Melancholie oder Sommerdepression?
Melancholie oder Sommerdepression?

Melancholie oder Sommerdepression?

„Summertime Sadness“– das ist nicht nur der Titel eines melancholischen Songs von US-Superstar Lana Del Rey, sondern für manche ein bedrückendes Gefühl der Traurigkeit, mit der sie während der Sommermonate zu kämpfen haben. Bei den meisten geht diese Melancholie schnell vorbei, doch in manchen Fällen verbirgt sich dahinter eine ernstzunehmende Sommerdepression.

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Die Sonne scheint und draußen tobt das Leben. Ganz gleich, ob Biergarten, Freibad oder Sommerfest: Alle sind aktiver als in der dunklen Jahreszeit. Wirklich alle? Nein, die Ausnahme bestätigt auch hier die Regel: Anders als ihre sonneneuphorischen Mitmenschen fühlen sich manche Menschen im Sommer wie aus der Welt gefallen. Ob dahinter lediglich eine vorübergehende Verstimmung steckt, oder es sich um eine Erkrankung handelt, ist manchmal nicht leicht zu erkennen.

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Was ist überhaupt eine Sommerdepression?

Die Sommerdepression ist ein anerkanntes Störungsbild, das jedoch nur selten auftritt. Vorrangig trifft es junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, etwa vier bis sechs Prozent der Menschen sind betroffen, schätzen Expert:innen der Med Uni Graz. Die Prävalenz für Depression insgesamt wird üblicherweise mit sechs bis neun Prozent angegeben.

Was sind die Symptome einer Sommerdepression?

„Die Symptome können sich von denen anderer Depressionen unterscheiden“, sagt Diplom-Psychologin Julia Scharnhorst, die als Psychologische Psychotherapeutin approbiert ist. „Daher wird die Sommerdepression oft nicht direkt erkannt“. 

Bei der viel bekannteren Winterdepression sind Betroffene lethargisch und antriebslos, manche haben Heißhunger. Bei der Sommerdepression zeigen sich dagegen häufiger innere Unruhe oder auch Appetitlosigkeit. Aber auch die klassischen Symptome einer Depression – Müdigkeit, Antriebslosigkeit und sozialer Rückzug – kommen vor.

Welche Ursachen kann eine Sommerdepression haben?

Sommer- und Winterdepression sind saisonal-affektive Störungen, bei denen auch ein Einfluss der Lichtverhältnisse auf den Körper eine Rolle spielt. Bei der Winterdepression sorgt der Lichtmangel für hormonelle Verschiebungen im Körper, die sich mitunter mit einfachen Mitteln wie einer Tageslichtlampe behandeln lassen. Bei der Sommerdepression wird der Hormonhaushalt ebenfalls beeinflusst, jedoch wird in diesem Fall durch das Mehr an Licht wahrscheinlich die Melatoninproduktion gestört. Darauf reagieren manche Menschen besonders empfindlich. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle. 

„Zudem gibt es weitere Vermutungen zu den Ursachen: Temperatur, Feuchtigkeit oder Pollenbelastung könnten einen Einfluss haben“.

Julia Scharnhorst - Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin

 Allerdings sei das noch nicht ausreichend erforscht. „In manchen Fällen liegt auch eine bestehende psychische Erkrankung zugrunde. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass vorwiegend Leute betroffen sind, die zu einer bipolaren Erkrankung neigen. In dem Fall kommt die Sommerdepression nicht aus dem Nichts, sondern die schon vorhandene chronische psychische Erkrankung nimmt im Sommer an Fahrt auf“.

Sommerdepression – was tun?

„Zunächst kann man sich selbst beobachten und sich die Frage stellen, ob man wirklich an den Symptomen leidet oder vielmehr an den Erwartungen des Umfelds. Von denen sollte man sich ruhig freimachen“, sagt Julia Scharnhorst. „Manche Menschen sind im Winter einfach besser drauf als im Sommer“. Heißt: Man sollte sich nicht von der guten Laune und dem Unternehmungsdrang der anderen unter Druck setzen lassen und auf die eigenen Bedürfnisse hören. 

Als erster Schritt, um die Stimmung zu verbessern, können einige simple Maßnahmen helfen:

  • Bewegung im Freien, wie Fahrradfahren, Joggen oder Schwimmen 
  • Spaziergänge und Zeit in der Natur  
  • Entspannungsübungen  
  • Verbesserung des eigenen Zeitmanagements  
  • Gespräche mit Freunden   
  • regelmäßiger Schlafrhythmus

Julia Scharnhorst rät auf jeden Fall zu Bewegung. „Es muss kein Hochleistungssport sein, aber draußen sein und sich bewegen ist immer gut. Das ist bei leichten bis mittleren Depressionen absolut wirksam.“ 

Da die Sommerdepression unruhig macht, ist es besonders ratsam, regelmäßige Wach- und Schlafzeiten einzuhalten. „Das ist nicht immer einfach, lohnt sich aber, denn es kann die Beschwerden deutlich lindern“ berichtet die Psychologin von ihren Erfahrungen. „Gerade für die hormonellen Abläufe im Gehirn ist es hilfreich, wenn es einen regelmäßigen Takt gibt und die zeitlichen Abläufe nicht jeden Tag völlig unterschiedlich sind“, so Julia Scharnhorst. 

Wann sollte man sich psychologische Hilfe holen?

Wenn der Zustand länger als 14 Tage anhält, deutlich belastend ist und den Alltag stark beeinträchtigt, kann das ein Hinweis darauf sein, dass eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung vorliegt. 

Zur Person:

Julia Scharnhorst ist Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin. Sie berät Unternehmen zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz und hilft Beschäftigten bei der Stressbewältigung. Ihr Lieblingsthema ist die Resilienz – also die Widerstandskraft von Personen oder Gruppen gegenüber Stressbelastungen.

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