SCHAU HIN!
Wenn Sie weitere Informationen haben möchten, empfehlen wir Ihnen einen Blick auf die Zusammenstellung der Bundesinitiative SCHAU HIN!
Sprachentwicklungs- und Konzentrationsstörungen, aber auch Einschlafprobleme bei Kindern gehen oft mit einem zu hohen Medienkonsum einher. Umso wichtiger ist es, dass Eltern mit Kindern einen sinnvollen Umgang mit Tablet & Co. einüben.
Schon 20 Prozent der 6- bis 7-Jährigen nutzt ein Smartphone. Bei den 12- bis 13-Jährigen sind es mit 84 Prozent fast viermal so viele Nutzer. Die Nutzungsraten von Internetseiten, PC-Spielen und Tablet-PCs sind ähnlich hoch. Schließlich erhalten die meisten Schüler spätestens ihr erstes Handy, wenn der Wechsel von der Grund- an die weiterführende Schule erfolgt. Und dass man mit diesen elektronischen Geräten nicht nur auf unterschiedlichste Art und Weise kommunizieren kann, sondern auch Filme schauen und Spiele spielen kann, wissen bereits viele Kindergartenkinder. Um das herauszufinden, reicht es meist aus, die eigenen Eltern zu beobachten.
Dabei zeigt die BLIKK-Studie (2017) der Bundesregierung und des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ): Wenn der Medienkonsum bei Kindern – oder auch bei den Eltern – auffallend hoch ist, geht dies immer wieder mit Problemen einher. Dazu zählen insbesondere Sprachentwicklungs- und Konzentrationsstörungen, aber auch schon Fütter- und Einschlafprobleme bei Babys.
Zu den wesentlichen Erkenntnissen der Studie zählen: Bereits rund 70 Prozent der Kinder im Kindergartenalter haben regelmäßigen Zugang zum Smartphone eines Elternteils und nutzen das Gerät im Schnitt mehr als eine halbe Stunde täglich. Infolgedessen finden sich bei Kindern bis zum 6. Lebensjahr, die Medien besonders intensiv nutzen, vermehrt Sprachentwicklungsstörungen sowie Hyperaktivität. Wird im weiteren Verlauf der konstruktive, aber auch kritische Umgang mit digitalen Medien nicht erlernt, besteht ein erhöhtes Risiko für eine so genannte Internet- oder Onlinesucht. Die Kinder können dann den Umgang mit den digitalen Medien nicht mehr kontrollieren.
Die Studie kommt also zweifelsfrei zu dem Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen einer intensiven Mediennutzung einerseits und Entwicklungsstörungen der Kinder andererseits gibt. Allerdings vermeiden es die Autoren ausdrücklich, Smartphone, Tablet und Co. als Sündenbock darzustellen. Schließlich fällt ein zu hoher Medienkonsum bei kleinen Kindern nicht einfach so vom Himmel, sondern steht im Zusammenhang mit der konkreten Lebenssituation der Familie. Und schon vor der Erfindung des Smartphones war bekannt: Ist die häusliche Situation angespannt, ist der Medienkonsum der Kinder oftmals besonders hoch. Dies geschieht schlicht und ergreifend aufgrund der Tatsache, dass es den Eltern an Kraft und Ressourcen fehlt, den Kindern entsprechende Alternativen aufzuzeigen.
Ziel kann es also nicht sein, die digitalen Medien per se zu verteufeln – zumal sie aus unserer Lebenswelt ohnehin nicht mehr wegzudenken sind und die Kinder früher oder später damit in Berührung kommen. Vielmehr geht es darum, gemeinsam mit den Kindern einen sinnvollen und konstruktiven Umgang mit der Technik einzuüben. Was sinnvoll ist, hängt dabei nicht nur vom Alter und der Entwicklungsstufe der Kinder ab, sondern auch von der jeweiligen Situation.
Die damalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung hatte es bei der Vorstellung der BLIKK-Studie folgendermaßen formuliert: „Kleinkinder brauchen kein Smartphone. Sie müssen erst einmal lernen, mit beiden Beinen sicher im realen Leben zu stehen.“ Generell gilt beim Medienkonsum von 3- bis 4-Jährigen: Wenige Minuten täglich sind schon genug. Außerdem ist es wichtig, die Kinder hierbei nicht alleine zu lassen. Das vermittelt ihnen Sicherheit, schließlich fällt es ihnen noch schwer, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden.
