Sonnenbrand auf der Haut mit Spuren von Badeanzug
Sonnenbrand auf der Haut mit Spuren von Badeanzug

Sonnenallergie? Wenn die Haut bei Sonne überreagiert

Rötungen, Juckreiz und unangenehme Hautausschläge nach dem Sonnenbaden – viele sprechen dann von einer Sonnenallergie. Auch wenn der Begriff medizinisch nicht ganz korrekt ist, hat er sich im Alltag eingebürgert. Erfahren Sie hier, was hinter solchen Hautreaktionen steckt – und wie Sie Ihre Haut wirksam schützen können.

Qualitätssicherung: Philipp Grätzel von Grätz, Arzt und Medizinjournalist

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Das wichtigste in Kürze
  • Formen und Ursachen: Häufigste Form ist die Polymorphe Lichtdermatose (ICD L56.4). Weitere Varianten sind phototoxische Reaktionen (z. B. durch Riesen-Bärenklau in Kombination mit Sonnenlicht) oder „Mallorca-Akne“ durch UV-Licht und fettigen Inhaltsstoffen/körpereigenen Produkten.
  • Symptome: Typisch sind juckende Hautausschläge mit Bläschen, Pusteln oder Papeln sowie Rötungen.
  • Schutzmaßnahmen: Hochwirksame Sonnencremes mit UVA-Schutz (LSF 50+) und ggf. ergänzenden Antioxidantien, Kleidung und begrenzte Sonnenzeiten reduzieren das Risiko. Vollständiger Lichtverzicht ist meist nicht nötig.
  • Langfristige Strategien zur Behandlung: Bei wiederkehrender/schwerer PMD kann eine UV-Licht-Therapie zur Gewöhnung helfen. Phototoxische Auslöser wie Pflanzen oder bestimmte Inhaltsstoffe in Sonnenschutzmitteln sind zu meiden.

Sonnenallergie: Formen können unterschiedlich sein

Die Polymorphe Lichtdermatose (PMD) ist die häufigste Form der sogenannten „Sonnenallergie“ und wird medizinisch unter dem ICD-Code L56.4 geführt. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine echte Allergie – der Begriff ist medizinisch nicht korrekt, hat sich aber außerhalb der Fachwelt etabliert. Es kommt bei Sonneneinstrahlung auf der Haut zu einem Ausschlag mit Bläschen, Pusteln oder Knötchen, häufig mit Juckreiz. Die Beschwerden werden wahrscheinlich verursacht, weil ein Schutzmechanismus in der Haut versagt: Durch die ultraviolette Strahlung (UVA-Strahlung) entstehen reaktive Sauerstoffverbindungen, die sogenannten „Radikale“, die normalerweise in der Haut abgebaut werden. Geschieht dies nicht, kommt es zu einer Immunreaktion mit den genannten Beschwerden.

Ebenfalls durch UV-Licht getriggert sind phototoxische Reaktionen, die meist Kindergarten- und Schulkinder betreffen: Durch bloße Berührungen mit dem Riesen-Bärenklau, einem giftigen Gewächs, können bei empfindlichen Kindern in Kombination mit Sonnenlicht Rötungen, Hautentzündungen und Reizungen entstehen. Auch die Einnahme einiger Arzneimittel kann in Verbindung mit Sonnenbestrahlung eine phototoxische Reaktion auslösen.

Schließlich gibt es auch noch die sogenannte „Mallorca-Akne“. Dabei reagieren die durch das ultraviolette Licht gebildeten Radikale mit fetthaltigen Inhaltsstoffen aus den Sonnenschutzmitteln, Körperpflegeprodukten oder dem körpereigenen Talg. Das kann eine Entzündung in den Haarfollikeln auslösen – an deren Basis die Haarwurzel liegt. Diese Reaktion tritt besonders im Dekolleté-Bereich auf. Betroffen sind vor allem junge Menschen mit einer Neigung zu fettiger Haut.

Hautreaktion auf Sonnenlicht: Ursachen und Symptome

Ein Ausschlag bei einer Sonnenallergie kann ganz unterschiedlich aussehen: „Mal sind es Pusteln, mal Bläschen oder Knötchen oder Papeln, manchmal ist die Haut auch nur leicht gerötet. In den allermeisten Fällen gibt es nur eine der genannten Reaktionen, häufig kommt noch Juckreiz oder ein Brennen hinzu“, sagt der Hautarzt Dr. Christoph Liebich, Ärztlicher Leiter des Dermazent in München, einer dermatologischen Fachpraxis. Hautreaktionen auf Sonnenlicht treten in der Regel innerhalb weniger Stunden bis spätestens einen Tag nach dem Sonnenkontakt auf.

