Eine Frau mit braunen Locken steht vor dem Spiegel und greift sich ins Haar.
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Haarausfall – mehr als ein kosmetisches Problem

Die Bürste ist morgens voller Haare, beim Duschen landen ganze Büschel im Abfluss – Haarausfall belastet viele Betroffene sehr. Das hat nicht nur kosmetische Gründe. Haarverlust über das normale Maß hinaus kann auch ein Zeichen für eine Erkrankung sein. Betroffene sollten dies ärztlich abklären lassen.

Qualitätssicherung: Philipp Grätzel von Grätz, Arzt und Medizinjournalist

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    • Allgemeines zum Haarverlust: Tägliches Verlieren von 50 bis 100 Haaren ist normal. Der Haarzyklus, bestehend aus Wachstums-, Übergangs- und Ruhephase, sorgt für natürliche Erneuerung. 
    • Arten von Haarausfall: Unterschieden werden androgenetische Alopezie, häufig durch genetische Prädisposition, Alopecia areata, ein plötzlicher, kreisrunder Haarausfall, und diffuser Haarausfall, der sich durch gleichmäßiges Ausdünnen zeigt. 
    • Ursachenforschung: Häufige Ursachen sind genetische Faktoren, hormonelle Schwankungen, Autoimmunzustände, Ernährungsmängel und psychischer Stress. 
    • Diagnostik durch Spezialisten: Dermatologen führen Untersuchungen wie Dermatoskopie und Zupftests durch, um Haarausfallursachen zu identifizieren und den Haarzyklus zu bewerten. 
    • Therapeutische Ansätze: Behandlungsoptionen umfassen medikamentöse Therapien wie Minoxidil und Finasterid, Haartransplantationen sowie pflegerische Maßnahmen zur Förderung des Haarwachstums und Vorbeugung weiteren Haarverlusts. 

Wie viel Haarausfall ist normal?

Vorab eine beruhigende Nachricht: Ein gewisses Maß an Haarausfall ist normal. Der Mensch verliert im Durchschnitt etwa 50 bis 100 Haare pro Tag. Das klingt viel, doch wir haben auch eine ganze Menge davon auf unserem Kopf. Je nach Haarfarbe variiert die Anzahl: Blonde Menschen besitzen im Schnitt 150.000 Haare, Schwarzhaarige sowie Brünette etwa 100.000 und Rothaarige nur 90.000.  

Individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand können die Anzahl der Haare ebenfalls beeinflussen. Solange der Haarzyklus intakt ist, wachsen konstant neue Haare nach, um den Verlust auszugleichen.

Wachstumsphasen eines Haarfollikels

Jedes einzelne Haar ist fest in der Kopfhaut verankert. An seiner Wurzel wird es von einem Haarfollikel umschlossen – übrigens das kleinste menschliche Organ und sehr komplex. Ein Follikel regelt das Wachstum und den Erhalt eines Haares. Er produziert das Haar, versorgt es mit Nährstoffen und Sauerstoff, reguliert den Zyklus seines Wachstums und sorgt dafür, dass nach seinem Ausfall ein neues nachkommt. Und das geschieht während der Dauer unseres Lebens viele Male. Ein Haar durchlebt drei Phasen: Seine Wachstumsphase, das sogenannte Anagen, dauert etwa 2-6 Jahre. Dann folgt eine gut zweiwöchige Übergangsphase, das Katagen, in der das Haar sein Wachstum einstellt. Und schließlich folgt die Ruhe- und Ausfallphase, das Telogen, das zwei bis vier Monate dauert. Ein neues Haar kommt nach, der Kreislauf beginnt von vorne.

Eine Frau mit braunen Locken steht vor dem Spiegel und greift sich ins Haar.

Welche Arten von Haarausfall gibt es?

1.

