Feine und zarte Spinnweben, die im Tau sichtbar sind und zwischen den Pflanzenstängeln hängen
Feine und zarte Spinnweben, die im Tau sichtbar sind und zwischen den Pflanzenstängeln hängen

Arachnophobie – wie man die Angst vor Spinnen wieder loswird

Eine Spinne an der Wand – für viele Menschen ist das der blanke Horror. Sie ekeln sich vor den schnellen, haarigen Achtbeinern, ihnen bricht der Schweiß aus. Unter Arachnophobie, also der übersteigerten Angst vor Spinnen, leiden Millionen Menschen weltweit. Was steckt dahinter – und was hilft dagegen?

Qualitätssicherung: Philipp Grätzel von Grätz, Arzt und Medizinjournalist

Lesezeit: / aktualisiert:

Das wichtigste in Kürze
  • Was ist Arachnophobie? Die Arachnophobie (Angst vor Spinnen) ist eine spezifische Angststörung. Schon der Gedanke an Spinnen kann heftige körperliche Reaktionen wie Zittern, Atemnot oder Panikattacken auslösen.
  • Ursachen: Evolutionsbiologie, negative Lernerfahrungen, kulturelle Prägung und persönliche Veranlagung gelten als mögliche Ursachen einer Arachnophobie. Laut Schätzungen leiden etwa 5–10 % der Bevölkerung daran.
  • Therapiemöglichkeiten: Am effektivsten sind kognitive Verhaltenstherapien mit Exposition. Auch VR-Therapie, EMDR oder Magnetstimulation (TMS) werden erforscht. Medikamente kommen nur unterstützend infrage.
  • Behandlungserfolg: Konfrontationstherapien zeigen bei über 80 % der Betroffenen gute Erfolge – oft reichen wenige Sitzungen.
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Triggerwarnung

In diesem Beitrag geht es um die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) – für Betroffene kann der Inhalt belastend sein. Leiden Sie unter einer Spinnenphobie? Woher die Angst kommt, welche Symptome typisch sind und welche Therapien helfen können.

Was ist Arachnophobie genau?

Die Arachnophobie zählt zu den sogenannten spezifischen Phobien – also übersteigerten Ängsten vor bestimmten Objekten oder Situationen, ähnlich wie bei der Angst vor Ärzten. Medizinisch wird sie im ICD-10 unter dem Code F40.2 klassifiziert. Bei einer Spinnenangst reicht oft schon ein Bild oder der Gedanke an eine Spinne, um heftige Angstreaktionen auszulösen: Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern oder sogar Panikattacken. Rund fünf Prozent der Menschen in Deutschland sind betroffen. Sie wissen meist selbst, dass ihre Reaktion übertrieben ist – können sie aber nicht kontrollieren.

Warum haben Menschen Angst vor Spinnen?

Feine und zarte Spinnweben, die im Tau sichtbar sind und zwischen den Pflanzenstängeln hängen

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze dafür, warum manche Menschen so stark auf Spinnen reagieren:

1

Evolutionäre Gründe

Forschende vermuten, dass eine angeborene „Übervorsicht” gegenüber potenziell gefährlichen Tieren das Überleben gesichert hat.

2

Kulturelle Prägung

In westlichen Kulturen gelten Spinnen oft als bedrohlich oder eklig – anders als etwa in Südostasien oder Teilen Afrikas.

3

Lernerfahrungen

Eine traumatische Spinnenerfahrung oder das Verhalten ängstlicher Bezugspersonen kann die Angst begünstigen, ähnlich wie bei einer Angst vor Spritzen.

4

Veranlagung

Menschen mit einer generellen Neigung zu Ängsten oder Panikstörungen sind besonders anfällig.

Wie weit verbreitet ist die übersteigerte Angst vor Spinnen?

