Perfektionisten führen ihren Erfolg darauf zurück, dass sie sich immer übermäßig anstrengen, da sonst vermeintlich gar nichts klappt. Sie fühlen sich also nicht gut genug, weil sie denken, dass andere weniger Zeit für die gleiche Aufgabe gebraucht hätten.
Prokrastinierer neigen dazu, bis zur letzten Sekunde alles aufzuschieben, um den Zeitpunkt des vermeintlichen Scheiterns hinauszuzögern. Sie arbeiten dann schließlich auch nachts, mit vielen Überstunden und auf Hochdruck alles ab. Dabei „vernachlässigen sie ihre eigenen Bedürfnisse und die sozialen Kontakte“, erklärt Ivon Ames, die sich an der Fernuniversität Hagen mit Arbeits- und Organisationspsychologie beschäftigt. Sie schmälern ihre Leistung, indem sie diese auf Glück und Zufälle zurückführen. Schließlich konnte die Leistung nicht gut sein – in der Kürze der Zeit.
In beiden Fällen sind Personen mit dem Impostor-Syndrom unzufrieden. Die Perfektionisten, weil sie es nur durch eine umfassende Vorbereitung mit einigen Überstunden geschafft haben, und die Proskratinierer, weil sie mit mehr Zeit ein besseres Ergebnis hinbekommen hätten.
Auch das Privatleben der Betroffenen mit Impostor-Gefühlen wird oft in Mitleidenschaft gezogen. „Allein dadurch, dass sie viel Zeit auf der Arbeit verbringen, fällt es vielen schwer soziale Beziehungen aufzubauen“, sagt Ames. Sie können im Feierabend nur schwer abschalten, ihre Gedanken kreisen um Job-Themen, oft planen sie schon ihren nächsten Arbeitstag. Es fällt ihnen schwer, sich auf die Familie, eigene Hobbys, und auf Freunde einzulassen.
Das Impostor-Syndrom kann trotz vieler Erfolge auch im Berufsleben negative Auswirkungen haben, wie Forscherin Leonhardt aus ihrer Erfahrung mit Betroffenen weiß. „Ein geringes Selbstwertgefühl führt dazu, dass Betroffene ihr Potenzial nicht ausschöpfen, Karrierewege sogar abbrechen“, sagt sie. Die negativen Gedanken und die Anspannung im Berufsalltag können zudem zu einer hohen Stressbelastung führen. Studien zeigen eine deutlich erhöhte Stressbelastung bei Personen mit ausgeprägtem Impostor-Selbstkonzept. Das wiederum kann mit Folgen wie Angststörungen, Depressionen und Burn-Out assoziiert sein.