Rund um die Menopause kursieren Vorurteile und Stigmatisierungen. Schließlich wurde in der Öffentlichkeit bisher kaum darüber gesprochen. Deshalb hat die hkk eine repräsentative Studie entwickelt und forsa mit der Erhebung beauftragt. Rund 2.000 Arbeitnehmerinnen wurden befragt, wie sie die Wechseljahre erleben.
Qualitätssicherung:Ärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Stephanie Prestin
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Die Wechseljahre betreffen alle Frauen eines Tages. Der Beginn kann ein wahres Gefühlskarussell auslösen: Sorge, Angst, Stress – aber auch Erleichterung. Die Gefühle sind ganz normal und berechtigt. Einige Frauen sind besorgt, weil es so endgültig wirkt, keine Kinder mehr bekommen zu können. Andere sind erleichtert, sich nicht mehr mit ihrer Menstruation herumquälen zu müssen. Wieder andere blicken mit Angst auf die Symptome, die sie erwarten, und auf die Reaktion ihres Umfelds.
Phasen der Wechseljahre: Ab wann beginnt die Menopause?
Die Menopause beschreibt den Zeitpunkt der letzten Menstruation. Dieser lässt sich allerdings erst im Nachhinein bestimmen, wenn die letzte Regelblutung 12 Monate zurückliegt. Übrigens: „pause“ stammt aus dem griechischen „pausis“, was „Ende“ bedeutet. Es ist also keine Pause im Sinne einer vorübergehenden Unterbrechung, sondern das Ende der Menstruation.
Im Durchschnitt setzt die Menopause mit circa 52 Jahren ein. Schwankungen sind dabei vollkommen normal. Von einer verfrühten Menopause sprechen Ärztinnen und Ärzte erst bei unter 40-Jährigen. Der Körper durchläuft verschiedene Phasen: Der Zeitraum einige Jahre vor der Menopause heißt Prämenopause. Anschließend folgt die Perimenopause, die Phase rund um die letzte Blutung. Erst wenn ein Jahr lang keine Regelblutung mehr aufgetreten ist, kann man sicher davon ausgehen, dass es tatsächlich die letzte war. An die Perimenopause schließt die Postmenopause an.
Das Hormon Östrogen steuert im weiblichen Zyklus den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Es bildet zusätzlich die sekundären Geschlechtsmerkmale wie die Brust aus. Außerdem ist Östrogen daran beteiligt, die Grundsubstanz der Knochen zu bilden und die Schleimhäute feucht zu halten.
Das Hormon Progesteron wird in der zweiten Zyklushälfte ausgeschüttet. Außerdem bereitet es die Gebärmutterschleimhaut darauf vor, dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten kann. Deshalb wird Progesteron auch Nesthormon genannt. Das Hormon verhindert, dass ein weiterer Eisprung stattfindet. Außerdem wirkt es entspannend, schlaffördernd und fördert darüber hinaus den Muskelaufbau.
Wechseljahre: Hormonhaushalt im Wandel
Bereits bei der Geburt ist die Anzahl der Eizellen festgelegt. In der Prämenopause neigt sich der „Vorrat“ langsam dem Ende und die Eierstöcke produzieren immer geringere Mengen der Hormone Östrogen und Progesteron. Teilweise tritt kein Eisprung mehr auf, während es in anderen Zyklen dazu kommen kann, dass es mehrere Eisprünge gibt. Durch diese Veränderungen kann es dazu kommen, dass die Länge des Zyklus sich verändert und die Blutung stärker wird. Deshalb sollten Paare ohne Kinderwunsch auch kurz vor der Menopause weiterhin verhüten.
Während der Perimenopause sinkt die Hormonproduktion der Eierstöcke, was ein verändertes Verhältnis von Östrogen zu Progesteron zur Folge hat. Sowohl der Eisprung als auch die Blutung bleiben immer häufiger aus. Liegt die letzte Monatsblutung 12 Monate zurück, beginnt die Postmenopause. Bis dahin sinken sowohl Östrogen als auch Progesteron. Danach bleiben beide Hormone auf niedrigem Level stabil. Die Postmenopause ist abgeschlossen, wenn die Hormone sich ausbalanciert haben. Das geschieht um das 65. Lebensjahr herum.
Wechseljahres-Symptome - Wechselnde Beschwerden
Die Symptome der verschiedenen Phasen liegen an den Hormonschwankungen. Eine von der hkk beauftragte forsa-Studie hat untersucht, welche Symptome in welcher Phase auftreten.
Etwa ein Drittel der Frauen in der Prämenopause geben an körperlich und geistig erschöpft zu sein. Das äußert sich in allgemeiner Leistungs- sowie Gedächtnisminderung und Konzentrationsschwäche. Ein weiteres Symptom sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche ebenso wie Schlafstörungen. Während der Perimenopause berichten deutlich mehr Frauen von diesen Symptomen. Fast die Hälfte von ihnen ist von Schlafstörungen betroffen. Zudem berichtet ein Drittel von Gelenk- und Muskelbeschwerden und depressiven Verstimmungen.
