Umfrage
Gemäß einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahr 2018 erklärten 19,1 % der jungen Erwachsenen (18-25 Jahre) in den vergangenen 30 Tagen Shisha geraucht zu haben. Bei den Jugendlichen (12-17 Jahre) waren es 9 %.
Chillen mit einer Shisha ist bei vielen jungen Leuten mittlerweile Alltag. Ein gemütliches Beisammensein, ein süßlicher Duft hängt in der Luft. Ist ja alles nicht so schlimm, denken sich die Konsumenten. Der Haken: Orientalische Tabakpfeifen sind nicht so harmlos, wie man meint. Tückisch sind die vielen fruchtigen Geschmacksrichtungen des Tabaks, die den Faktor „ungefährlich“ suggerieren.
Wie funktioniert eine Wasserpfeife? In dem länglichen Gerät werden auf den oberen Kopf 5 bis 20 Gramm Tabak gelegt, der mit einem Sieb oder gelöcherter Folie abgedeckt ist. Hierauf wird Kohle angebracht, die entzündet wird. So kommt der Tabak zum Schwelen. Ein Schlauch mit einem Mundstück ist an dem mittleren Teil der Wasserpfeife über ein Ventil befestigt. Die untere Hälfte der Pfeife besteht aus einem gläsernen Bereich, der an den mit Wasser gefüllten Boden grenzt. Über das Mundstück wird der Tabakrauch durch das Wasserbad angesaugt und eingeatmet. Dieses Prozedere setzt eine ganze Reihe ungesunder Stoffe frei. „Beim Rauchen von Shishas nimmt man pro Zug eine wesentlich größere Menge Rauch auf als beim Zigarettenrauchen – und damit auch eine größere Menge an Schadstoffen. Zudem liegen einige Schadstoffe im Wasserpfeifenrauch in deutlich höherer Konzentration vor als in Zigarettenrauch, allen voran Kohlenmonoxid und Blei“, betont Dr. Katrin Schaller vom WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.
Gemäß einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahr 2018 erklärten 19,1 % der jungen Erwachsenen (18-25 Jahre) in den vergangenen 30 Tagen Shisha geraucht zu haben. Bei den Jugendlichen (12-17 Jahre) waren es 9 %.
Wissenschaftliche Studien haben in den vergangenen Jahren die gesundheitliche Gefährdung des regelmäßigen Rauchens von Wasserpfeifen belegt. Die Risiken sind im Hinblick auf Lungenleiden oder einem erhöhten Krebsrisiko ähnlich wie bei dem Konsum von Zigaretten. Personen, die täglich Wasserpfeife rauchen, nehmen die Nikotinmenge von etwa 10 Zigaretten zu sich. Das Suchtpotential ist entsprechend hoch. „Auch Wasserpfeifentabak enthält Nikotin. Deswegen macht Shisha-Rauchen genauso abhängig wie Zigarettenrauchen“, so Dr. Katrin Schaller.
Wasserpfeifen sind somit - was die Schädlichkeit des Rauches angeht - durchaus ein schweres Kaliber. Ob sie im Endeffekt schädlicher sind als Zigaretten, lässt sich jedoch nicht pauschal beurteilen, zumal Wasserpfeifen ganz anders geraucht werden als Zigaretten. Schließlich inhaliert ein typischer Raucher gerne über den Tag verteilt die Verbrennungsprodukte einer ganzen Schachtel, während eine Wasserpfeife meist nur einmal oder schlimmstenfalls wenige Male am Tag zum Zug kommt - und dabei häufig auch in der Gruppe geteilt wird. Die Rauchgewohnheiten und letztlich die exakten Folgen lassen sich somit nur schwer miteinander vergleichen.
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So betont der Experte für Lungenmedizin, Professor Dr. Stefan Andreas: "Es geht uns auch gar nicht darum, zu beurteilen, was gesundheitsschädlicher ist. Vielmehr möchten wir Wasserpfeifenraucher davor warnen, dass sie weitaus mehr Schadstoffe zu sich nehmen, als sie denken." Professor Andreas ist nicht nur Beiratsmitglied der Deutschen Lungenstiftung und Facharzt für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, sondern auch Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen bei Kassel und des Bereiches Pneumologie an der Universitätsmedizin Göttingen.
Denn Teer, Nikotin und Kohlenmonoxid sind nicht die einzigen Schadstoffe, die mit dem Rauch der Wasserpfeife in den Körper übergehen. Nicht anders als bei Zigaretten bilden sich auch beim Verbrennen des Tabaks in der Wasserpfeife eine Vielzahl weiterer Schadstoffe - darunter zahlreiche krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) und tabakspezifische Nitrosamine (TSNAs). Diese PAKs und TSNAs gelangen beim Inhalieren ungefiltert in die Lunge. Diese gefährlichen Substanzen können das Erbgut der einzelnen Körperzellen schädigen, so dass es in der Folge zu Mutationen und letztlich zur Entwicklung von Tumorzellen kommen kann.
Neben der eigentlichen Giftigkeit birgt die Wasserpfeife zudem noch ein weiteres gesundheitliches Problem. Da das Mundstück beim gemeinsamen Rauchen in der Regel nicht getauscht wird, kommt es auch besonders leicht zur Übertragung von Krankheitserregern. Von harmlosen Erkältungsviren bis hin zu Herpes, Hepatitis, der echten Grippe und Tuberkulose ist alles möglich. Denn den robusten Keimen kann der schädliche Rauch eher wenig anhaben.
Unter Umständen muss man das gesundheitsschädliche Potential der Wasserpfeife sogar als besonders hoch einschätzen. Denn gerade weil der Rauch durch ein Gefäß mit Wasser geleitet und dabei angefeuchtet wird ist er weniger reizend für die Atemwege. Er lässt sich somit deutlich leichter inhalieren als Zigarettenrauch. Hinzu kommt, dass gerade Jugendliche den süßlich aromatisierten Rauch - zum Beispiel in den Geschmacksrichtungen Apfel, Minze, Kirsche, Schokolade oder Melone - als weitaus angenehmer empfinden als den eher herben reinen Tabakrauch. Die Wasserpfeife empfinden die meisten Menschen somit als weitaus "bekömmlicher" als herkömmliche Tabakprodukte.
Die Hemmschwelle, auch regelmäßiger zur Wasserpfeife zu greifen, ist somit also deutlich niedriger. Aufgrund des sehr hohen Nikotingehalts ist das Suchtpotenzial jedoch sehr hoch. Der Lungenfacharzt Andreas betont daher ausdrücklich. "Insgesamt ist davon auszugehen, dass mit regelmäßigem Wasserpfeifenrauchen ähnliche gesundheitliche Risiken verbunden sind wie mit dem Zigarettenrauchen." Am besten, man lässt auch von dieser Art des Rauchens komplett die Finger.
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Prof. Dr. Stefan Andreas ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Pneumologie, Zusatzbezeichnung Intensivmedizin, Schlafmedizin und medikamentöse Tumortherapie. Außerdem ist er Chefarzt der Lungenfachklinik Immenhausen. Seit 2020 arbeitet er darüber hinaus als Associate Editor ERJ Open Research im Journal of COPD und als Sprecher der Task Force Tabakprävention der DGP.
Dr. Katrin Schaller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle und Alkoholprävention des deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Als Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im DKFZ wurde sie unter anderem bereits für die Tagesschau interviewt.