Androgenetische Alopezie

Alter und Veranlagung sind die häufigsten Ursachen für Haarverlust. Der anlagebedingte Haarausfall wird auch Androgenetische Alopezie genannt. Bei Männern entstehen die klassischen Geheimratsecken, bei Frauen geht das Haar entlang des Scheitels zurück. Sie sind allerdings seltener betroffen: 80 Prozent der Männer, aber nur 40 Prozent der Frauen über 70 Jahre verlieren auf diese Weise ihr Haar.

2.

Alopecia areata

Der kreisrunde, recht plötzlich auftretende Haarverlust ist die zweithäufigste Form. Er macht seinem Namen alle Ehre, denn er sorgt für „Löcher“ in der Haarpracht, bei manchen auch im Bart, den Augenbrauen oder der Körperbehaarung. Diese Art von Haarausfall kommt in jedem Alter vor. Die gute Nachricht: Oft wachsen die Haare wieder nach. Es gibt auch Medikamente, die zumindest ein wenig helfen können. Heilen lässt sich der kreisrunde Haarausfall leider nicht.

3.

Diffuser Haarausfall

Hierbei gibt’s keine kahlen Stellen, die Haare werden einfach überall dünner, da jeden Tag mehr als hundert von ihnen ausfallen. Irgendwann scheint an manchen Stellen sogar die Kopfhaut durch. Diffuser Haarausfall kann sehr viele verschiedene Ursachen haben, die ggf. aufwändig abgeklärt werden müssen. Bei den meisten Formen des diffusen Haarausfalls wachsen die Haare wieder nach, wenn die Ursache beseitigt wurde. Das kann aber dauern.

Welche Gründe hat Haarausfall?

Haarverlust ist oft völlig unbedenklich. Kommt er während der Schwangerschaft oder nach einer Geburt vor, liegt das meist an der hormonellen Umstellung.  „Auch das gibt‘s: Manche Menschen kämmen sich nur selten die Haare und so gehen beim Kämmen ein paar Haare mehr aus “, erzählt Dr. Alice Martin, Ärztin und Influencerin zum Thema Haare. Die Ursachen für Haarausfall unterteilt sie in unterschiedliche „Schubladen“. 

Gründe für Haarausfall

  • Genetisch oder hormonell bedingt (z. B. androgenetische Alopezie) 
  • Autoimmun-Erkrankung: Das Immunsystem inaktiviert aus unklaren Gründen die Haarfollikel (z. B. Alopecia areata) 
  • Infektion: Übermäßige Besiedlung von Pilzen (z. B. Hefepilzen) 
  • Allergisch bedingt (z. B. nach Färben) 
  • Mangelernährung 
  • Begleiterkrankungen 
  • Medikamentennebenwirkungen 
  • Büchse der Pandora: alles mögliche 
  • Trichotillomanie: Haare zupfen als psychische Erkrankung 

Gründe für Haarausfall bei Männern 

Die Gründe für Haarverlust unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern. Bei Männern dominiert vor allem eine Form: Rund 95 % verdanken kahle Stellen und dünnes Haar dem anlagebedingten Haarausfall. Dahinter steckt der Botenstoff Dihydrotestosteron (DHT), die biologisch wirksamste Form des männlichen Sexualhormons Testosteron. Dieses wird im Körper zu DHT umgewandelt, auf das die Haarwurzeln empfindlich reagieren. So werden die Follikel beschädigt – Haarausfall entsteht.  

Krankheiten sind bei Männern seltener ein Grund für Haarverlust.  

Haarausfall bei Frauen

Bei Frauen sind die Ursachen vielfältiger. Auch hier spielen die Hormone eine wichtige Rolle. Zu einem Ungleichgewicht im Hormonhaushalt, das Haarverlust verursacht, kann es zum Beispiel in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt kommen, durch Einnahme der Pille oder die Umstellung während der Wechseljahre. Es können aber auch Erkrankungen hinter dem Haarausfall stecken, wie etwa der Schilddrüse oder Rheuma. Auch ganz banale Gründe, wie zu streng gebundene Frisuren oder ein Eisenmangel, sind denkbar. 

