Eine Hand hält einen glücklichen, grünen Smiley und einen traurigen, roten Smiley hoch.
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Schlechte Gewohnheiten loswerden? So geht’s!

Wir alle wissen, dass wir mehr Sport machen, uns besser ernähren und auf eine gute Work-Life-Balance achten sollten. Aber schlechte Gewohnheiten und alte Laster sterben schwer.

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Im Alltag folgen wir unseren Routinen, viele Dinge laufen automatisch ab. Manche davon hinterfragen wir nicht, von anderen Gewohnheiten wissen wir aber genau, dass sie uns nicht guttun. Ob Bewegung, Ernährung oder Arbeit, es ist schwer, aus festgefahrenen Mustern auszubrechen. Das Wichtigste, um den Teufelskreis zu durchbrechen, ist eine Reflexion der eigenen Situation.

Dabei sollten wir zu Beginn nicht vergessen: Gewohnheiten sind per se nichts Schlechtes. Routine hilft uns im Alltag, nicht alles stets neu bewerten zu müssen, täglich neue Entscheidungen zu treffen, oder uns mit zu vielen Gedanken herumzuschlagen. Das entlastet die Psyche und gibt Raum und Kraft, uns auf andere Herausforderungen zu konzentrieren. Wenn wir uns aber zu sehr auf die Gewohnheiten verlassen, werden wir starr und unflexibel. Das blockiert ein Bewusstsein für schädliches eingeübtes Verhalten und versperrt die Sicht auf neue, bessere Alternativen.

Gewohnheiten überprüfen und anpassen

Der Psychologe und Coach Jörg Wittkewitz beschäftigt sich in seiner Arbeit viel mit Themen wie Motivation, Veränderung und persönlicher Entwicklung. Er kennt die Probleme, die einen Wandel erschweren: „Unser Verhalten ist meistens erlernt, nicht selten nachgemacht oder abgeschaut von wichtigen Personen aus der Kindheit. Wenn es eine Zeitlang zu Erfolg führt, machen wir es einfach weiter. Oft ändern sich aber unsere Wünsche, Bedürfnisse oder die äußere Situation. Dann bleiben trotzdem Gewohnheiten übrig, die aktuell gar nicht mehr zur Person oder Lebenssituation passen. In so einem Fall gilt es zu überlegen: Wann und warum habe ich mit diesen Gewohnheiten angefangen? Passt das noch so? Werden meine früheren Ziele und Bedürfnisse durch dieses Verhalten noch immer erfüllt? Diese Fragen sind wichtig, denn die Motive für unser Handeln sind auch für uns selbst nicht immer offensichtlich.“

Muster können also ein familiär erlerntes Verhalten sein, eine Art Autopilot oder selbstschützende Handlung, die früher gegenüber Ängsten oder realen Bedrohungen sehr gut half. Doch für so ein ehemals stabilisierendes Verhalten fehlt in der aktuellen Situation oft längst das Problem oder der Kontext. Experte Wittkewitz nennt ein klassisches Beispiel: „Man hat in den letzten Monaten, im Endspurt einer wichtigen Aufgabe – etwa beim Fertigstellen der Masterarbeit – häufiger in der Woche abends Wein getrunken. Damit hat man Angst, Ungeduld und innere Antreiber etwas beruhigt. Acht Monate später gibt es dann längst die Abschlussnote und der Studienabschluss ist in der Tasche. Trotzdem hat sich die tägliche Abendgestaltung auf drei Gläser Wein eingepegelt.“ Schädliches Verhalten wie Alkoholkonsum wird also unnötig beibehalten, weil es in der Vergangenheit einmal als Problemlöser wahrgenommen wurde.

Vorsätze mit persönlichen Bedürfnissen verknüpfen

Mancher Teufelskreis erschien so früher einmal als „Engelskreis“. Wenn uns klar wird, dass er das nicht mehr ist, müssen wir überlegen, welche Bedürfnisse unsere Gewohnheiten bisher bedient haben – und bessere Alternativen suchen. Mit etwas Geduld finden wir welche, die viel besser zu unseren späteren, reiferen Lebenszielen passen.

Warum schaffen es nun manche Menschen, umzudenken und sich an neue Vorsätze zu halten, während andere immer wieder scheitern? „Vorsätze sind geistige Konstrukte. Wenn sie nicht mit persönlichen Bedürfnissen verknüpft sind, die es ermöglichen, sich eine bessere Zukunft zu visualisieren, sind es nur leere Ideale“, so Wittkewitz. „Man sollte versuchen, sich selbst erstmal anzuerkennen, so wie man jetzt ist. Als jemand, der oder die aus guten Gründen so geworden ist. Und nur wenn man Gründe für Veränderung findet, hat man genug Motivation, täglich kleine Schritte in eine andere – oft unbekannte – Richtung zu gehen. Oft hindert uns schlicht die Angst vor dem Scheitern. Wir Menschen möchten uns selbst sehr gern als kompetent erleben. Wir müssen uns aber selbst erlauben: ‚Ok, darin bin ich jetzt erstmal ein paar Wochen i-Männchen mit Schultüte. Aber das wird schon noch!‘ Dann kann es auch was werden mit neuen Vorsätzen.“

In kleinen Schritten zum großen Ziel

Wie können wir es praktisch anpacken und konsequent Veränderung herbeiführen? Jörg Wittkewitz hat folgenden Rat: „Stecken Sie sich ruhig selbst hohe Ziele – aber zerlegen Sie diese Ziele in kleine, schaffbare Schritte. Ein Beispiel: Ich will am Ende des Jahres drei Mal die Woche fünf Kilometer laufen. Dann fange ich jetzt damit an, drei Mal die Woche eine halbe Stunde stramm durch den Park oder den Wald zu gehen. In zwei Monaten bin ich dann bei zwei Mal die Woche zwei Kilometer laufen und zwei Mal die Woche eine halbe Stunde gehen.“ Die kleineren Steigerungen sind im Laufe der Zeit immer wieder erreichte Erfolge, die uns motivieren, weiterzumachen. Und am Ende des Jahres sind die fünf Kilometer eine eintrainierte Gewohnheit.

