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Entzündung: Der Körper reagiert

Eine Rötung, eine Schwellung, ein Schmerz – schnell denken wir an eine Entzündung, wenn der Körper eine unangenehme Reaktion zeigt. Doch was ist das überhaupt, und was sollte man dabei beachten?

Qualitätssicherung: Dr. Veit Wambach

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Wohl jeder Mensch hatte sie schon einmal, in der einen oder anderen Form: eine Entzündung, auch Inflammation genannt. Wir kennen verschiedenste Arten, die medizinische Bezeichnung endet meist (aber nicht immer) auf „-itis“. Die Arthritis ist eine Gelenkentzündung, die Parodontitis betrifft den Zahnhalteapparat, die Bronchitis tritt in der Lunge auf, wenn die Bronchien entzündet sind.

Holzspieß und Hitze: eine Vielzahl von Auslösern

Was aber verbindet all diese Krankheiten? Was macht eine Entzündung aus? Dr. Veit Wambach, Facharzt für Allgemeinmedizin, hat in seiner Karriere unzählige Entzündungsformen selbst diagnostiziert und behandelt: „Das Phänomen Entzündung ist zunächst einmal eine unspezifische Sache. Sie ist generell die Reaktion des Körpers und seines Abwehrsystems auf einen von außen kommenden Reiz.“

Reize können ganz klassische Krankheitserreger sein, also Bakterien, Viren oder Pilze. Aber nicht nur: „Fremdkörper, etwa ein kleiner Holzspieß im Finger, oder eine Schürfwunde kann eine Entzündung auslösen. Dasselbe gilt für Hitze und Kälte, aber auch Allergene oder Chemikalien… Es gibt eine große Zahl an Reizen, die im Körper eine Inflammation hervorrufen können.“

2000 Jahre alte Definition

Die Beschäftigung mit dem Phänomen Entzündung hat eine lange Geschichte. Der Römer Celsus, auch bekannt als der „Cicero der Ärzte“, definierte schon im ersten Jahrhundert n. Chr. vier wichtige Anzeichen einer Entzündung.

1)     Schwellung

2)     Überwärmung

3)     Rötung

4)     Schmerz

Der Grieche Galen, einer der bedeutendsten Ärzte der Antike, ergänzte diese Liste um ein weiteres Merkmal:

5)     Funktionseinschränkung

Die Funktion ist zum Beispiel dann eingeschränkt, wenn sich ein entzündetes Gelenk nicht mehr bewegen lässt oder das Riechen durch eine Erkältung erschwert wird. Beeindruckend ist, dass die Definition dieser fünf Anzeichen für eine Entzündung auch 2000 Jahre später noch ihre medizinische Gültigkeit besitzt. Sie dient auch heute noch der Abgrenzung einer Inflammation.
 
Natürlich sind nicht alle Symptome immer erkennbar, treten einige Entzündungen doch auch innerhalb des Körpers auf. Manche Entzündungen weisen nur wenige Anzeichen auf oder verursachen überhaupt keine Beschwerden. Andere werden hingegen so stark, dass sie sich auf den ganzen Körper auswirken: Krankheitsgefühl und Fieber können die Folge sein. Sie bedeuten, dass das körperliche Abwehrsystem gerade besonders aktiv ist und viel Energie benötigt. Auch mithilfe eines Blutbilds kann eine Entzündung festgestellt werden: Es zeigt eine Vermehrung der Abwehrzellen.

Entzündung als Ausrufezeichen des Körpers

„Entzündungen sind vielfältig, das heißt sie können grundsätzlich für den Körper sehr nützlich, aber auch schädlich sein,“ weiß Mediziner Wambach. „Eine rheumatische Entzündung ist keinesfalls gut, bei einem Holzsplitter im Körper wird das Problem aber durch das Auftreten einer Entzündung schon positiv behandelt. Die Inflammation ist also nicht zwingend etwas Negatives, sondern zu allererst ein Ausrufezeichen. Sie ist ein Hinweis, dass etwas im Körper gerade nicht stimmt.“

An einer Entzündung sind oft verschiedene Abwehrzellen beteiligt. Sie setzen verschiedene Entzündungsmediatoren frei, also Stoffe, die bewirken, dass sich die Gefäße im Gewebe weiten. Dadurch kann etwa mehr Blut zu einer Verletzung gelangen – und die Entzündungsstelle wird dadurch rot und erwärmt sich. Die im Blut enthaltenen Abwehrzellen unterstützen das entzündete Gewebe bei der Heilung.

Bei einer Entzündung werden zudem die Nerven gereizt, es werden Schmerzsignale ans Hirn gesendet – eine Schutzfunktion, denn der Schmerz veranlasst uns, die betroffene Körperstelle besonders zu schonen. Und auch die Schleimhäute leisten manchmal einen Beitrag. Sie geben etwa bei einer Erkältung mehr Flüssigkeit ab. Das Sekret soll dabei helfen, die auslösenden Viren aus dem Körper zu schwemmen.

Risiko und Hilfe

Doch bei welchen Menschen kommt es überhaupt oft oder zu besonders schweren Entzündungen? Gibt es Gruppen, die stärker gefährdet sind? Veit Wambach verweist auf das Immunsystem: „Menschen mit Immunschwächung – etwa solche, die sich in Chemotherapie befinden oder Patienten mit einer unbehandelten HIV-Infektion – weisen eine deutlich höhere Gefahr auf, unter einem schweren Verlauf zu leiden. Auch bei älteren Menschen sinken im Laufe der Zeit die Abwehrkräfte, was die Gefahr einer schweren Entzündung erhöht.“

Wenn nun eine Entzündung auftritt, empfiehlt Experte Wambach einige klassische Mittel, um den Körper bei der Genesung zu unterstützen: „Natürlich hängt die Behandlung von der jeweiligen Art der Entzündung ab. Hilfreich ist es aber, ausreichend zu schlafen, sich auszuruhen und Stress zu vermeiden – auch wenn Letzteres oft leichter gesagt als getan ist. Auch ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Salat ist wichtig. Und besonders wenn sich die Entzündung in den oberen Atemwegen befindet: viel Flüssigkeit trinken.“

Wie bei anderen gesundheitlichen Fragen gilt am Ende auch bei einer Entzündung: Suchen Sie ärztlichen Rat, wenn die Beschwerden stärker werden oder sich länger hinziehen. Besser die Situation abklären als eine potenziell gefährliche Entzündung verschlimmern.

Zur Person

Dr. Veit Wambach ist niedergelassener Allgemeinmediziner aus Nürnberg, stellvertretender Bundesvorsitzender des Virchowbundes, Gründer der Agentur Deutscher Arztnetze und ehemaliger Vorsitzender des Netzes QuE in Nürnberg. 2018 erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um das Gemeinwohl.

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