Diagnose: Wie untersucht der Arzt Haarausfall?

Wer übermäßig starken Haarverlust bei sich feststellt, der länger als ein bis zwei Wochen andauert, sollte sich auf die Suche nach den Ursachen machen – mit ärztlicher Unterstützung. Richtiger Ansprechpartner ist in diesem Fall eine Dermatologin oder ein Dermatologe. Manche Ärzte bieten auch eine Haarsprechstunde an. 

Der Arzt nimmt zuerst Kopfhaut und Haar sprichwörtlich unter die Lupe. Zeigen sich Schuppen? Möglicherweise ein Zeichen dafür, dass eine Pilzinfektion den Haarausfall verstärkt. Der Arzt untersucht außerdem mit einem Dermatoskop, ob die Ausgänge der Follikel verstrichen bzw. verschwunden sind und ob sich das Haar überall oder nur an manchen Stellen lichtet. 

Schließlich folgt noch ein Zupftest, bei dem der Arzt ein kleines Büschel Haare greift und daran zieht. Das klingt brutal und kann auch ein wenig wehtun. Ziel ist es, festzustellen, wie fest die Haare sitzen. Denn eigentlich sollten sie stabil in der Kopfhaut verankert sein und der Arzt nach dem Zupftest nur ein oder zwei Haare in der Hand halten. Doch wenn gleich mehrere ausgehen, ist das ein Hinweis auf Haarausfall. Über einen Reibetest untersucht der Arzt das Haar auf Strukturschäden. 

Insbesondere bei diffusem Haarausfall werden Blutuntersuchungen vorgenommen, um eventuelle körperliche Ursachen wie Mangelerscheinungen oder bestimmte Erkrankungen, z.B. der Schilddrüse, auszuschließen. Außerdem fragt er den Ernährungszustand ab und eventuelle psychische Belastungen oder extremen Stress. Denn der kann zu Haarausfall beitragen. „Wenn ich Stress habe, ist ein Effekt, dass der Körper in so eine Art Sparmodus geht“, sagt Dr. Martin. „Nur noch das Wichtigste wird gut versorgt. Dazu gehören unsere Haare und Nägel nicht.“ Auch die Durchblutung der Haarfollikel ist bei Stress nicht mehr so gut. Haarausfall kann nur eine von diversen körperlichen Stressfolgen sein. 

Mithilfe eines digitalen Trichogramms kann das Wachstum der Haare noch etwas besser beurteilt werden.  Der Arzt stellt hierbei mit einer Computeranalyse fest, in welchen Phasen sich die Haare befinden. Die Haare sollten zu 85-90% in der Wachstumsphase sein, 10% in der Ausfallphase. Sind es mehr, gibt es ein Regulierungsproblem des Haarzyklus, dessen Grund gefunden werden sollte. 

Behandlung: Was hilft gegen Haarausfall?

Gut gepflegtes volles und gesundes Haar ist für beide Geschlechter wichtig. Doch während eine Glatze oder hohe Geheimratsecken bei Männern ein gewohnter Anblick sind, ist das bei Frauen anders. Volles und glänzendes Haar wünschen sich jedoch die meisten Menschen. Was tun, wenn es ausfällt?  

„Nicht jeder hat die Veranlagung zu perfektem, vollem Haar, von der Werbung solle man sich dahingehend nichts vormachen lassen “, sagt Dr. Martin. Die Genetik kann man nicht austricksen und Wundermittel gibt es nicht. Es gilt daher, das eigene Potential auszuschöpfen – mit der richtigen Pflege und Selbstfürsorge. 