In der Postmenopause ist es ähnlich: 43 Prozent der Arbeitnehmerinnen haben Wallungen und Schweißausbrüche. 38 Prozent gaben an Schlafstörungen zu haben. Die Zahl ist im Vergleich zur Perimenopause etwas geringer. Dieses Symptom scheint also mit der Zeit besser zu werden. Die Schlafstörungen können dadurch entstehen, dass ein niedriger Östrogenspiegel die Tiefschlafphasen verkürzt und weniger Progesteron vorhanden ist, das eigentlich Entspannung und Schlaf fördert.
Weitere Symptome sind trockene Schleimhäute und Harnwegsbeschwerden, Sexualprobleme, Herzbeschwerden, Reizbarkeit und Ängstlichkeit. Trockene Schleimhäute hängen mit dem geringen Östrogenspiegel zusammen. Neben Schmerzen, die dadurch auftreten, dass die Schleimhaut trockener und weniger elastisch wird, erhöht sich das Risiko für Harnwegsinfekte. Denn die Abwehr von Krankheitserregern ist eine der wichtigsten Aufgaben der Schleimhäute und kann nur unter Östrogeneinfluss erfolgen. Wenn das nicht ausreichend gegeben ist, haben Viren, Bakterien und Pilze leichtes Spiel was zu Harnwegs- und Scheideninfekten führt.
Das veränderte Verhältnis zwischen Östrogen und Progesteron erklärt die Symptome, die sich auf die Stimmung auswirken. Das hat ähnliche Hintergründe wie beim Prämenstruellen Syndrom (PMS). Diese erklärt Dr. Kai Bühling im Artikel „PMS: Ursachen, Symptome, Behandlung“.
Fezolinetant gegen Hitzewallungen?
Fezolinetant stellt den ersten hormonfreien Wirkstoff gegen Hitzewallungen in Deutschland dar, welcher für Frauen geeignet ist, die aus gesundheitlichen Gründen keine Hormonersatztherapie erhalten können. “Meine bisherige Erfahrung ist gut. Es ist jedoch wichtig darauf hinzuweisen, dass Fezolinetant gezielt gegen Hitzewallungen gerichtet ist und nicht sonstige Wechseljahresbeschwerden adressiert.” erklärt Prof. Dr. Stute in einem Interview mit der hkk.
Immer weniger Frauen möchten Hormone einnehmen, da sie Angst vor Risiken wie Thrombose oder Krebs haben. Und nicht jede Frau braucht eine Hormonersatztherapie – es kommt ganz darauf an, wie stark die Beschwerden sind und was die Ursache ist. Wägen Sie Vor- und Nachteile mit Ihrer Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen ab, um den besten Umgang mit ihrer individuellen Situation zu finden. Dabei gilt: Was für die eine Frau funktioniert, ist nicht zwingend der richtige Weg für die andere. Hormonelle Behandlungen können helfen, wenn die Menopause-Symptome den Alltag stark einschränken und der Leidensdruck hoch ist. Estradiol (ein Östrogen) und Gestagen (ein Progesteron) können die Symptome der Wechseljahre lindern, indem sie die hormonellen Schwankungen ausgleichen.
Viele Frauen sorgen sich auch um das Krebsrisiko bei der Einnahme von Hormonen. Tatsächlich regt Estradiol das Zellwachstum an, was das Risiko für Mutationen erhöhen kann. Um dies zu minimieren, wird zusätzlich Gestagen verabreicht. Eine Ausnahme sind Frauen ohne Gebärmutter. Sie benötigen in der Regel kein zusätzliches Gestagen.
Das Risiko für Mutationen steigt bei der (kombinierten) Einnahme nur geringfügig an und die Vorteile der Therapie überwiegen. Zum Beispiel sinkt das Risiko für Osteoporose, Hitzewallungen hören auf, Tiefschlafphasen werden länger und die Schleimhäute werden besser befeuchtet. Bei äußerlicher Anwendung von Estradiol als Gel oder Spray wird das Thromboserisiko im Vergleich zur oralen Therapie gesenkt, da es nicht über die Leber verstoffwechselt wird, weshalb die Blutgerinnung nicht aktiviert wird und sich seltener Blutgerinnsel bilden. Bei Bedarf kann Estradiol außerdem als bioidentisches Hormon verwendet werden. Auch hier lohnt es sich die Gynäkologin oder den Gynäkologen drauf anzusprechen.
Die Ängste bei der Einnahme von Hormonen sind übrigens auf die WHI-Studie aus dem Jahr 2002 zurückzuführen, über die in vielen Publikumsmedien berichtet wurde. Diese hatte einen vermeintlichen Anstieg des Risikos für Krebs und Thrombose bei der Einnahme von Hormonen entdeckt. Allerdings distanzieren sich die Forschenden mittlerweile von der Auswertung ebendieser Studie, weil diese fehlerhaft war.
