Allein schon die Antworten der Jugendlichen auf die Frage nach ihren Hörgewohnheiten waren aus medizinischer Sicht bedenklich: Ein Großteil der Studienteilnehmer setzt sich zu häufig zu lauter Musik aus – und zwar sowohl durch Kopfhörer als auch Lautsprecher. Sehr besorgniserregend sind insbesondere jedoch die Ergebnisse, die die Tinnitus-Experten sammelten, die Teil des Forscherteams waren: Gefragt wurde nämlich auch nach den erlebten Auswirkungen lauter Musik auf das Gehör. Hier berichtete mehr als die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen, schon einmal nach dem Konsum lauter Musik ein Pfeifen im Ohr gehabt zu haben. Besonders alarmierend: Ein Viertel der Jugendlichen gab an, dass solch ein Störgeräusch bei ihnen dauerhaft anhalte. Diese Probanden leiden somit ganz offensichtlich an einem Tinnitus – eine Erkrankung, die typischerweise erst im mittleren Lebensalter auftritt.
Im zweiten Schritt untersuchten die Forscher nun die Hörfähigkeit. Dabei setzten sie nicht nur auf die Standard-Hörtests, bei denen es insbesondere darum geht, möglichst leise Töne wahrzunehmen. Sie wendeten einen Test an, mit dessen Hilfe man versteckte Hörschäden aufspüren kann. Vereinfacht gesagt wird bei diesem Test die Empfindlichkeit des Gehörs überprüft. Denn geschädigte Nervenzellen im Hörsinn reagieren auf lautere Töne besonders empfindlich. Das Ergebnis dieser Untersuchungen: Zwar war bei den Tinnitus-Probanden die Hörfähigkeit noch nicht eingeschränkt. Allerdings konnten die Forscher mit den Empfindlichkeits-Tests zeigen, dass bereits deutliche Schäden im Gehör vorhanden waren, die sich jedoch erst typischerweise im weiteren Lebensverlauf bemerkbar machen. Problematisch sind solche Schädigungen der Nervenzellen nicht zuletzt deswegen, weil es keine wirksame Therapie gibt.
Die Forscher betonen daher eindrücklich, wie wichtig es ist, seine Ohren zu schützen. Sie befürchten, dass die Gesellschaft in einigen Jahren mit einer ganzen Generation Hörgeschädigter konfrontiert sein wird. Fest steht dabei: Das Problem ist vielen Betroffenen gar nicht bewusst – und sie schädigen ihr Gehör quasi aus Versehen.