Schätzungen zufolge leiden etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung an einer Arachnophobie – Frauen häufiger als Männer. Die Angst beginnt oft im Kindes- oder Jugendalter und bleibt unbehandelt meist langfristig oder für immer bestehen.

Was sind typische Symptome einer Arachnophobie?

  • Intensive Angst beim Anblick von Spinnen – real oder als Bild
  • Vermeidungsverhalten (z. B. keine Keller, Gartenlauben, Dachböden)
  • Körperliche Symptome wie Zittern, Schweißausbrüche, Herzrasen oder Atemnot – zeigt sich auch häufig bei der Angst vor Zahnärzten
  • Starker innerer Druck und Einschränkungen im Alltag

Therapie: Was hilft gegen Arachnophobie?

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die wirksamste Methode ist die Konfrontationstherapie (Exposition) im Rahmen einer Kognitiven Verhaltenstherapie. Hierbei lernen Betroffene, sich ihrer Angst zu stellen – zunächst gedanklich oder mit Bildern, später im realen Kontakt mit Spinnen. Ziel ist es, die angstauslösenden Reize mit der Zeit zu entkoppeln. Häufig schaffen es die Betroffenen sogar sich irgendwann eine Spinne über den nackten Arm krabbeln zu lassen ohne in Panik zu geraten.

Virtuelle Realität (VR-Therapie)

Bei moderneren Varianten der KVT kommt Virtual Reality zum Einsatz: Eine realitätsnahe Simulation in einer VR-Brille konfrontiert die Betroffenen mit Spinnen – unter sicheren, kontrollierten Bedingungen. Studien zeigen hohe Erfolgsquoten.

EMDR und weitere Verfahren

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) wurde ursprünglich zur Traumatherapie entwickelt. Betroffene erinnern sich dabei gezielt an die angstauslösende Situation, während sie mit den Augen bestimmten Bewegungen folgen. Das kann dem Gehirn helfen, die Angst anders zu verarbeiten – und sie mit der Zeit zu reduzieren. EMDR war in Studien deutlich weniger wirksam als KVT-basierte Behandlungen.

Medikamente gegen Arachnophobie – ja oder nein?

Bei sehr starker Angst vor Spinnen können Medikamente wie Antidepressiva oder Beruhigungsmittel unterstützend wirken. Sie sollten jedoch nur vorübergehend eingesetzt und immer von Psychotherapie begleitet werden.

Spinnenangst direkt im Gehirn löschen?

In einer aktuellen Studie („SpiderMEM”) erforscht das Universitätsklinikum Würzburg, ob sich die Angst vor Spinnen gezielt im Gehirn abschwächen oder sogar löschen lässt. Dafür kombinieren die Forschenden zwei Methoden: eine kurze Konfrontation mit einer echten Spinne und anschließend eine sogenannte transkranielle Magnetstimulation (TMS).

Die TMS ist ein schmerzfreies, nicht-invasives Verfahren, bei dem durch ein Magnetfeld bestimmte Bereiche im Gehirn gezielt angeregt werden – ähnlich wie ein „Reset-Knopf” für überaktive Angstzentren.

Vor und nach der Behandlung wird per MRT untersucht, wie sich die Aktivität im Angstgedächtnis verändert. Die Hoffnung der Forschenden: Dass die Spinnenangst durch diese Kombination dauerhaft abgeschwächt werden kann – ohne klassische Verhaltenstherapie.

Wo findet man eine geeignete Therapie gegen Arachnophobie?

Therapien werden von Psychotherapeutinnen und -therapeuten, spezialisierten Kliniken oder Instituten angeboten. Einige Universitäten führen zudem Studien durch, in deren Rahmen kostenlose Behandlungen angeboten werden. 

Die Dauer einer Therapie gegen Arachnophobie variiert je nach Methode und Schwere der Phobie. In der Regel sind Verhaltenstherapien sehr erfolgreich und können bereits in wenigen Stunden die Angst vor Spinnen erheblich reduzieren.

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