hkk-Umfrage: Umgang mit der Umstellung
Die hkk-Umfrage ergab, dass 64 Prozent der Frauen gelassen mit sichtbaren Altersanzeichen wie Falten und grauen Haaren umgehen. Knapp die Hälfte der Frauen fühlt sich wohl in ihrer Haut und ist mit ihrem Aussehen zufrieden. Dennoch geben rund 60 Prozent an, dass körperliche Veränderungen sie belasten. Neben den sichtbaren Veränderungen entwickelt sich auch der Körper weiter. Die Knochendichte und die Muskelmasse nehmen ab, und die Fettverteilung verändert sich. Fettgewebe reichert sich nach der Menopause häufiger im Bauchbereich an, was das Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen erhöht. Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können dieses Risiko senken. 47% der Studien-Teilnehmerinnen hat angegeben regelmäßig Sport zu machen. Das senkt zudem das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche, denn gestärkte Muskeln entlasten sowohl die Knochen als auch die Gelenke. Außerdem erhöht Sport den Grundumsatz. Das wirkt sich förderlich auf die Blutfette, den Blutzucker und den Blutdruck aus.
Wie soll man mit den Wechseljahren im Familienalltag umgehen?
"Ich denke, dass es hilft, offen drüber zu sprechen. Zu sagen, „Bei mir hat sich was verändert, ich möchte mich jetzt nicht mehr so stark um eure Dinge kümmern. Ich schlage vor, dass wir besprechen, wie wir die anfallenden Aufgaben aufteilen.“ Viele Frauen nutzen, dass mit dem Ausziehen der Kinder Räume frei werden. Auch da hilft es, klare Ansagen zu machen, wie: „Ich richte mir jetzt mein eigenes Zimmer ein. Wenn die Tür offen ist, könnt ihr mich gern ansprechen. Aber wenn sie zu ist, möchte ich nicht gestört werden.“
Silke Burmester - Publizistin und Expertin für Frauen in den Wechseljahren.
Die Menopause bringt viele Veränderungen mit sich, sowohl körperlich als auch emotional. Diese Menopause-Symptome sind normal, und Frauen sind damit nicht allein. Eine Hormonersatztherapie kann bei starken Beschwerden während der Wechseljahre hilfreich sein, doch es ist entscheidend, diese Entscheidung individuell und in Absprache mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen zu treffen. Ferner können eine gesunde Lebensweise und regelmäßige Bewegung dabei helfen, Beschwerden und das Risiko von Langzeitfolgen wie Osteoporose zu senken.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Menopause und den Wechseljahren
Was ist die Menopause? Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Menstruation. Dieser Zeitpunkt lässt sich allerdings erst rückwirkend bestimmen, wenn eine Frau 12 Monate lang keine Regelblutung mehr hatte. In der Regel passiert dies zwischen 45 und 55 Jahren.
Ab welchem Alter beginnen die Wechseljahre? Die Wechseljahre finden meistens zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr statt.
Welche Symptome treten während der Wechseljahre auf? Häufige Menopause-Symptome sind Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Trockenheit der Schleimhäute Sexualprobleme, Herzbeschwerden sowie Reizbarkeit und Ängstlichkeit. Diese Symptome können in der Prämenopause, Perimenopause und Postmenopause variieren.
Wie lange dauern die Symptome der Menopause? Die Dauer der Symptome variiert. Die Beschwerden können zwischen wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren anhalten. Nach der Postmenopause nehmen die Symptome für gewöhnlich ab, da sich der Hormonhaushalt stabilisiert.
Kann ich während der Perimenopause schwanger werden? Ja, es ist möglich schwanger zu werden. Die Perimenopause beschreibt den Zeitraum rund um die letzte Regelblutung und die 12 Monate danach. Erst danach finden keine Eisprünge mehr statt. Diese Phase lässt sich allerdings erst im Nachhinein bestimmen. Deshalb ist die Verhütung einer Schwangerschaft weiterhin nötig.
Wie erkenne ich, dass ich in der Postmenopause bin? Die Postmenopause beginnt, nach der letzten Menstruation. Diese ist allerdings erst bestimmbar, wenn 12 Monate vergangen sind.
Welche gesundheitlichen Risiken sind mit der Menopause verbunden? Mit der Menopause steigt das Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen. Es ist wichtig, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen und gesunde Lebensgewohnheiten zu pflegen.
Was kann ich gegen Hitzewallungen tun? Hitzewallungen während der Wechseljahre lassen sich durch verschiedene Maßnahmen lindern, z. B. durch das Tragen leichter Kleidung, regelmäßige Bewegung, Stressmanagement und den Verzicht auf Koffein und Alkohol. In schwerwiegenden Fällen kann eine Hormonersatztherapie in Betracht gezogen werden.
Wann sollte ich für die Wechseljahre eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen? Wenn die Symptome der Menopause stark belastend sind oder länger anhalten, ist es ratsam, eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen zu konsultieren. Sie können beraten, welche Behandlungsmöglichkeiten am besten geeignet sind, um die Beschwerden zu lindern.
hkk Handelskrankenkasse & forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH (2024) Gesundheit, Beruf, Familie: Wie erleben Frauen die Wechseljahre? Ergebnisse einer Befragung von Arbeitnehmerinnen im Alter von 40 bis 65 Jahren.
Siehe auch: hkk Handelskrankenkasse (2024) Pressemitteilung Welttag der Menopause: Leben und Arbeiten mit Schlafstörungen und Hitzewallungen.
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