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Fisch hat’s in sich

Die proteinreichen Wasserbewohner galten jahrzehntelang als eine schier unerschöpfliche Nahrungsmittelquelle, mit der tagtäglich Millionen von Menschen weltweit versorgt werden konnten. Doch Überfischung und die zunehmende Verunreinigung der Weltmeere drängen viele Fischarten an den Rand der Ausrottung. Mittlerweile hat in Teilen der Branche ein Umdenken begonnen: Mit nachhaltigem Fischfang und Siegeln will man diese Entwicklung eindämmen. Wie funktioniert nachhaltiger Fischfang und welchen Gütesiegeln kann man eigentlich trauen?

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In den meisten Regionen der Welt steht Fisch seit Tausenden von Jahren auf dem Speiseplan. Jedenfalls dort, wo Menschen an Küsten, Binnenmeeren oder Flüssen leben. Das war auch lange kein Problem. Aber: Mit dem explosionsartigen Anstieg der Weltbevölkerung im 20. Jahrhundert und den technologischen Veränderungen änderte sich dies jedoch dramatisch. Während im Jahr 1950 noch rund 2,5 Milliarden Menschen die Erde bewohnten, sind es in 2022 mittlerweile fast schon 8 Milliarden. Mit diesem Anstieg ist gleichzeitig der Konsum von Fisch immens gestiegen. Das Resultat: industrieller Fischfang.

Fischfang – eine globale Industrie

Laut Bericht der Food and Agriculture Organization of the United Nations führt China die Liste der Fangnationen für Meeresfischerei an. Darauf folgen die Länder Peru, Indonesien, Russland, die USA, Indien und Vietnam. In 2018 fing China rund 12,68 Millionen Tonnen Fisch, was 15 Prozent des weltweiten Fischfangs betrug. Global sind jährlich mehrere Millionen Fangboote im Einsatz. Doch ausschlaggebend sind vor allem die rund 67.800 Industriefangschiffe. Dazu zählen sogenannte Supertrawler, die über 80 Meter Länge betragen und täglich rund 250 Tonnen Fisch fangen sowie verarbeiten können. Die industrielle Fischerei hat mittlerweile viele Bestände so stark dezimiert, dass eine Fortsetzung aus biologischer Sicht nicht mehr zu verantworten ist. Im Jahr 2017 waren bereits 34,2 Prozent der bewerteten Bestände überfischt. Obwohl der asiatische Raum mit Abstand über die größte Fangflotte verfügt, sind das Mittelmeer sowie das Schwarze Meer die am stärksten überfischten Gewässer. 62,5 Prozent der dort beheimateten Bestände gelten als überfischt.

Mikroplastik ist Bestandteil der Nahrungskette

Das zweite große Problem in Verbindung mit den Weltmeeren besteht seit Jahrzehnten in der stetig zunehmenden Verunreinigung durch den Menschen. Der Bevölkerungsdruck in unmittelbarer Nähe zum Meer und an den Flussläufen ist enorm, denn rund zwei Milliarden Menschen leben weltweit in weniger als 50 Kilometer Entfernung zum Meer. Gewaltige Mengen an Müll gelangen so ins Meer. Besonders Plastikmüll, der biologisch nicht abbaubar ist, stellt ein großes Problem dar. Im Laufe der Zeit zerfällt das Material und verteilt sich in winzig kleinen Partikeln überall im Meer. Viele Fische und Meeresfrüchte verwechseln das Mikroplastik mit ihrer typischen Nahrung. Makrelen identifizieren zum Beispiel Plastikfasern als frisch geschlüpfte Seenadeln. Diese Fasern stammen häufig aus Kleidung, die aus synthetischen Stoffen besteht. Ob der Konsum von Fisch und Meeresfrüchten wegen des Mikroplastiks für den Menschen gesundheitsschädigend ist, ist bislang unklar. Es wurde zwar schon Mikroplastik in den Mägen von Fischen und Muscheln nachgewiesen – aber, ob sich Plastik auch im Muskelgewebe von Fischen findet, konnte noch nicht festgestellt werden.