Fertigpizza, zu viel Schokolade, unterwegs nur Fast Food? Auch bei der Ernährung können wir endlich alte Muster durchbrechen, wenn wir nur bereit sind, auf unsere wirklichen Bedürfnisse zu hören. „Es geht darum, langfristig so oft wie möglich industrielles Essen zu vermeiden und stattdessen zu lernen, selbst ausgewogen zu kochen“, meint Psychologe Wittkewitz. Man muss nur auf den eigenen Körper hören: „Wichtig ist es, zu verstehen, dass es verschiedene Hungerarten gibt: etwa Hunger aus Langeweile oder Hunger, weil man sonst auch immer zu einer gewissen Uhrzeit etwas isst. All das sind Gewohnheiten. Wichtig ist aber nur der Hunger, der uns sagt, dass wir gerade wirklich vernünftige Nahrung brauchen, eine richtige Mahlzeit. Einfach mal zwischendurch etwas naschen wollen ist noch kein Hunger. Wenn wir uns das klar machen, fallen viele unnötige oder ungesunde Snacks weg.“

Der Job verlangt zweifachen Fokus

Auch im Beruf leiden Menschen, wenn sie Mustern folgen, die sie nicht weiterbringen oder gar belasten. Wenn wir uns von Kollegen oder Vorgesetzten ausgenutzt fühlen, aber dennoch jede Aufgabe übernehmen – nur um als Teamplayer zu gelten. Wenn wir uns selbst ausbeuten und jede Mittagspause vor dem Computerbildschirm verbringen, unser Essen schnell herunterschlingen, während wir E-Mails beantworten. Experte Wittkewitz sieht auch hier verschiedene Gründe: „Das Thema hängt im Job oft damit zusammen, dass Menschen damit Schwierigkeiten haben, sich abzugrenzen. Manche haben Probleme, Hilfe von anderen einzufordern, weil das von den Eltern als Zeichen von Schwäche gebrandmarkt wurde. Andere übernehmen besonders viele Aufgaben mit der Erwartungshaltung, dass man Ihnen dann auch hilft.“

Im Berufsleben ist Selbstorganisation wichtig, und diese funktioniert immer dann, wenn man gut plant und genug Puffer lässt, um die eigenen Pläne auch einzuhalten. Äußere Einflüsse und eigene Angewohnheiten durchkreuzen diese Pläne, deshalb gilt laut Jörg Wittkewitz in der Arbeit ein zweifacher Fokus: „Der Blick auf die eigenen Bedürfnisse auf der einen Seite, aber auch die Wünsche und Ziele von Dritten auf der anderen. Um neues Verhalten einzuüben, müssen wir im beruflichen Kontext beides beachten.“ Das macht es natürlich zu einer noch größeren Herausforderung. Wenn wir uns hier überfordert fühlen, kann professionelles Coaching sinnvoll sein.

Große Veränderungen durch einschneidende Erlebnisse

Wenn wir ganz grundlegende Dinge in unserem Leben ändern wollen, reicht oft ein lockerer Neujahrsvorsatz nicht aus. Große, langfristige Veränderungen werden oft ausgelöst durch einschneidende Lebensereignisse, zum Beispiel eine Scheidung, eine ernste Erkrankung, einen Umzug ins Ausland oder einen Berufswechsel.

In solchen Fällen werden tiefsitzende Gewohnheiten leichter durchbrochen, weil sich die ganze Lebenssituation gerade ändert. Menschen müssen sich neu orientieren und alte Muster überdenken. Trotzdem: Wir müssen nicht auf so drastische Einschnitte in unsere Biographie warten. Mit kleinen, aber konsequenten Schritten können wir auch so mit unliebsamen Gewohnheiten brechen.

Schlechte Gewohnheiten loswerden: 6 Tipps im Überblick

  1. Gewohnheiten sind per se nichts Schlechtes. Wir dürfen uns nur nicht zu sehr darauf verlassen.
  2. Gewohnheiten regelmäßig überprüfen, ob Sie noch zur aktuellen Lebenssituation passen.
  3. Vorsätze lassen sich leichter umsetzen, wenn sie an persönliche Bedürfnisse geknüpft sind.
  4. Das große Ziel in kleine Schritte zu unterteilen, steigert die Motivation.
  5. Im beruflichen Kontext gilt: Den Blick sowohl auf die eigenen Bedürfnisse als auch auf die Wünsche und Ziele Dritter richten.
  6. Einschneidende Lebensereignisse lösen häufig Veränderungen der Gewohnheiten aus.
Das Foto zeigt Herrn Witkewitz.

Zur Person

Jörg Wittkewitz arbeitet in Barsinghausen als Psychologe und Coach für Einzelpersonen, Teams und Organisationen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Themen wie Motivation, Kognition & Führung, Stress, Organisationsdiagnose sowie synthetische Psychologie in der Anwendung von künstlicher Intelligenz 

Themen im Magazin

Oma, Mutter und Tochter sitzen auf dem Boden und trommeln.

Familie

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