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Schilddrüse: Warum Jod wichtig ist

Die Schilddrüse bildet wichtige Hormone. Kommt es daher zu einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, wirkt sich das auf viele Körperfunktionen aus. Tatsächlich sind Probleme mit der Schilddrüse häufiger als viele annehmen.

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Noch vor wenigen Jahrzehnten gehörte er vielerorts zum alltäglichen Bild: der Kropf, medizinisch Struma genannt. Vor allem in Süddeutschland trat die krankhaft vergrößerte Schilddrüse auf, aber auch in den Mittelgebirgen und im norddeutschen Flachland abseits den Küsten. Denn die Schilddrüse beginnt immer dann mit einem unkontrollierten Größenwachstum, wenn der Körper über die Nahrung nicht ausreichend Jod erhält.

Kropf (Struma)

Ein Kropf ist eine gutartige, meist knotige Vergrößerung der Schilddrüse. Diese bildet sich meist aufgrund von Jodmangel: Liegt in der Schilddrüse zu wenig Jod zur Hormonproduktion vor, so versucht der Körper dies auszugleichen, indem übersteigert Schilddrüsenzellen gebildet werden. Diese sollen so lange wie möglich die Funktion der Schilddrüse aufrechterhalten. Somit vermehrt sich das Schilddrüsengewebe langsam und es kommt zum Kropf. Zur Diagnose werden Laborwerte, Ultraschalluntersuchungen und evtl. eine Szintigraphie herangezogen.

Therapie: Zur Vorbeugung einer Struma und auch zur Therapie werden zum einen Jod und zum anderen auch niedrig dosiertes Schilddrüsenhormon in Tablettenform verabreicht. Dadurch wird die Vergrößerung der Drüse gestoppt und nach einer gewissen Zeit sogar vermindert.

Jodmangel „zwingt“ Schilddrüse zum Wachstum

Die Hauptfunktion der Schilddrüse besteht darin, die jodhaltigen Hormone Thyroxin, Triiodthyronin und Calcitonin zu bilden. Und weil diese Hormone für den Energiestoffwechsel, das Wachstum einzelner Zellen sowie des Gesamtorganismus benötigt werden, also für den Organismus außerordentlich wichtig sind, versucht die Schilddrüse einen möglichen Jodmangel durch ein verstärktes Gewebewachstum auszugleichen – bis hin zu einer krankhaften Vergrößerung.

Dabei ist ein Jodmangel heutzutage in Deutschland nach wie vor möglich. Denn Deutschland zählt – so wie die meisten anderen Regionen Mitteleuropas– weltweit zu den Jodmangel-Gebieten. Der Grund: Während der Eiszeiten waren weite Landstriche von gewaltigen Eismassen bedeckt. Als es schließlich in den Wärmeperioden zur Schneeschmelze kam, wurden die Böden förmlich ausgespült. Denn das Element Jod kommt in der Natur insbesondere in wasserlöslichen Verbindungen vor. Das hat jedoch zur Folge, dass die landwirtschaftlichen Produkte – Pflanzen, Milch, Fleisch etc. – in Deutschland von Natur aus einen sehr geringen Jodgehalt haben. Lediglich Seefisch kommt daher als natürlicher Jodlieferant in Frage, da der Jodgehalt im Meer hoch ist.

Um einem Jodmangel – und damit einer Schilddrüsenvergrößerung – vorzubeugen, gibt es daher hierzulande zwei Möglichkeiten: Entweder greifen Sie regelmäßig – etwa zwei bis drei mal pro Woche – zu Seefisch und Meeresfrüchten. Oder Sie beziehen bewusst jodiertes Speisesalz in Ihre Ernährung mit ein. Achtung: Der Jodgehalt von Meersalz ist von Natur aus nicht wesentlich höher als der von „gewöhnlichem“ Speisesalz.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Schlappheit etc.

Die Ursachen einer mangelnden Bildung von Schilddrüsenhormonen sind vielfältig. Eine Entzündung der Schilddrüse kann die Ursache sein. Die Beschwerden einer Unterfunktion beginnen oft langsam, uncharakteristisch und schleichend. Zeichen hierfür sind ein Kropf am Hals, vermehrte Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Verstopfung, brüchige Haare, kalte und trockene Haut. Das äußert sich in einem verlangsamten Stoffwechsel, was wiederum eine verringerte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit bewirkt: Unter anderem sind der Grundumsatz des Organismus sowie die Erregbarkeit von Muskel- und Nervenzellen reduziert. Man fühlt sich schlapp, müde und unausgeglichen. Bei entsprechend unspezifischen Beschwerden kommt es auch immer wieder vor, dass die Schilddrüsenunterfunktion nicht erkannt wird und fälschlicherweise als psychisches Problem gedeutet wird, zum Beispiel als leichte Depression.

Bei einer nicht behandelten Schilddrüsenunterfunktion kommt es häufig zu Empfängnisproblemen bei Frauen, so dass vor einer geplanten Schwangerschaft auf jeden Fall eine Behandlung eingeleitet werden muss. Durch eine Schilddrüsen-Hormonbestimmung aus dem Blut können auch leichte Formen einer Unterfunktion festgestellt werden.