Gütesiegel für mehr Nachhaltigkeit

Dass sich die kommerziell genutzten Fischbestände in naher Zukunft nicht mehr regenerieren können, ist auch schon in Teilen der Fischerei-Branche angekommen. Auf Drängen von Initiativen und gemeinnützigen Organisationen setzen manche Produzenten mittlerweile verstärkt auf Nachhaltigkeit. Ob ein Produkt den Nachhaltigkeits-Kriterien entspricht, wird mit verschiedenen Gütesiegeln gekennzeichnet. Dabei hat nicht jedes Siegel die gleichen Kriterien.

Marine Stewardship Council

Eines der bekanntesten ist das blaue Siegel des Marine Stewardship Council (MSC). Unabhängig geprüft, setzt es nach eigenen Angaben voraus, dass das Fischerei-Management nachhaltig ausgerichtet ist, die Einwirkung in das Ökosystem gering und der Fischbestand in gutem Zustand ist. Mittlerweile hält dieses Siegel den eigenen Standards jedoch nicht mehr Stand, denn es muss sich unter anderem vom World Wide Fund For Nature (WWF) deutliche Kritik anhören. Untersuchungen hatten ergeben, dass MSC-zertifizierte Bestände entweder zu klein waren oder zu hart befischt wurden. Dieser Grad der Überfischung verhindert, dass die Bestände nachwachsen können. Auch wird der Faktor Beifang nicht strikt genug berücksichtigt. So geriet zum Beispiel der MSC in die Kritik, die mexikanische Thunfisch-Fischerei zertifiziert zu haben, obwohl dort Delphine nach wie vor als Beifang in den Netzen landen.

Naturland-Siegel

Neben landwirtschaftlichen Produkten zertifiziert Naturland ebenfalls Fisch und Meeresfrüchte mit dem Siegel „Naturland Wildfisch“. Zu den erklärten Standards des Siegels zählen die schonende Nutzung der Fischbestände, der achtsame Umgang mit den Ökosystemen sowie der Verzicht auf umweltschädigende Fangmethoden. Neben den ökologischen Richtlinien kommen auch Sozialrichtlinien für angestellte Fischer hinzu, wodurch die Nachhaltigkeits-Latte deutlich höher hängt im Vergleich zum MSC. Doch auch das Naturland-Siegel wird kritisiert: Es wurden nämlich Fischereien mit Stellnetzen in Meeresschutzgebieten ohne zusätzliche Auflagen zertifiziert. Das ist beispielsweise bei der Heringsfischerei um Rügen und im Greifswalder Bodden der Fall.

Reich an Nährstoffen

Auch in Zukunft wird Fisch für Milliarden von Menschen ein wichtiger Bestandteil der Ernährung bleiben. Allein deshalb ist es dringend notwendig, weltweit auf nachhaltigen Fischfang zu setzen, damit kommende Generationen nicht auf leergefischte Ozeane blicken müssen. Als Nahrungsmittel versorgt Fisch den menschlichen Körper nämlich mit wichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen. Weiterer Pluspunkt: Das hochwertige Protein ist leicht verdaulich. Die im Fisch enthaltenen Fettsäuren sind zudem gut für Gehirn, Herz und Immunsystem. Besonders positiv ist der hohe Anteil lebensnotwendiger und gesundheitsfördernder Omega-3-Fettsäuren. Einen hohen Gehalt dieser gesunden, mehrfach ungesättigten Fettsäuren haben zum Beispiel Lachs, Sardellen, Sardinen, Hering, Makrelen und Forellen.

Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren

Dazu zählen zum Beispiel die Spurenelemente Jod, auf das die Schilddrüse angewiesen ist, und Selen, das unter anderem für unser Immunsystem wichtig ist. Lebensnotwenig sind aber insbesondere auch bestimmte so genannte mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Dazu zählen die Omega-3-Fettsäuren. Sie werden für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper benötigt – und wirken sich in vielfacher Hinsicht positiv auf die Gesundheit aus.

Insbesondere das Herz-Kreislauf-System profitiert von diesen speziellen Fetten: Sie fördern die Fließeigenschaften des Blutes, wirken Ablagerungen in und Verhärtungen der Blutgefäßwände entgegen. Sie senken deutlich das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben. Aber auch für das Nervenwachstum und die Entwicklung des Gehirns sind Omega-3-Fettsäuren wichtig – vor allem zu Beginn des Lebens: Achtet die Mutter während Schwangerschaft und Stillzeit sowie in den ersten Lebensjahren des Kindes auf eine entsprechend ausgewogene Ernährung, verläuft die Gehirnentwicklung günstiger, der Intelligenzquotient ist um rund vier Punkte höher.

