Zur Person
Dr. med. Christoph Liebich ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und leitet eine Praxis für Dermatologie in München.
Hautkrebs ist mit seinen unterschiedlichen Formen trotz großflächiger Aufklärung und einer breiten Palette an Sonnenschutzmitteln die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Im Interview spricht Dr. Christoph Liebich über Hautkrebs begünstigende Faktoren, weshalb es so viele Neuerkrankungen gibt und die Früherkennung.
Dr. Liebich, welche Hautkrebstypen gibt es, und welcher davon ist potenziell am gefährlichsten?
Es wird zwischen dem weißen und schwarzen Hautkrebs unterschieden. Der schwarze Hautkrebs, auch maligne Melanom genannt, ist dabei der gefährlichere. Er ist ein bösartiger Tumor der Pigmentzellen, der unbehandelt Metastasen bilden und zum Tod führen kann. Wird er jedoch frühzeitig entdeckt, ist er gut zu behandeln. Der weiße Hautkrebs, der deutlich häufiger als der schwarze Hautkrebs vorkommt, ist in zwei verschiedenen Krebsarten zusammengefasst: das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Letztere Form kann ebenfalls tödlich enden, wenn sie nicht erkannt wird. Beide Formen werden jedoch meistens rechtzeitig entdeckt und sind gut therapierbar.
Wie entsteht Hautkrebs und welche Faktoren steigern das Hautkrebsrisiko?
Der Hauptgrund für die Entstehung von Hautkrebs ist der Kontakt der Haut mit zu viel Sonnenlicht und damit verbunden mit zu viel UV-Strahlung. Personen, die häufig Sonnenbrand haben, sind dementsprechend einem höheren Risiko ausgesetzt, an Hautkrebs zu erkranken. Arsen und Nikotin sind darüber hinaus Stoffe, die das Hautkrebsrisiko zusätzlich begünstigen.
In welchem Alter werden die meisten Hautkrebsdiagnosen gestellt?
Hautkrebserkrankungen fangen bei 50 plus Jahren an, meistens im Zeitraum zwischen 60 und 70 Jahren.
Weshalb ist die Zahl der Neuerkrankung an Hautkrebs in den letzten 20 Jahren so dramatisch gestiegen?
Der Hautkrebs ist eine Erkrankung, die wie gesagt in den meisten Fällen erst in höherem Alter auftritt und es gibt eine hohe Latenz von mehreren Jahren. In den letzten 20 Jahren wurden die ganzen Spätfolgen von den Menschen sichtbar, die in ihrer Jugend keinen Sonnenschutz verwendet haben, die im Sommer mit der Familie oft nach Italien gereist sind, ins Solarium gegangen sind. Zu nennen ist dabei der Zeitraum der 80er Jahre, da bis in dieses Jahrzehnt hinein das Bewusstsein für das Thema noch nicht so weit entwickelt war.
Ist Hautkrebs genetisch vererbbar?
Falls ein familiärer Fall bekannt ist, sollte man sich dringend regelmäßig untersuchen lassen, da es definitiv eine genetische Belastung gibt.
Gibt es eine Anzahl an Sonnenbränden, ab der das Risiko deutlich steigt?
Prinzipiell steigert jeder Sonnenbrand das Hautkrebsrisiko, jedoch besonders die Sonnenbrände vor dem 18. Lebensjahr. Jugendliche und vor allem ihre Eltern sollten demnach dafür sorgen, dass sie in diesem Zeitraum keinen Sonnenbrand kriegen, da es das Hautkrebsrisiko massiv steigen lässt. Aber auch danach sollte der Schutz natürlich nicht vernachlässigt werden.
Sollte man prinzipiell nicht zur Sonnenbank gehen, oder ist es in Ordnung, dies einmal im Monat zu tun?
Die Sonnenbank ist Gift für die Haut und dementsprechend für unter 18-Jährige auch verboten. Jede UV-Strahlung ist schädlich. Bräune sollte kein Ziel sein, denn es ist vielmehr eine Hautkrankheit, bei der sich die Haut gegen die UV-Strahlung wehrt. Sonnenbänke haben darüber hinaus einen unnatürlich hohen Anteil an UVA-Strahlung, die stark zur Hautalterung beiträgt und für die Entwicklung von schwarzem Hautkrebs mitverantwortlich sein kann. Da in einer Sonnenbank wenig UVB-Strahlung emittiert wird, kann kaum ein Sonnenbrand entstehen.
Wie sinnvoll ist die Hautkrebs-Früherkennung?
Die Früherkennung macht absolut Sinn, vor allem wenn in der eigenen Familie Fälle bekannt sind oder bei einem selber ein Fall vorgekommen ist. Ab dem 35. Lebensjahr sollte die Haut des gesamten Körpers alle zwei Jahre untersucht werden. Auf diese Weise kann im Fall der Fälle rechtzeitig gehandelt werden.
Dr. med. Christoph Liebich ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und leitet eine Praxis für Dermatologie in München.
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