Süchtig nach Glück – was bei Glück im Gehirn passiert
Bist du ein Junkie! Ja, genau du, der da gerade in diesem Moment am Bildschirm sitzt und diesen Artikel liest. Und das ist durchaus nicht respektlos gemeint. Genau genommen ist jeder Mensch süchtig. Unsere Droge heißt Glück.
Das ständige Streben nach Glück stellt sicher, dass wir in der Lage sind zu lernen. Unsere Lern- und damit auch unsere Überlebensfähigkeit hängen also ganz konkret mit unserer Sucht nach Glück zusammen. Der Knackpunkt des Ganzen ist der menschliche Drang alles zu vergleichen. Wir bewerten Ereignisse, Menschen, Situationen, einfach alles, das sich in unserem unmittelbaren Lebensumkreis befindet. Wenn nun etwas passiert, das viel besser ist als ursprünglich erwartet, bringt das den Quell der Glückseligkeit zum Sprudeln.
Ein Blick in unseren Kopf
Detailliert erklärt: In diesem Moment wird besonders viel Dopamin und Serotonin im Gehirn produziert. Diese Botenstoffe gelten als mit zu den Glückshormonen. Der Nucleus accumbens, das Zentrum des Belohnungssystems, im unteren Vorderhirn reagiert auf das freigesetzte Dopamin. Die dortigen Neuronen produzieren dann opiumähnliche Stoffe – Endorphine – auch körpereigenes Opium genannt. Genau das ist es, was unsere Sucht befriedigt. Wir fühlen uns euphorisch und genießen ein Gefühl der Glückseligkeit.
Das Dopamin, welches ins Frontalhirn geflossen ist, führt zu einer gesteigerten Lernfähigkeit. Wir lernen also ganz konkret was uns gut tut, was uns glücklich macht. Genau dafür existiert das Belohnungszentrum in unserem Kopf. Das ist der Sinn des Ganzen.
Glückszentrum auf Entzug
Die Euphorie dauert allerdings nur kurze Zeit an, bevor Dopamin und Serotonin wieder abgebaut oder zurück in die Zellen gepumpt wird. Das Glück muss dementsprechend ständig erneuert werden. Das Belohnungssystem in unserem Gehirn ist also andauernd auf Entzug und strebt danach unsere Sucht nach Glück zu stillen. Die erneute Befriedigung tritt dann ein wenn abermals unerwartet etwas Gutes passiert, das Belohnungszentrum dadurch aktiviert wird und sich der ganze Glücksvorgang von vorne abspielt.
Wir haben also ein System der Glückseligkeit im Kopf, ein lernfähiges System, das sicherstellt, dass wir tun, was uns gut tut. Das Problem dabei: Dadurch, dass unser Glück abhängig ist von unserer Urteilskraft, also dem ständigen Vergleichen, muss tatsächlich erst etwas Neues, etwas Unvorhergesehenes passieren, das wir als positiv bewerten, bevor die Glückshormone sprudeln. Dass wir in unserem täglichen Leben nicht ständig mit solchen Dingen bombardiert werden, dürfte jedem klar sein. Doch nur dadurch, dass wir andauernd auf der Suche nach dem nächsten Glückskick sind, können wir letztlich all die Dinge lernen, die gut für uns sind und – ursprünglich gesprochen – unser Überleben sichern.
Der eigene Blick auf die Dinge
Wie wir die Dinge bewerten und welche Vergleiche wir ziehen, ist allerdings ganz allein unsere Sache. Von daher möchte ich an dieser Stelle mit einem altbewährten und auch in diesem Zusammenhang sehr passenden Sprichwort schließen: „Jeder ist seines Glückes eigener Schmied.“