Essen in aller Munde
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Manche Ernährungsmärchen halten sich hartnäckig. So sind nach wie vor viele Menschen davon überzeugt, dass Apfelschorle das ideale Sportgetränk ist oder Spinat besonders reich an Eisen. Es wird Zeit einige Irrtümer aufzuklären.
Pilze darf man nicht aufwärmen. Spinat enthält besonders viel Eisen. Cola hilft bei Durchfall. Und Apfelschorle ist ein ideales Sportgetränk. All diese Aussagen haben eines gemeinsam: Viele halten sie für wahr – und zum Teil werden sie schon seit Generationen überliefert. Der Grund für diese Legendenbildung ist geradezu skurril: Manchmal wurden Forschungsergebnisse schlicht und ergreifend falsch verstanden, unvollständig zitiert und aus dem Zusammenhang gerissen. Oder die Ratschläge gehen auf eine Zeit zurück, als es noch keine Kühlschränke gab und die hygienischen Bedingungen folglich ganz andere waren.
Sicher haben sie schon einmal gehört, dass man bestimmte Lebensmittel auf gar keinen Fall erneut aufwärmen soll. Gerade für Spinat und Pilze wurde diese Regel über lange Zeit überliefert. Doch was vielleicht im vorvergangenen Jahrhundert noch wichtig war, macht in der heutigen Zeit kaum noch Sinn.
Denn der Grund für das Aufwärm-Verbot ist banal und mit heutiger Technik problemlos in den Griff zu bekommen: Spinat und Pilze zählen zu den besonders leicht verderblichen Lebensmitteln – auch wenn sie bereits durchgegart waren. Denn gekochter Spinat enthält besonders viel Nitrat. Breiten sich bestimmte Bakterien aus, verwandeln sie dieses Nitrat in das giftige Nitrit. Und Pilze wiederum können auch im gekochten Zustand besonders leicht von Schimmel befallen werden.
Beides lässt sich jedoch effektiv vermeiden, wenn man Speisereste nach dem Abkühlen sofort in den Kühlschrank stellt oder einfriert. Denn in der kalten Umgebung werden sowohl Bakterien als auch Schimmelpilzsporen in ihrem Wachstum stark ausgebremst, so dass sie keinen Schaden anrichten können. Mit entsprechender Hygiene kann man also auch Spinat und Pilze bedenkenlos wieder aufwärmen. Im Kühlschrank halten sich diese Speisen über Nacht. Tiefgekühlt sogar mehrere Monate.
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Früher kam gerade bei Kindern Spinat regelmäßig und konsequent auf den Tisch. Denn, davon waren unsere Eltern überzeugt, gerade Kinder brauchten viel Spinat, weil er so viel Eisen enthalte. Schmeckte das pürierte Gemüse nicht, musste der Teller dennoch bis zum letzten Löffel aufgegessen werden.
Allerdings ist die Annahme, dass Spinat besonders reich am für die Blutbildung wichtigen Eisen ist, schlicht und ergreifend falsch. Zum Vergleich: Frischer Spinat enthält pro 100 Gramm etwa 3-4 Milligramm Eisen. Zum Vergleich: Bei Erbsen sind es 5, bei Sojabohnen 8-9 und bei der Schweineleber sogar 22 Milligramm Eisen pro 100 Gramm!
Doch woher kommt der Irrglaube, Spinat sei besonders eisenreich? Der Grund ist banal: Es handelt sich um einen schlichten Rechen- bzw. Denkfehler: Einst kam der Wissenschaftler Gustav von Bunge zu dem Ergebnis, Spinat enthalte rund 35 Milligramm Eisen pro 100 Gramm. Allerdings untersuchte der Forscher getrockneten, pulverisierten und damit hoch konzentrierten Spinat. Doch wer isst schon pulverisierten Spinat? Auf den Tisch kommt das Gemüse entweder frisch oder tiefgekühlt. Und in dieser Form besteht der Spinat zu rund 90 Prozent aus Wasser. Die Folge: Der Gehalt an Eisen ist im Alltag um den Faktor 10 geringer, als vom Wissenschaftler unter Laborbedingungen ermittelt. Dennoch wurde der Laborwert immer wieder zitiert und letztlich aus dem Zusammenhang gerissen.
Zu den beliebtesten Hausmittelchen bei Durchfall-Erkrankungen zählt das abgestandene Glas Cola, häufig in Kombination mit Salzstangen. Allerdings kann Cola in Wirklichkeit dem Körper in der Situation gar nicht helfen – im Gegenteil: Denn der Zucker in der Limonade führt zu einem so genannten Elektrolytüberschuss im Verdauungstrakt. Die einzige Möglichkeit des Organismus, diesem Überschuss zu begegnen, ist es, das Getränk weiter zu verdünnen. Das geschieht im Darm mit Hilfe der Verdauungssäfte so lange, bis das passende Verhältnis zwischen Zucker und Flüssigkeit hergestellt ist. Die Folge: Effektiv wird dem Körper Flüssigkeit entzogen, was bei Durchfall problematisch ist, da dieser ja ohnehin mit einem Flüssigkeitsverlust einhergeht.
Hinzu kommt: Cola ist reich an Koffein. Dieses regt die Nierentätigkeit an, wodurch der Körper zusätzlich Kalium ausscheidet. Genau daran besteht jedoch bei Durchfallerkrankungen ohnehin schnell ein Mangel.
Weitaus besser ist es, dem Körper bei einem Durchfall die verloren gegangene Flüssigkeit durch entspannende Kräutertees (z.B. Pfefferminze und Kamille) sowie leicht salzige Flüssigkeiten wie Gemüsebrühe zuzuführen. Gerade letzteres liefert dem Körper nicht nur Wasser, sondern auch den passenden Elektrolytgehalt.
Beim Sport besteht ein erhöhter Bedarf an Natrium. Schließlich verlieren wir beim Schwitzen auch Salz, also Natriumchlorid. Gefragt sind daher gerade für Ausdauersportler so genannte isotonische Getränke. Und immer wieder heißt es, Apfelschorle sei die ideale „natürliche“ Variante dazu.
Doch das ist falsch. Zwar ist das Mixgetränk aus Apfelsaft und Mineralwasser ein köstlicher Durstlöscher. Den Verlust an Salzen beim Training oder Wettkampf kann das Getränk nicht ausgleichen. Denn dafür enthält es zu wenig Natrium.
Darüber hinaus kann die Fruchtsäure in der Schorle bei größerer Anstrengung für Unruhe im Magen sorgen – bis hin zu Magenkrämpfen. Der Grund: Bei großer körperlicher Anstrengung fährt der Körper die Verdauung auf ein Minimum herunter, wodurch die Fruchtsäure nicht abgebaut wird und somit den Magen reizen kann.
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