Delikatesse? Insekten statt Fleischersatz
Es klingt zunächst wie ein schlechter Scherz: Insekten als Fleischersatz. Das erste Gefühl, was bei vielen von uns aufkommt, wenn wir darüber nachdenken, Insekten zu essen, ist sicherlich nicht positiv. Wir ekeln uns eher, als das wir an ein wohlschmeckendes Mahl denken. Dabei ist der Verkauf von Insekten als Lebensmittel seit 2018 in Deutschland offiziell erlaubt. Entsprechend finden sich in Supermärkten auch Waren mit Insekten. Zum Beispiel als Eiweißpulver oder Riegel für zwischendurch. Es gibt sie allerdings auch als Ganzes. Für einige sind sie bereits das Nahrungsmittel der Zukunft.
Insekten zu essen ist gut für die Umwelt
Doch was soll Insekten denn eigentlich zu einem idealen Fleischersatz machen? Es ist zum Beispiel die hohe Futterverwertungseffizienz. Was zunächst kompliziert klingt, ist schnell erklärt: So benötigt man etwa für ein Kilogramm des essbaren Anteils von Grillen zwölfmal weniger Futter als für die Produktion der gleichen Menge an Rindfleisch. Ähnliches gilt für den Wasserverbrauch: Während für die eben genannte Menge an Grillen rund 2.500 Liter benötigt werden, ist der Wasserbrauch beim Rindfleisch fast zehnmal so hoch.
Viel bessere CO2-Bilanz als Fleisch
Es gibt noch weitere Vorteile, die uns Insekten als Fleischersatz schmackhaft machen könnten. Der essbare Anteil bei vielen Insektenarten liegt bei rund 80 Prozent, beim Rind hingegen nur bei 40 Prozent. Und dann ist da ja auch noch der Platzbedarf: Insekten kommen mit sehr wenig Platz aus. Zudem vermehren sie sich schnell. Außerdem: Die Zucht von Insekten verbraucht deutlich weniger CO2 als beim Heranwachsen von Rindern entsteht.
Diese Insekten stehen auf dem Speiseplan
Nachdem wir uns ausführlich mit den Vorteilen beschäftigt haben, gucken wir uns jetzt an, welche Insekten überhaupt als Lebensmittel infrage kommen. So lange wir nämlich von Insekten im Allgemeinen sprechen und höchstens noch Grillen im Vergleich zum Rindfleisch erwähnen, bleiben wir noch sehr unspezifisch.
Rund 2.000 Insektenarten gelten als essbar. Dazu zählen Raupen, Käfer, Mehlwürmer, Ameisen, Wespen, Bienen, Heuschrecken und die bereits erwähnten Grillen. Interessant zu wissen: Weltweit gibt es rund 2 Milliarden Menschen, bei denen Insekten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Natürlich gibt es regionale Unterschiede. Während die Menschen in Asien gerne Käfer verzehren, konzentrieren sich die Hersteller für den deutschen Markt eher auf Buffalowürmer oder Grillen.
Insekten als Quelle für Proteine, B-Vitamine, Mineralstoffe und Omega 3
Was macht Insekten eigentlich zu einem vermeintlich idealen Fleischersatz? Neben der hohen Futterverwertungseffizienz überzeugen Insekten zum Beispiel als Proteinquelle. Sie besitzen nämlich ähnlich viele Proteine wie Fleisch von Rindern, Schweinen oder Puten. Außerdem sind Insekten eine gute Quelle für B-Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren. Berücksichtigen müssen wir hierbei jedoch die Menge. So enthalten Produkte mit Insekten zum Teil nur einen sehr geringen Anteil der kleinen Krabbeltiere. Dieser Umstand wirkt sich entsprechend auf die Berechnung des Gehalts von Nährstoffen und Vitaminen aus.
Insekten als Lebensmittel: Eher Partyspaß als traditionelle Essgewohnheit
Zusammengenommen sind die Argumente, die für Insekten als Fleischersatz sprechen, durchaus überzeugend. Trotzdem ist der Verzehr von Insekten bei uns immer noch eher eine Mutprobe und nicht Teil einer regelmäßigen Ernährung. Als Lebensmittel haben die kleinen Krabbeltiere bei uns keine Tradition und eine nachhaltige Veränderung der Essgewohnheiten vollzieht sich nur äußerst langsam.
Insektenproduktion in Europa
Insekten, die wir in verschiedener Form im Supermarkt kaufen können, kommen aus kontrollierter Produktion. Mittlerweile gibt es Zuchtfarmen in Spanien, den Niederlanden und auch in Deutschland. Wo die Insekten, die bei uns auf dem Teller landen, herstammen, muss indes nicht gekennzeichnet werden.
Noch unklar: Einsatz von Medikamenten, Hygiene und Übertragung von Krankheiten
Ein Problem, dass der massenhafte Verzehr von Insekten hierzulande mitbringen würde, besteht in der industriellen Insektenzucht. Zwar weisen Züchter aus Europa laut Verbraucherzentrale darauf hin, dass sie bei der Produktion von Insekten keine Antibiotika, Hormone oder sonstige Chemikalien einsetzen. Offizielle Kontrollmechanismen, die die Aussagen unterstützen, befinden sich jedoch noch im Aufbau. Auch spezielle Hygienevorgaben für Speiseinsekten gibt es noch nicht. Und dann ist da noch die Frage nach der Übertragung von Infektionskrankheiten. Noch ist wenig bekannt über Krankheiten, die Insekten befallen können. Wie verhält es sich mit einer Übertragung auf Menschen?