Meistens ist die Ursache die erwähnte Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht, man spricht dann von der polymorphen Lichtdermatose. „In diesen Fällen liegt eine individuelle Veranlagung vor. Dann bleibt nichts anderes übrig, als sich entsprechend zu schützen vor UV-Strahlung “, sagt Liebich. In anderen Fällen aber gebe es konkrete Auslöser: „Eine Berührung mit Riesen-Bärenklau bei der phototoxischen Reaktion, oder eine Unverträglichkeit bestimmter Hautpflegeprodukte, oder eine Arzneimittelreaktion – wenn es einen solchen konkreten Auslöser gibt, kann man künftige Reaktionen gut vermeiden“, sagt Liebich.

Sonnenallergie: Wie kann ich mich davor schützen?

Wer an einer polymorphen Lichtdermatose leidet, muss Sonnenlicht nicht vollständig meiden. Sonnencremes mit UVA-Schutz – am besten mit mindestens Lichtschutzfaktor 50 – oder auch Sonnenschutzmittel mit zusätzlichen Antioxidantien bieten einen gewissen Schutz. „Man sollte sich also mehr eincremen als andere Menschen, um einen Ausschlag zu verhindern. Und natürlich sollte man die Haut auch nicht zu lange der Sonne aussetzen. Wer über einen längeren Zeitraum draußen ist, könnte etwa lange Kleidung anziehen, um die Haut vor zu viel Sonne zu schützen“, sagt Liebich.

Manche Menschen machen sich Sorgen, dass durch diese Maßnahmen das „Sonnenvitamin“ D nicht ausreichend gebildet wird. Es entsteht zu einem großen Teil bei Sonneneinstrahlung in der Haut – und wenn man diese meidet, wird tatsächlich weniger Vitamin D produziert. Dass es deshalb aber zu einem echten Mangel kommt, ist eher die Ausnahme als die Regel. Trotzdem gilt wegen dieses Risikos: Bei Sonnenallergie lieber nur kurz in der Sonne bleiben – aber sich nicht komplett von Sonnenlicht abschotten.

Behandlung bei Hautausschlägen durch Sonnenlicht

Wenn bei Ihnen Hautreaktionen auf Sonnenlicht auftreten, sollten Sie diese in einer Hautarztpraxis untersuchen lassen, um genau herauszufinden, was dahintersteckt. Nur so kann gezielt behandelt und gegebenenfalls auch vorbeugend gehandelt werden. Bei starkem Juckreiz können Antihistaminika als Creme oder Tablette eingesetzt werden, ihre Wirkung ist jedoch meist begrenzt, da es sich nicht um eine Allergie wie beispielsweise Heuschnupfen im engeren Sinne handelt.

Die Hautärztin oder der Hautarzt kennt die passende Creme je nach Auslöser und kann zum Beispiel Entzündungsreaktionen mit Cortisoncremes oder antiallergischen Präparaten lindern.

Häufig helfen auch Hausmittel, die als angenehm kühlend empfunden werden, wie Cremes mit Aloe Vera, Quark, Gurken oder Umschläge mit kalten Tees, die den Juckreiz etwas lindern können.

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Bei phototoxischen Reaktionen ist es vor allem wichtig, den Auslöser zu meiden – etwa den Kontakt mit dem Riesen-Bärenklau oder bestimmten Inhaltsstoffen in Sonnenschutzmitteln. Auch einige Medikamente – wie Entwässerungsmittel, Schmerzmittel, blutdrucksenkende Mittel oder bestimmte Antibiotika – können solche Reaktionen hervorrufen. 

Wichtig: Sprechen Sie bei Verdacht mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um mögliche Alternativen zu prüfen.

Auch bei einer photoallergischen Dermatitis – also einer sonnenbedingten Kontaktallergie – ist das Meiden des Auslösers entscheidend: Hier reagiert das Immunsystem auf eine durch Sonnenlicht veränderte Substanz, etwa aus Kosmetika oder Medikamenten.

Zur Person

Dr. med. Christoph Liebich ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und ist Medizinischer Leiter des Dermazent in München, einer dermatologischen Fachpraxis.

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