Steckt also nicht gerade eine Veranlagung oder Erkrankung hinter dem Haarverlust, gibt es verschiedene Optionen, um etwas für sein Haar zu tun. Wer zum Beispiel unter chronischem Stress leidet, sollte diesen dringend in den Griff bekommen – nicht nur wegen der Haare. Stress schadet dem gesamten Körper. Stressmanagement-Techniken, Yoga oder mehrmals am Tag 5 Minuten meditieren sowie guttuende Rituale können sehr gut helfen. Ausreichend guter Schlaf ist ebenfalls wichtig. 

Einen kritischen Blick verdient auch die eigene Ernährung. Enthält diese genug Nährstoffe, die für gesundes Haarwachstum wichtig sind, wie zum Beispiel Eisen, Proteine und Vitamine? Direkt zu teuren Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, ist überflüssig, sagt Dr. Martin. Stattdessen sollte man zunächst das Blutbild vom Arzt abwarten. Dieses macht Mangelerscheinungen, die ausgeglichen werden müssen, sichtbar.  

Die richtige Haarpflege ist wichtig

Und auch die Pflege muss auf den Prüfstand gestellt werden. Ist der Zopf immer sehr eng gebunden? Das kann zu Haarausfall führen. Eine sanfte Kopfhautmassage beim Shampoonieren ist dagegen ratsam. Sie regt die Durchblutung an und ist somit gut für die Haarwurzeln.  

Beim Waschen ist zu beachten, dass Shampoo eher für die Kopfhautreinigung gedacht ist, die Haarlängen aber mit Conditioner gepflegt werden.  

Die eigene Kopfhaut und Haarstruktur sollte man kennen, sagt Alice Martin. Denn davon hängt die Pflege ab. Ist die Kopfhaut trocken? Dann sollte sie seltener mit Shampoo gewaschen werden, damit sie nicht weiter austrocknet. Sehr feine Haare können leicht überpflegt werden, während sehr lockige Haare mehr Pflege brauchen.  

Was bringen Medikamente gegen Haarausfall?

Im Drogeriemarkt und Apotheke gibt es zahlreiche Shampoos, Medikamente und Tinkturen, die damit werben, dass sie das Haarwachstum fördern. Manche sind rezeptfrei erhältlich, andere verschreibungspflichtig. Doch was bringen diese Mittel? 

Viele Haarwuchsmittel oder Shampoos sind eher als Pflegepräparate eingestuft und haben eine unklare Wirkung. „Sie kommen allenfalls unterstützend zum Einsatz “, sagt Dr. Andreas Finner. Er leitet die Trichomed-Praxis für Dermatologie, Haarmedizin und Haartransplantation in Berlin.  

Bei androgenetischem Haarausfall komme bei Männern und Frauen Minoxidil als Lösung oder Schaum in Frage, bei Männern auch Finasterid als Tablette oder Spray. Ersteres stimuliert wahrscheinlich den Haarfollikel, letzteres blockiert das Hormon Dihydrotestosteron, das für die Schrumpfung der Haarfollikel verantwortlich ist und somit das Haarwachstum hemmt. „Diese Mittel können bei rechtzeitiger und dauerhafter Anwendung den androgenetischen Haarausfall oft stoppen“, sagt Dr. Finner.  

Vor der Anwendung empfiehlt er aber eine klare Diagnose, Beratung, Behandlungsplanung und Therapie-Überwachung beim Hautarzt oder in einer speziellen Haarsprechstunde. Denn es gibt verschiedene Haar- und Kopfhautprobleme, die auch kombiniert auftreten können. „Eine wichtige Untersuchung ist deshalb die Trichoskopie mit einer Auflichtlupe oder sogar digital am Bildschirm, gegebenenfalls mit Haardichtemessung zur Therapiekontrolle.“ 

Die Haartransplantation als Behandlungsmethode

Wer mit diesen Mitteln keine ausreichenden Erfolge erzielt, seinen starken Haarausfall aber nicht akzeptieren möchte, kann als letzten Ausweg eine nicht gerade günstige Behandlung auf eigene Kosten wählen: die Haartransplantation. Sie sorgt in vielen Fällen für gute Ergebnisse. Es gibt einige prominente Beispiele, etwa Tesla-Gründer Elon Musk, der sich seine hohen Geheimratsecken hat verschwinden lassen. Ebenso Jürgen Klopp und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Bei Letzterem wurde das Haar auf dem Oberkopf bereits in den 30ern licht und dünn. 

