, sobald das Ziel erreicht wurde. Sicher ist: die tägliche Bewegung tut dem Körper gut und fördert die Gesundheit. Ob es unbedingt eine fünfstellige Zahl sein muss, ist jedoch fraglich. Denn bislang gibt es keine Studie, die einen besonderen gesundheitlichen Vorteil dieser Anzahl an Schritten belegen kann. Wer sie sich jedoch als gewünschten Maßstab aussuchen sollte, macht damit prinzipiell nichts falsch.

Mehr als die Hälfte sitzt bei der Arbeit

In Deutschland sind gegenwärtig etwa 45,3 Millionen Menschen erwerbstätig. Laut einer Studie des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt aus dem Jahr 2020 arbeiteten 59 Prozent davon überwiegend im Büro und 12 Prozent gelegentlich an einem Büroarbeitsplatz. Daraus lässt sich folgern, dass der Großteil der Erwerbstätigen während der Arbeitszeit wenig Bewegung hat.  Folgende Tipps helfen dabei, im Alltag für mehr Bewegung zu sorgen:

  • Den Arbeitsweg komplett oder streckenweise zu Fuß zurücklegen, anstatt die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Auto zu nehmen.
  • Rolltreppen und Fahrstühle meiden und dafür Treppen steigen.
  • Nicht im Sitzen telefonieren, sondern dabei gehen. Das geht auch in der Wohnung.
  • In der Mittagspause einen Spaziergang machen, anstatt im Büro oder in der Kantine zu sitzen. Gleiches Prinzip beim täglichen Kaffee: lieber ab und zu „To Go“ als im Café zu sitzen – natürlich mit eigenem Becher.
  • Nach dem Abendessen, auch wenn das Sofa ruft, einen kleinen Spaziergang machen.

10.000 Schritte – ein Marketing-Coup

Wer sich fragt, wer eigentlich hinter den 10.000 Schritten steckt, findet die Antwort in Japan. 1965 brachte das japanische Unternehmen Yamasa Tokei den ersten mobilen Schrittzähler unter dem Namen „Manpo-kei“ auf den Markt. Die Bezeichnung bedeutet übersetzt „der 10.000 Schritte-Zähler“. Somit wurde diese Zahl fester Bestandteil der Werbekampagne und galt fortan zuerst in Japan und anschließend auch über dessen Grenzen hinaus als Maßstab für einen gesunden Lebensstil.

Bewegung verlängert das Leben

Neuere wissenschaftliche Veröffentlichungen sind der Frage auf den Grund gegangen, wie das Maß der täglichen Bewegung im Verhältnis zu den gesundheitlichen Vorteilen steht – genauer gesagt die Sterblichkeitsrate. In einer 2019 erschienenen amerikanischen Studie wurden z. B. die täglichen Schritte von rund 17.000 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren über einen Zeitraum von vier Jahren gemessen. Das Ergebnis: Die Testpersonen mit 4.400 Schritten am Tag wiesen eine deutlich niedrigere Sterblichkeitsrate als Vergleichspersonen mit etwa 2.700 Schritten am Tag auf. Mit einem Anstieg der Schrittzahl pro Tag nahm die Sterblichkeitsrate ab, bis sie sich auf etwa 7.500 Schritte pro Tag einpendelte. Über diese Marke hinaus konnte diesbezüglich keine weitere Verringerung der Sterblichkeitsrate gemessen werden.

Dies erlaubt die Schlussfolgerung, dass 10.000 Schritte gegenüber den 7.500 Schritten keine besonderen gesundheitlichen Vorteile haben. Fakt ist: jede Bewegung zählt und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Damit dieser Effekt auch nachhaltig Wirkung zeigt, sollte auf die nötige Kontinuität und zusätzlich auf eine gesunde Ernährung geachtet werden.

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