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Herpes – gekommen, um zu bleiben

Kleine, nässende Bläschen auf den Lippen, die später aufplatzen und dann verkrusten. Typische Symptome einer Herpes-Erkrankung. Was für viele lästig und ein wenig peinlich ist, ist nach ein paar Tagen überstanden. Denken die meisten – aber in Wahrheit wird man Herpes nie wirklich los.

Qualitätssicherung: Dr. Ellen Meyer-Rogge

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Herpes simplex ist die offizielle Bezeichnung für ein Virus, welches geschätzte 85 Prozent aller Menschen in sich tragen. Das sie überhaupt mit diesem Erreger infiziert wurden, wissen aber bei weitem nicht alle, denn nicht bei allen Betroffenen kommt es zu einem sichtbaren Ausbruch mit den bekannten Folgen. In 30 Prozent der Fälle hingegen bricht der Virus im Verlauf des Lebens immer wieder mal aus.

Die beiden häufigsten Herpes-Varianten

Die am weitesten verbreitete Variante geht auf das HSV-1-Virus zurück, besser bekannt unter dem Namen Lippenherpes. Dieser Virustyp wird vorwiegend durch eine sogenannte Schmierinfektion übertragen, in der Regel Speichel. Dazu muss es nicht zu direktem Kontakt, wie zum Beispiel durch küssen, kommen. Oftmals werden die Viren schon durch gemeinsames benutzen von Gläsern, Besteck oder Handtüchern verbreitet.

Das HSV-2-Virus hingegen ist der Auslöser von Genitalherpes. Diese Form wird durch Geschlechtsverkehr übertragen. Die typischen Bläschen treten daher auch an den Geschlechtsorganen auf. Bei Oralverkehr kann es aber auch zu einem Befall der Lippen kommen. Im Krankheitsverlauf sind beide Varianten kaum zu unterscheiden.

Es beginnt mit einem Kribbeln

Zwischen einer Infektion und einem Ausbruch können oftmals Jahre vergehen. In manchen Fällen kommt es sogar nie zu einem Ausbruch. Falls doch, ist ein leichtes Kribbeln, z.B. auf den Lippen, eines der ersten Symptome. Danach bilden sich mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die später aufplatzen und sich anschließend mit Schorf überziehen. Der gesamte Krankheitsverlauf erstreckt sich in der Regel über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen. Das Virus selbst zieht sich danach in die Nervenbahnen zurück und bleibt inaktiv.

Was man bei einem akuten Befall tun kann

„Bei Lippenherpes helfen Salben und Cremes, die auf die befallenen Stellen aufgetragen werden“, so Dr. Ellen Meyer-Rogge, Fachärztin für Dermatologie. „Entsprechende Präparate sind in der Apotheke frei verkäuflich erhältlich. Sie sollten jedoch schon beim ersten Kribbeln aufgetragen werden.“ Wichtig: Beim Auftragen von Salben am besten ein Wattestäbchen verwenden, da die Bläschen hochinfektiös sind. So gelangen die Erreger nicht an die Finger. Bei schwereren Verläufen, und besonders bei Genitalherpes, sollte ein Arzt konsultiert werden. Der kann entsprechende Medikamente verschreiben, welche die Viruslast im Körper senken. Bei einem normalen Verlauf ist das jedoch nicht nötig.

Gründe für einen Ausbruch

Für einen akuten Ausbruch des Herpeserregers gibt es verschiedene Gründe. Was sie gemein haben ist eine vorausgegangene Schwächung des Immunsystems. Dazu zählen Fieber oder starke körperliche Belastung. Aber auch Stress, sei es auf der Arbeit oder aus emotionalen Gründen, kann dazu führen, dass das Virus aktiv wird und sich stark vermehrt. Übrigens reicht hierfür bei manchen Menschen bereits Ekel. Die sogenannten Ekelbläschen sind medizinisch gesehen ein Herpes-Ausbruch.

Auch starke Sonneneinstrahlung kann ein Stressfaktor sein. Durch das UV-Licht werden die Immunzellen in den Lippen geschwächt, wodurch Herpes ausbrechen kann. Auch beim Skifahren kann es verstärkt zu Ausbrüchen kommen. Daher empfiehlt es sich, auch im Winter nicht auf Lippenbalsam mit UV-Schutz zu verzichten.

Windpocken und Gürtelrose – ein Virus, zwei Krankheiten

Das Varizella-Zoster-Virus zählt ebenfalls zur Familie der Herpes-Erreger und ist gleich für zwei Erkrankungen verantwortlich: Zum einen löst er Windpocken aus. Zum anderen kann er bei einem späteren Ausbruch für eine Gürtelrose verantwortlich sein. Denn wie alle Herpes-Viren verbleibt er im Körper und kann so auch später noch aktiv werden. Eine Person, die noch nicht mit dem Erreger der Windpocken infiziert worden ist, kann zum Beispiel durch Hautkontakt mit dem Erreger an Windpocken erkranken.

Impfschutz gegen Gürtelrose

Während es für die beiden Herpes Simplex-Erreger bis jetzt keinen effektiven Impfschutz gibt, existiert seit ein paar Jahren eine Impfung für den Varizella-Zoster-Virus. Es handelt sich dabei um einen Tot-Impfstoff. Dr. Meyer-Rogge: „Das Robert Koch-Institut empfiehlt eine Impfung gegen den Erreger für Personen ab 60 Jahren, für chronisch kranke Personen mit einem erhöhten Risiko sogar ab 50 Jahren. Um den vollständigen Schutz zu gewährleisten, ist die Verabreichung von zwei Impfdosen erforderlich. Zwischen der ersten und der zweiten Impfung sollten mindestens zwei, aber nicht mehr als sechs Monate liegen.“ Die Impfung verhindert einen Ausbruch der Gürtelrose. Da es sich um einen relativ neuen Impfstoff handelt, ist noch nicht bekannt, ob eine Auffrischungsimpfung erforderlich ist.

Zur Person

Frau Dr. Ellen Meyer-Rogge ist niedergelassene Hautärztin in Karlsruhe und Autorin mehrerer medizinischer Fachbücher zum Thema Dermatologie.