Schutzeffekt vor zahlreichen Erkrankungen

Darüber hinaus gibt es Hinweise für Zusammenhänge zwischen einem niedrigeren Omega-3-Fettsäuren-Spiegel und dem Entstehen bestimmter Tumore sowie dem Auftreten einiger psychischer Probleme wie Depressionen oder ADHS. Die Forschungslage ist jedoch längst nicht so eindeutig wie bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Gehirn-Entwicklung.

Fest steht jedoch in jedem Fall: Diese wertvollen Fettsäuren müssen wir über die Nahrung aufnehmen. Sie können vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Einige Varianten dieser Fettsäuren finden sich in hochwertigen Pflanzenölen und Nüssen. Andere jedoch kommen im wesentlichen nur in Fischen, Meeresfrüchten und Algen vor.

Besonders gesund: Lachs

Generell besonders hoch ist der Anteil der Omega-3-Fettsäuren in fettreichen Kaltwasserfischarten wie Hering, Lachs, Makrele und Thunfisch. Aber auch Sardinen und Sardellen sind reich an der Substanz. Den höchsten Gehalt hat man beim Lachs gemessen. Egal ob gekocht oder geräuchert: Dieser beliebte Speisefisch darf daher gerne besonders häufig auf den Tisch, zumal er auch noch zwei weitere Vorteile in sich vereinigt: Lachs gehört zu den am wenigsten mit Umweltgiften belasteten Sorten. Außerdem stammt er in der Regel aus Aqua-Kulturen, so dass Überfischung kein Problem darstellt.

Generell ist die Belastung der Fischbestände mit Schadstoffen eher rückläufig, so dass man ruhig zweimal die Woche zu Fisch greifen kann – und auch sollte. Denn der gesundheitliche Nutzen des Fischkonsums ist nach wie vor höher als ein Totalverzicht – wenn man den Omega-3-Bedarf des Körpers nicht anderweitig kompensiert.

Nichtsdestotrotz gibt es Fischsorten, die stärker belastet sind. Dazu zählen alle langlebigen Raubfische. Da sich diese ausschließlich von anderen Fischen ernähren, kann es über die Jahre zu einer Anreicherung mit schädlichen Substanzen kommen. Das ist insbesondere beim Schwertfisch ein Problem, weswegen man diesen nur als gelegentliche Spezialität zu sich nehmen sollte. Nicht ganz so ausgeprägt ist dieser Effekt beim Thunfisch, aber immer noch messbar. Dennoch ist gegen ein Thunfisch-Steak alle paar Wochen nichts einzuwenden.

Risiko bei Diäten

Achtung: Wer – egal aus welchen Gründen – eine Diät macht und insbesondere auf Fett verzichtet, kann relativ leicht Gefahr laufen, zu wenig Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen. Denn der Körper legt von dieser Substanz keine nennenswerte Reserve an. Auch in den gefürchteten Fettpölsterchen rund um den Bauch oder an den Oberschenkeln ist sie nicht enthalten. Eine fettarme Ernährung kann daher schnell zu einem entsprechenden Mangel führen. Gerade Fisch mit seinem hohen Anteil an essentiellen Fetten kann diese Lücke füllen.

Hier im Quiz könnt ihr testen, wie gut ihr euch mit Fischen, Krustentieren und den großen Meeresbewohnern auskennt.

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Diese Delikatesse wird in einem Kessel serviert und häufig mit Weißwein zubereitet:

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Gesucht wird ein Tier mit Scheren:

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Ein sowohl an Nord- und Ostsee beliebter Fisch:

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Welcher Fisch ist abgebildet?

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Dieser Fisch ist besonders in Portugal eine Delikatesse:

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Welcher ist der größte Fisch der Welt?

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Welcher Wal ist abgebildet?

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Hierzulande ein wichtiger und wertvoller Speisefisch:

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Welcher dieser Fische ist ein in europäischen Flüssen häufig vorkommender Süßwasserfisch?

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Wie wird der berühmteste und größte Rochen der Welt genannt?


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