Einfache Spiele und altersgerechte Filme können jetzt ein willkommener Zeitvertreib sein, etwa während einer längeren Reise. Es sollte aber keine Dauerbeschäftigung sein. Im Alltag ist es sinnvoll, ein klares Zeitlimit für den Medienkonsum vorzugeben, zum Beispiel 30 Minuten.
Sobald Kinder sicher lesen und schreiben können, ist auch ein selbstbewusster und selbstständiger Umgang mit digitalen Medien möglich. Denn gerade für Smartphone und Tablet gilt: Die Möglichkeiten, die die Geräte bieten, lassen sich nur richtig ausschöpfen, wenn man der Schriftsprache mächtig ist. Jetzt können Kinder sich gegenseitig Textnachrichten zukommen lassen – und haben auch meist schon gelernt, dass sich nicht nur allerlei Spiele herunterladen lassen, sondern diese Geräte auch Zugang zu den Mediatheken der Fernsehsender bieten. Wichtig: Lassen Sie Kinder nicht alleine in diese Welt aufbrechen, sondern behalten Sie den Überblick darüber, was Ihr Sohn oder Ihre Tochter mit den Geräten konkret anstellt. Es macht einen großen Unterschied, ob man vor eher banalen Actionspielen sitzt oder ob es sich um anspruchsvollere Rätsel- oder Denksportaufgaben handelt. Das gleiche gilt für den Filmkonsum: Sowohl öffentlich-rechtliche, als auch private Fernsehsender bieten kindgerecht aufbereitete Wissenssendungen. Diese stimulieren die kindliche Neugierde weitaus mehr als irgendwelche Animationsfilme. Es macht daher Sinn, den Medienkonsum der Kinder ganz bewusst zu steuern. Und das gelingt am einfachsten, wenn sie noch nicht über ein eigenes Gerät verfügen.
Spätestens, wenn sich die Grundschulzeit dem Ende neigt, setzen viele Eltern darauf, dass die Kinder über ihr eigenes Mobiltelefon erreichbar sind. An weiterführenden Schulen ist das eigene Smartphone daher für die meisten Kinder mittlerweile selbstverständlich. Umso wichtiger ist es daher, dass sie vorab einen konstruktiven Umgang mit den Geräten erlernt haben. Ganz alleine sollten Sie die Kinder mit dem eigenen Gerät aber immer noch nicht lassen: Jetzt stellen sich zwangsläufig Fragen nach technischen Filtern und dem verfügbaren Budget. Mit Filtern, meist als „parental control“, also „Elternkontrolle“ bezeichnet, können und sollten Sie festlegen, welche Funktionen zur Verfügung stehen und welche Inhalte gesperrt sind. Das Budget fürs Mobiltelefon kann sinnvollerweise ein Teil des Taschengeldes sein.
Medienkonsum per se ist nicht gleich schädlich. Ganz im Gegenteil: viele Medienangebote stellen einen Mehrwert für Kinder und Jugendliche dar, wenn sie mit einem maßvollen Konsum und einem sinnvollen Einsatz einhergehen. Sie können beispielsweise die Kreativität fördern, beim Lernen unterstützen sowie über Online-Communities Austauschmöglichkeiten mit Gleichgesinnten bieten. Gleichzeitig sind die Risiken nicht zu unterschätzen. Über die Internetnutzung können Kinder und Jugendliche leicht auf pornografische oder gewalttätige Inhalte zugreifen. Auch Cyber-Mobbing von Mitschülern wird immer häufiger zum Problem. Zudem gehen Kinder und Jugendliche oft leichtfertig mit ihren persönlichen Daten um und bewegen sich zum Beispiel mit vollständigem Namen und privaten Fotos im Netz. Nicht nur der unbekümmerte Umgang mit persönlichen Daten, sondern auch ein exzessives Mediennutzungsverhalten kann zu Problemen führen. Wenn wichtige Alltagsverpflichtungen und andere Interessen nicht mehr wahrgenommen werden, ist Achtsamkeit der Eltern geboten. Etwa 3,2 Prozent der 12- bis 17-jährigen Mädchen und Jungen in Deutschland zeigt laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein problematisches Nutzungsverhalten.
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