Wer eine Haartransplantation in Betracht zieht, sollte sich im ersten Schritt von einem spezialisierten Facharzt beraten lassen. Der Arzt klärt über Vor- und Nachteile auf und bespricht mit dem Patienten, was realistisch machbar ist. Dazu führt er auch Messungen zur Beurteilung von Haaren und Kopfhaut durch und legt eine zum Kopf passende Haarlinie fest. Nicht in jedem Fall kommt die Behandlung in Frage. 

Von der kahlen Stirn zum dichten Schopf wie in Jugendtagen? „Das hängt vom Schweregrad des Haarausfalls und der Haarqualität ab. Es wäre unrealistisch, ein Haarbild wie im Jugendalter zu erwarten“, sagt Dr. Finner. „Bei richtiger Planung und Durchführung sind die Patienten jedoch sehr zufrieden.“ 

Für wen kommt eine Haartransplantation in Frage? 

Eine Haartransplantation kann vor allem bei einem fortgeschrittenen androgenetischen Haarausfall gut durchgeführt werden – also zum Beispiel bei Geheimratsecken bei Männern und Frauen oder einer deutlichen Ausdünnung am Vorder- und Oberkopf. Die Lücken müssen dabei deutlich sichtbar sein.  

Eine weitere wichtige Voraussetzung: Dichtes und dickes Spenderhaar, das für die Transplantation verwendet werden kann. Denn es werden keine neuen Haare erzeugt, es findet nur eine geschickte Umverteilung statt. Der Spenderbereich befindet sich im Haarkranz, dort stehen die Haare in der Regel dichter und können unbemerkt entnommen werden, um sie an kahlen Stellen wieder einzusetzen. Doch das ist nicht der einzige Grund, erklärt Dr. Finner. Die Haarwurzeln im Haarkranz sind genetisch auch weniger anfällig dafür auszufallen – selbst wenn man sie auf kahle Kopfbereiche umpflanzt.  

Auch bei Kopfhautnarben kann eine Haartransplantation helfen. 

Wenn die Haare am Oberkopf zwar ausgedünnt sind, es aber keine leeren Poren oder Kahlzonen gibt, kommt eine Transplantation dagegen nicht in Frage. In so einem Fall empfiehlt Dr. Finner Haarwuchsmittel. Und auch, wenn das Spenderhaar im Verhältnis zur Kahlfläche unzureichend ist, rät er von einer Haartransplantation ab. 

Wie läuft eine Haartransplantation ab?

Haare sind dünn, ihre Wurzeln winzig klein. Wenn Dr. Finner Haare transplantiert, trägt er deshalb eine Lupenbrille und nutzt spezielle Mikro-Instrumente, mit denen er die mikroskopisch kleinen Haarwurzeln vorsichtig versetzen kann und die Kopfhaut schont. Haarchirurg und Assistenzpersonal arbeiten im Team; innerhalb eines Tages können tausende Haarwurzeln entnommen und gleich wieder eingesetzt werden. Die Transplantation wird bei örtlicher Betäubung der Kopfhaut durchgeführt und ist schmerzarm, sagt Dr. Finner.  

Damit das Ergebnis natürlich aussieht, muss der Chirurg nicht einfach nur ein Haar von A nach B versetzen, sondern dabei einiges beachten. „Es kommt besonders auf die natürliche Richtung und Platzierung der Pflanzkanäle in die Lücken an,“ erklärt Dr. Finner. „Sie müssen im gleichen Winkel wie die Originalhaare, ganz flach und unregelmäßig gestochen werden.“ Anschließend werden die Haarwurzel-Transplantate, welche je 1-4 Haarwurzeln enthalten, in diese millimeterkleinen Hauttaschen eingesetzt.  

