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Pubertät: Die Hormone erwachen

Wir alle erinnern uns an die Jugend, die einen sentimental an die Zeit mit Freunden und erster Liebe, die anderen an die nicht verschwinden wollenden Pickel und ähnliche Krisen. Ganz spurlos geht sie an keinem vorüber, denn in der Pubertät wandeln wir uns vom Kind zum Erwachsenen.

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Körperbau, Stimme, Aussehen – vor der Pubertät sehen sich Mädchen und Jungen relativ ähnlich. Dann kommt die große Veränderung: Die Hypophyse, eine Drüse an der Hirnbasis, sendet Signale aus, damit der Körper mit der Produktion der Sexualhormone beginnt. Anfangs noch in den Nebennieren, bis durch den Prozess die Keimdrüsen reifen: bei den Jungen die Hoden, bei den Mädchen die Eierstöcke. Diese übernehmen später die Sexualhormonproduktion – des männlichen Testosterons beziehungsweise des weiblichen Östrogens. Beide Hormone spielen in der körperlichen Entwicklung für beide Geschlechter eine Rolle, wenn auch in unterschiedlicher Konzentration und Wirkungsweise.

Der Beginn der Pubertät hängt vom Geschlecht ab. Er kann bei Mädchen schon mit 10, bei Jungen im Durchschnitt ein Jahr später beginnen. Ein klarer Startschuss ist oft nicht erkennbar, und auch der Abschluss der Pubertät geschieht in Etappen. Mädchen werden oft mit 14 Jahren geschlechtsreif und schließen das Körperwachstum mit 16 ab. Jungen haben die Geschlechtsreife mit circa 16 abgeschlossen und wachsen meist noch, bis sie 19 sind. Letzte körperliche Veränderungen können sogar bis Anfang 20 oder später noch vorkommen.

Stimmbruch und Wachstumsschub

Die neuen Sexualhormone bewirken viele Veränderungen in den Heranwachsenden. Ganz normal ist beschleunigtes Wachstum, wobei der Mensch in der Pubertät durchaus fünf bis acht Zentimeter pro Jahr „nach oben schießen“ kann. Oft gibt es eine Phase, in der viele Mädchen größer sind als die männlichen Altersgenossen – sie kommen schließlich früher in die Pubertät. Ihr Östrogenspiegel bewirkt aber auch, dass ihr Wachstum früher wieder abgebremst wird – und dass die Knochen etwas anders proportioniert sind. Im Vergleich haben sie meist ein breiteres Becken und schmalere Schultern.

Ein typisches Phänomen ist natürlich der Stimmbruch, denn auch der Kehlkopf wächst – bei Jungen mehr als bei Mädchen: je größer, umso tiefer die Stimme. In der Zeit dieses Wachstums merken viele Jugendliche, dass ihre Stimme oft seltsam klingt – schrill, krächzend, oder zwischen hoch und tief hin- und herspringend. Einer der vielen Aspekte, die das Mann- und Frauwerden für die Betroffenen nicht gerade leichter machen.

Haare sprießen, Geschlechtsorgane reifen

Ein klares Zeichen der Pubertät: Nicht nur die Keimdrüsen, sondern auch andere Geschlechtsorgane reifen heran. Der Penis oder die Schamlippen und die Klitoris werden größer, die Geschlechtsorgane entwickeln ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung: Bei Jungen kommt es zur ersten Ejakulation, bei Mädchen beginnt mit der größer werdenden Gebärmutter und den sich entwickelnden Eierstöcken der monatliche Menstruationszyklus – meist um das 13. Lebensjahr. Bis eine Schwangerschaft möglich ist, dauert es aber oft noch. Auch die sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich heraus, darunter die weibliche Brust. In ihr bildet sich wie an anderen Stellen des Körpers mehr Fettgewebe, wodurch meist die typisch weibliche Körperform entsteht.

Auch die Körperbehaarung ist ein leicht wahrnehmbares Zeichen für Jungen wie Mädchen, dass sie langsam erwachsen werden. Zwar haben schon Kinder feine Haare am Körper, doch in der Pubertät werden sie besonders im Genitalbereich und unter den Achseln dicker, länger und dunkler. Das männliche Testosteron lässt bei Jungen zudem die Barthaare sprießen.

Die Geißel der Pubertät: Akne

Nur wenige haben es ohne sie durch die Pubertät geschafft: Pickel und Mitesser. Während manche mit einem „blauen Auge“ davonkommen, werden sie für andere eine wahre Belastung – gerade in einer Zeit, in der das Aussehen immer wichtiger wird. Die hormonbedingte vermehrte Produktion von Talg, also Hautfett, betrifft besonders das Gesicht und den Oberkörper, da sich dort die meisten Talgdrüsen befinden. Jungen leiden in der Regel öfter unter Pubertätsakne als Mädchen, und schlechte Ernährung, Mangel an Schlaf und frischer Luft sowie psychischer Stress sind nicht förderlich. Betroffene können aber immer Rat suchen: Medizinische Behandlung kann selbst bei Aknenarben deutliche Besserung erzielen.

Das große Thema: die Gefühle

Die Pubertät lässt sich also natürlich an den körperlichen Veränderungen beobachten. Aber wohl niemand, der sie durchgemacht hat, vergisst: Die eigenen Gefühle, die Stimmung, die Psyche kann auch mal verrücktspielen. Manchmal will man Kind sein und nur Spaß mit den Freunden haben, manchmal will man sich zurückziehen und den Wochenendausflug mit der Familie um jeden Preis vermeiden. Streit mit den Eltern wird häufiger, romantische Gefühle für Klassenkameraden, Popstars oder verträumte TikToker werden schnell mal zum Lebensmittelpunkt. Und das Erkunden der eigenen Identität und Sexualität stellt eine große Herausforderung dar.

Grundlegende Veränderungen im sozialen und emotionalen Empfinden sind ein natürlicher Teil des Erwachsenwerdens und auch durch fortlaufende Entwicklungen im Gehirn bedingt. Umso mehr ist deshalb Vorsicht bei Alkohol, Tabak und anderen Drogen geboten – sie können die psychische Entwicklung besonders bei jungen Menschen in der Pubertät schwer beeinträchtigen.

Doch natürlich können Jugendliche in dieser sensiblen Phase des Lebens auch ohne Drogen Probleme entwickeln, die besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung verlangen. Eine Neuropsychologin erklärt im Gespräch, worauf zu achten ist.