Ein Mann sitzt im Büro mit den Füßen auf dem Tisch und macht Seifenblasen.
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Probleme nicht vertagen

„Erst mal drüber schlafen...“ Dieser oft geäußerte Ratschlag könnte bei belastenden Erlebnissen kontraproduktiv sein. Das legen aktuelle neurologische Erkenntnisse nahe. Experten empfehlen daher: Probleme am besten immer sofort lösen.

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Egal ob bei Problemen im Büro oder Streit im privaten Umfeld. Nach schwierigen Situationen oder gar belastenden Erlebnissen hört man immer wieder den Ratschlag: „Schlaf erst mal drüber, morgen sieht die Welt schon wieder anders aus!“ Doch auch wenn das gut gemeint ist. Nach Ansicht von Neurologen handelt es sich dabei möglicherweise um einen Trugschluss. Ein amerikanisches Forscherteam konnte nachweisen, dass sich gerade im Schlaf negative Emotionen festigen können – und infolge dessen über längere Zeit präsent bleiben.

Die Wissenschaftler von der University of Massachusetts zeigten einer Reihe von Testpersonen unterschiedliche Bilder. Immer wieder tauchten dabei auch Aufnahmen von verstörenden Situationen auf – zum Beispiel Autounfällen. Die Testpersonen sollten im Anschluss sagen, wie unangenehm bzw. traurig sie das jeweilige Bild empfinden. Doch während man einer Gruppe die Bilder kurz vor dem Schlafengehen präsentierte, wurden sie der anderen Gruppe am Morgen präsentiert.

Nach zwölf Stunden wurden dann erneut Bilder präsentiert – darunter neue, aber auch einige der bereits Bekannten. Das Verblüffende dabei: Die Gruppe, bei der der Test morgens begann und entsprechend der zweite Durchlauf am Abend durchgeführt wurde, empfand dieselben Bilder als deutlich weniger belastend. Gerade auch auf schockierende Bilder reagierten sie deutlich abgeklärter. Nicht so die andere Gruppe, die beim ersten Mal die Bilder abends ansah, und bei der der zweite Durchlauf nach der Nachtruhe am Morgen durchgeführt wurde. Sie empfanden die Bilder genauso unangenehm wie zuvor. Die Schlafpause führte demnach nicht zu einer Verarbeitung der unangenehmen Wahrnehmung.

Negatives im Schlaf verankert

Die Neurologen gehen sogar davon aus, dass negative Erlebnisse durch den Schlaf stärker im Gedächtnis verankert werden – und so fortan stärker präsent bleiben könnten. Sie raten daher dazu, unangenehme oder gar traumatische Erlebnisse immer möglichst sofort und auf jeden Fall vor dem Schlafengehen in irgendeiner Form aufzuarbeiten. Das reduziert nicht nur das Risiko, dass sich das Erlebnis mit all seinen unangenehmen Emotionen im Gedächtnis festsetzt. Es hilft darüber hinaus auch, besser und ruhiger zu schlafen.

Das können Sie konkret tun:

  • Gespräche mit Freunden

Wenn Menschen frustrierende Erlebnisse im Job oder im privaten Umfeld hatten, reagieren sie oft intuitiv richtig: Sie suchen das Gespräch darüber – mit Freunden oder nahen Angehörigen. Denn das Erzählen und Schildern der Situation hilft enorm, um die dabei entstandenen Gefühle aufzuarbeiten – und ihnen einen Kanal zu geben.
Tipps für mögliche Gesprächspartner: Konzentrieren Sie sich zunächst aufs Zuhören. Denn es geht im Wesentlichen gar nicht darum, aus einer möglicherweise verquickten Situation einen konkreten Ausweg zu finden. Wichtiger ist es zu Beginn, ein unangenehmes Erlebnis emotional aufzuarbeiten, damit sich die betroffene Person davon innerlich distanzieren kann. Es ist daher durchaus sinnvoll, sich als Gesprächspartner mit Ratschlägen oder gar konkreten Handlungsanweisungen zurückzuhalten.

  • Das Tagebuch – ein schriftlicher Monolog

Wenn Sie mit niemandem reden können – oder wollen: Arbeiten Sie das Erlebte schriftlich auf. Früher war es für viele Menschen selbstverständlich, ein Tagebuch zu führen. Und das kann, da sind sich Psychotherapeuten sicher, neben dem rein dokumentarischen Wert eben auch unangenehmen Gefühlen den erforderlichen Raum geben. Denn wer Emotionen in Worte fasst und schriftlich fixiert, kann dadurch eine Distanz zum Erlebten aufbauen – und frustrierende oder gar schockierende Erlebnisse so entsprechend aufarbeiten.
Tatsächlich erkennen viele Psychotherapeuten in Tagebüchern eine gewisse Selbstanalyse. Und für diesen Effekt ist es gar nicht nötig, ständig ein Tagebuch zu führen. Vielmehr geht es darum, bestimmte und ggf. singuläre Erlebnisse aufzuarbeiten.

  • Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Kommt es zu besonders schwerwiegenden traumatischen Erlebnissen, zum Beispiel als Opfer eines schweren Unfalls oder wenn ein naher Angehöriger unerwartet verstirbt, sind oft auch professionelle Seelsorger und Psychologen zur Stelle. Es lohnt sich, diese angebotene Hilfe anzunehmen. Denn die ausgebildeten Helfer können ein Gespräch entsprechend lenken – und die betroffene Person auch emotional auffangen.

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