Hashimoto-Thyreoiditis – zumeist nur Hashimoto genannt – ist eine Erkrankung der Schilddrüse. Was sich genau dahinter verbirgt, erklärt der Endokrinologe Prof. Dr. Joachim Feldkamp, der Chefarzt an der Universitätsklinik Bielefeld ist.
Die Hashimoto-Erkrankung ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die etwa zwei Prozent der deutschen Bevölkerung betrifft. Bei dieser Krankheit kommt es zur Bildung von Antikörpern im Blut, die sich gegen die Schilddrüsenfunktion richten. Dies führt sehr oft zu einer dauerhaften Unterfunktion des Organs. Selten kann am Anfang kurzfristig eine Überfunktion auftreten, die sich spontan bessert und dann in eine Unterfunktion übergehen kann. Frauen sind von der Erkrankung zehnmal häufiger betroffen als Männer. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 20. und 40. und dann wieder nach dem 65. Lebensjahr. Bei einer eingetretenen Unterfunktion bedeutet dies in der Regel für Betroffene die Notwendigkeit einer lebenslangen Einnahme von Schilddrüsenhormonen. Sehr selten heilt die Erkrankung spontan im Erwachsenenalter aus, bei Kindern werden Heilungsraten bis zu 25 Prozent beschrieben.
Bei welchen Symptomen könnte es sich um Hashimoto handeln?
Die typischen Zeichen einer Hashimoto-Krankheit sind in der Regel die Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion wie Gewichtszunahme, Haarausfall, Antriebsschwäche, Neigung zu Depressionen, hohes Schlafbedürfnis, langsamer Puls, Verstopfung, heisere Stimme und Wassereinlagerungen. Im Falle der selten auftretenden plötzlichen Schilddrüsenüberfunktion mit spontaner Besserung sind die Zeichen Gewichtsabnahme bei gutem Appetit, schneller Pulsschlag, innere Unruhe, Angstgefühle, Panikattacken, Schlaflosigkeit, vermehrtes Schwitzen, Haarausfall, Neigung zu erhöhter Stuhlfrequenz, Händezittern und Muskelschwäche.
Ist es richtig, dass Hashimoto oftmals spät erkannt wird?
Die Hashimoto-Krankheit kann schleichend beginnen, sodass sich die Symptome erst nach und nach entwickeln. Daher kann es vorkommen, dass nicht sofort an die Schilddrüse gedacht wird. Müdigkeit ist z. B. ein sehr allgemeines Symptom und kommt in der Bevölkerung häufig vor. Bei der Kombination von mehreren Symptomen wird aber in der Regel an eine Schilddrüsenunterfunktion gedacht. Oft wird den Patient:innen nur gesagt, dass sie eine Schilddrüsenunterfunktion haben. In der Regel ist dies im Erwachsenenalter allerdings die Hashimoto-Erkrankung, welche die Ursache hierfür ist.
In fünf bis sieben Prozent tritt nach der Geburt von Kindern bei den Frauen eine Autoimmunstörung der Schilddrüse auf. Die Beschwerdesymptomatik wird häufig mit der Belastungssituation nach der Geburt von Kindern verwechselt. Bei typischen Symptomen bei der Hashimoto-Erkrankung sollte daher nach der Geburt von Kindern auch an eine Schilddrüsenfehlfunktion gedacht werden.
Lässt sich Hashimoto so behandeln, dass schwierige Symptome nicht mehr auftreten?
In der Regel kann die Hashimoto-Krankheit gut behandelt werden. Es ist gelegentlich eine Dosiskorrektur innerhalb der Schilddrüsenhormontherapie notwendig, um eine gute Einstellung zu erzielen. Dies gelingt in der Regel auch recht gut. Lediglich bei wenigen Patient:innen kann sich die Einstellung etwas schwieriger gestalten. Dies sollte dann durch den Facharzt erfolgen, falls die Probleme längerfristig bestehen bleiben.
Lässt sich Hashimoto mit einer speziellen Ernährung positiv beeinflussen?
Die Hashimoto-Erkrankung kommt allerdings überall auf der Welt vor, sodass die Ernährung keinen relevanten Einfluss hat. Speziell ein Verzicht auf glutenhaltige Produkte (wie dies manchmal im Internet propagiert wird) kann eine Hashimoto-Krankheit nicht verhindern. Selten können Patient:innen mit einer Hashimoto-Krankheit (ca. ein bis zwei Prozent) als zusätzliche Autoimmunerkrankung eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) entwickeln. Dies tritt allerdings unabhängig von der Hashimoto-Krankheit auf und muss dann tatsächlich durch eine glutenfreie Kost behandelt werden.
Zur Person
Prof. Dr. Joachim Feldkamp hat nach dem Medizinstudium in Düsseldorf 1992 sich als Facharzt für Innere Medizin qualifiziert. 1995 erweiterte er seine Laufbahn um die Schwerpunktbezeichnung Endokrinologie; 1999 dann die Habilitation über Mechanismen des programmierten Zelltodes humaner Schilddrüsenzellen. Seit 2002 Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Infektiologie am Klinikum Bielefeld