Erste Hilfe: Aufgeplatzte Lippe richtig verarzten
Ein unglücklicher Sturz vom Fahrrad oder ein Ellenbogen beim Sport können schnell zu einer aufgeplatzten Lippe führen. Denn die Haut an den Lippen ist dünn und stark durchblutet. Mit den folgenden Erste-Hilfe-Infos wissen Sie, was Sie nun tun können und wann Sie einen Arzt brauchen.
Aufgeplatzte Lippe - was tun?
Obwohl eine aufgeplatzte Lippe in der Regel oberflächlich ist und von selbst heilt, können auch tiefere Hautschichten, Zunge, Zähne (oder der Kopf an sich) betroffen sein. Daher ist es wichtig, bei der Erstversorgung die folgenden Schritte zu beachten:
- Person beruhigen: Gerade Kinder können aufgebracht sein und lassen sich möglicherweise nicht an der verletzten Stelle berühren. In solchen Fällen ist es wichtig, die betroffene Person zunächst zu beruhigen.
- Blutung stoppen: Bei stark blutenden Wunden legen Sie ein steriles Tuch/Verband von innen und außen um die Lippe. Üben Sie mit Daumen und Zeigefinger angemessenen Druck von beiden Seiten aus. Falls vorhanden: Verwenden Sie Einmalhandschuhe, um keine zusätzlichen Keime in die Wunde zu bringen.
- Platzwunde abspülen und Überblick verschaffen: Sobald die Blutung gestoppt ist, spülen Sie die betroffene Stelle unter kühlem Leitungswasser ab, um die Umgebung von Blut zu reinigen und die Schwere der Verletzung einzuschätzen. Sie können die Wunde auch vorsichtig mit einem sterilen Tuch oder einem Stück Mull abtupfen. Anschließend untersuchen Sie den Mundraum, insbesondere die Zunge und die Zähne, auf weitere Verletzungen.
- Falls möglich, die aufgeplatzte Lippe und den umliegenden Bereich desinfizieren, damit keine Keime in den Körper gelangen und Infektionen verursachen können.
- Schwellung kühlen: Kälte kann dazu beitragen, die Schwellung zu reduzieren. Wickeln Sie einen Eisbeutel oder ein Kühlpack in ein Tuch und legen es dann auf die Wunde.
- Suchen Sie bei stark verschmutzten oder weiterhin blutenden Wunden einen Arzt auf bzw. kontaktieren Sie den Notruf.
Das sollten Sie bei einer aufgeplatzten Lippe vermeiden
Folgende Maßnahmen sollten Sie bei einer aufgeplatzten Lippe nicht ergreifen:
- Vermeiden Sie Hausmittel und greifen Sie, wann immer möglich, auf sterile Verbände zur Versorgung zurück.
- Verzichten Sie auf die Reinigung der Platzwunde durch Saugen. Das kann dazu führen, dass Keime aus dem Mund in die Wunde gelangen.
Risiken: Wann Sie bei einer aufgeplatzten Lippe zum Arzt sollten
Eine offene Lippe erfordert normalerweise keine sofortige ärztliche Behandlung, jedoch gibt es Symptome und/oder Kriterien, bei denen es ratsam ist, einen Arzt aufzusuchen. Dazu gehören:
- Einnahme von Immunsuppressiva, blutgerinnungshemmenden Medikamenten oder Durchblutungsstörungen
- Jucken, Brennen, Eiter, Fieber oder auffällige Schwellungen
- Hohes Fieber, blasse bis fahle Haut, erhöhter Herzschlag, schnelle Atmung und Verwirrtheit
- Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstlosigkeit (siehe auch: Erste Hilfe bei Bewusstlosigkeit), Übelkeit, Erbrechen, Erinnerungslücken oder zunehmende Schläfrigkeit
- Taubheitsgefühl
- Tiefe oder klaffende Wunden
- Zerfetzte oder unebene Wundränder
- Unklarheit über den Tetanus-Impfstatus
- Schlechte Heilung nach zwei bis drei Wochen
- Weitere Verletzungen an Zunge oder Zähnen
Ein Arzt kann die Verletzung angemessen beurteilen, eine genaue Diagnose stellen und Ihnen die entsprechende Behandlung oder weitere Maßnahmen empfehlen.
Dauer, Pflege und Narbenbildung bei einer aufgeplatzten Lippe
Die Heilung einer aufgeplatzten Lippe dauert in der Regel zwei bis drei Wochen. Während dieser Zeit ist es wichtig, die verletzte Stelle nicht übermäßig zu belasten, um den Heilungsprozess nicht zu beeinträchtigen. Dazu gehört jegliche Aktivität, die dazu führen könnte, dass die Wunde erneut aufplatzt. Gerade in der ersten Woche sollte vermieden werden, dass Wasser auf die Stelle gelangt, da die Wunde noch nicht vollständig verschlossen ist.
Des Weiteren besteht nach einer Platzwunde an der Lippe das Risiko einer Narbenbildung, insbesondere wenn die Wunde groß ist, sich schlecht schließt oder eine Infektion auftritt. Glattere Wundränder begünstigen eine Heilung ohne sichtbare Narbenbildung, während fransige Wundränder ein höheres Risiko für das Zurückbleiben einer Narbe darstellen. Es ist daher wichtig, die Wunde richtig zu behandeln, um die bestmögliche Heilung zu unterstützen und mögliche Narbenbildung zu minimieren.