Wenig verwunderlich: In den ersten Tagen nach der Behandlung kann die Kopfhaut schmerzen, es kann zu Schwellungen der Stirn und rund um die Augen kommen. Nach etwa zwei Wochen fallen Krüstchen an den transplantierten Stellen ab, die Haare sind dann eingewachsen und wachsen über Monate langsam los. Nach 6-12 Monaten ist das Ergebnis sichtbar. 

Risiken einer Haartransplantation

Eine Haartransplantation ist ein chirurgischer Eingriff und deshalb wie jede Operation mit Risiken verbunden. Neben Infektionen gehören dazu Narbenbildung und unerwünschte Ergebnisse. Wenn der Haarchirurg nicht korrekt arbeitet, kann es schon bei der Entnahme zur Verletzung von Haarwurzeln kommen, wodurch das betroffene Haar verloren geht. Weitere Risiken sind eine übermäßige Ausdünnung der Spenderregion, eine Durchblutungsstörung der Kopfhaut oder unzureichendes Anwachsen.  

„Bei falscher, fließbandartiger Durchführung oder einer Behandlung durch ungelerntes Hilfspersonal kann der Haaransatz unpassend aussehen oder die Richtung und Verteilung der Haare unnatürlich wirken. Solche Probleme sind schwer zu korrigieren“, warnt Dr. Finner und rät daher von Billigangeboten ab. Beim Verband Deutscher Haarchirurgen kann man sich über seriöse Angebote informieren.

Kann Haarausfall durch das Coronavirus ausgelöst werden?

Eine Infektion mit dem Coronavirus kann sich auf unterschiedliche Weise auf die Gesundheit auswirken, auch das Haar kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Nach einer Infektion berichten viele Menschen über Haarverlust. „Virusinfektionen und auch Fieber können zu Haarausfall führen. Das ist aber meist temporär und nur in seltenen Fällen dauerhaft,“ erklärt Dr. Alice Martin. 

Woran das liegt? Eine Virusinfektion oder auch Impfungen, auf die der Körper sehr stark reagiert, können im Körper verschiedene Entzündungskaskaden auslösen, beschreibt Dr. Martin. Diese verursachen dann Haarausfall oder andere Beschwerden, zum Beispiel rheumatologische Beschwerden. Auch eine schwere Grippe kann Auslöser sein, genauso wie ein schwerer operativer Eingriff. 

Die Haare fallen dann aus, weil es zu einem sogenannten telogenen Effluvium kommt. Es ist eine von mehreren Formen des diffusen Haarausfalls. Durch ein äußeres Ereignis, zum Beispiel eine Corona-Infektion, treten plötzlich sehr viele Haarfollikel auf einmal in die Ruhephase des Haarzyklus ein. Die dauert in der Regel zwei bis drei Monate, und danach fallen dann sehr viele Haar gleichzeitig aus. Nun heißt es, Geduld haben. Um den Körper während der Genesung ausreichend zu unterstützen, sollte man auf ausgewogene Ernährung achten und sich Ruhe und Gelassenheit gönnen. 

Die zwei Fotos zeigen Alice Martin und Andreas Finner.

Zur Person

Dr. Alice Martin hat die digitale Hautarztpraxis dermanostic gegründet und ein Buch über Haarausfall geschrieben. Es heißt „Alles klar beim Haar? – Die wichtigsten Fakten zu Wachstum, Gesundheit und Pflege“. Auf ihrem Instagram-Kanal behandelt sie Themen rund um Haut und Haar. 

Dr. Andreas Finner ist Dermatologe und ein deutschlandweit anerkannter Spezialist für Haartransplantation und Haarausfall-Behandlungen. Er ist Autor von Fachartikeln und führt täglich Haarsprechstunden und Haarverpflanzungen an der Trichomed- Praxis in Berlin durch. 

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