Wie wichtig eine ausreichende Jodversorgung nach wie vor ist, zeigt auch eine Mitteilung des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V.: Darin weisen die Ärzte darauf hin, dass bei jedem dritten erwachsenen Deutschen die Schilddrüse vergrößert ist – wenn auch nicht mehr in der extremen Art und Weise wie in der Vergangenheit. In jedem Fall ist die Struma mit Abstand nach wie vor die häufigste Erkrankung der Schilddrüse. Wie alle Schilddrüsenerkrankungen kann sie bzw. der Kropf zu Störungen des Hormonstoffwechsels führen. Insbesondere eine Unterfunktion der Schilddrüse ist möglich.

Therapie: Eine Unterfunktion kann mit Schilddrüsenhormon (Tabletten) behandelt werden.

Infos für Schwangere: die Therapie schadet dem Kind in keiner Weise. Im Gegenteil, nur wenn die Therapie sofort nach Diagnose begonnen wird, besteht keine Gefahr für das Baby. Wird eine Frau schwanger, die bereits wegen einer Unterfunktion behandelt wird, so kann eine geringfügige Dosissteigerung der Medikamente erforderlich werden.

 

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Nervosität & Co.

Im Gegensatz dazu kommt es bei einer Schilddrüsenüberfunktion zu einem erheblich beschleunigten Stoffwechsel. Die Folgen können vielfältig sein: Gewichtsverlust, Durchfall, Nervosität, Haarausfall, Schweißausbrüche, Herzklopfen und verstärkte Wärmeempfindlichkeit. 

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann unterschiedliche Ursachen haben. Im Vordergrund stehen dabei organische Erkrankungen. Eine Überfunktion infolge einer zu großen Jodaufnahme ist vergleichsweise selten, kommt jedoch vor. Der Grund ist allerdings dann meistens eine extrem gesteigerte Jodaufnahme durch Arzneimittel oder spezielle Nahrungsergänzungsmittel. Eine Überversorgung mit Jod über gewöhnliche Lebensmittel bzw. Jodsalz ist sehr unwahrscheinlich.

In der Schwangerschaft: Eine überaktive Schilddrüse und eine vermehrte Produktion an Schilddrüsenhormon beruht in der Schwangerschaft zumeist auf der so genannten Basedow-Krankheit. Aber auch schon vorher bestehende überaktive Schilddrüsenknoten können Auslöser sein. Frauen, die an einer Überfunktion der Schilddrüse leiden, haben meist kein Problem, schwanger zu werden. Daher ist es wichtig, vor einer geplanten Schwangerschaft, den Schilddrüsenhormonhaushalt zu normalisieren.

Bei der Basedow-Krankheit bildet der Körper aus bisher nicht geklärten Gründen Antikörper gegen sein eigenes Gewebe. Diese Antikörper stimulieren die Zellen der Schilddrüse und regen deren Vermehrung an, wodurch es zu einer gesteigerten Schilddrüsen-Hormonproduktion kommt.

Therapie: Es können Schilddrüsenblocker wie die Wirkstoffe Thiamazol und Carbimazol gegeben werden. Wichtig in der Schwangerschaft: Da sie jedoch auch in den Blutkreislauf des Ungeborenen übertreten, sollte die niedrigste notwendige Dosis unter engmaschigen Laborkontrollen gegeben werden. Eine Einnahme von Jod sollte auf keinen Fall erfolgen!

In jedem Fall gilt:

Es ist nicht ratsam, aus Angst vor einer möglichen Schilddrüsenüberfunktion auf jodhaltige Lebensmittel wie Seefisch und jodiertes Speisesalz zu verzichten. Denn die Wahrscheinlichkeit für einen Mangel an Jod und eine dadurch bedingte Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion ist erheblich größer.

Weitere Infos für Schwangere

Durch den erhöhten Stoffwechsel in einer gesunden Schwangerschaft kommt es auch bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf zu einem um bis zu 50 Prozent gesteigerten Bedarf an Schilddrüsenhormonen. Bei der hohen Beanspruchung des Organs können manchmal auch Störungen auftreten. Während der Schwangerschaft ist der Jodbedarf erhöht. Es kommt zu einem relativen Jodmangel. Normalerweise bleibt der Schilddrüsenstoffwechsel jedoch trotzdem ausgeglichen. Sehr wichtig ist die ausreichende Jodzufuhr in der Schwangerschaft. Während der Schwangerschaft sollten Frauen pro Tag 200 Mikrogramm Jod zu sich nehmen. Jod ist vor allem in jodiertem Speisesalz oder Seefisch enthalten. Wenn der Bedarf über die Nahrung nicht gedeckt wird kann der Arzt auch eine zusätzlich Gabe von Jod in Tablettenform verschreiben.

Der Verdacht auf eine Schilddrüsenfehlfunktion, zum Beispiel durch ein zu starkes Wachstum der Schilddrüse oder knotige Veränderungen sollte durch den behandelnden Frauenarzt abgeklärt werden. Mit Hilfe von Labortests kann im Blut eine mögliche Funktionsstörung der Schilddrüse erkannt werden. Die Menge der Schilddrüsenhormone TSH, T3 und T4 im Blut geben einen Aufschluss. Eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse, die auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden kann, komplettiert das Untersuchungsergebnis.

Zu den häufigsten Schilddrüsenerkrankungen während der Schwangerschaft zählen Entzündungen sowie die Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Jede Schilddrüsenstörung der Mutter gefährdet das Wachstum des Kindes und auch die Funktion der kindlichen Schilddrüse! Eine gezielte ärztliche Behandlung ist daher wichtig.

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