Depressionen: Erkennen und behandeln

Psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren zu. Häufigste Diagnose: Depression. Doch wie erkennt man den Unterschied zwischen Stimmungstief und einer Depression? Und wie kommen Betroffene da wieder raus?

Qualitätssicherung: Philipp Grätzel von Grätz, Arzt und Medizinjournalist

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Das wichtigste in Kürze

  • Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen: Etwa 20 Prozent der Bevölkerung erleben im Laufe ihres Lebens mindestens eine depressive Episode. Die Zahl der Erkrankungen nimmt weiter zu.
  • Depression sind mehr als ein Stimmungstief: Mindestens zwei Wochen anhaltend gedrückte Stimmung, Leere, Antriebslosigkeit, Freudverlust und ein erhöhtes Suizidrisiko beeinträchtigen häufig Alltag, Berufsleben und soziale Beziehungen deutlich.
  • Es existieren unterschiedliche Depressionsformen, etwa unipolare und bipolare Störungen, episodische oder chronische Verläufe sowie situationsbedingte Episoden.
  • Typische Symptome sind Traurigkeit, Interessenverlust, Sinnlosigkeitsgefühle, Erschöpfung, innere Unruhe, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Appetitveränderungen sowie körperliche Beschwerden.
  • Screening-Tests können Hinweise auf eine Depression geben, ersetzen aber keine Diagnose. Auffällige Ergebnisse sollten Betroffene zur zeitnahen professionellen Abklärung und Unterstützung bewegen.
  • Frühzeitige Psychotherapie und gegebenenfalls Medikamente verbessern die Behandlungschancen deutlich.

Was ist eine Depression?

Eine Depression ist mehr als ein vorübergehendes Stimmungstief. Wer an einer Depression leidet, erlebt über mindestens zwei Wochen eine anhaltend gedrückte Stimmung, fühlt sich leer und antriebslos und verliert oft jede Freude am Leben. Häufig ist das Berufs- und Sozialleben beeinträchtigt. Auch das Risiko für suizidale Handlungen ist erhöht. Medizinisch wird die einmalige depressive Episode unter ICD-10-GM als F32, die wiederkehrende Depression als F33 klassifiziert.

Welche Arten von Depressionen gibt es?

Depressionen werden danach unterschieden, wie schwer und langanhaltend die Symptome sind. Auch die Auslöser können unterschiedlich sein.

  • Die unipolare Depression ist die häufigste Form: Über zwei Wochen hinweg oder länger treten Gefühle der Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit auf, begleitet von weiteren der oben genannten Symptome.
  • Die sogenannte bipolare Störung bringt starke Stimmungsschwankungen zwischen depressiven und manischen Phasen mit sich.
  • Depressionen können als einzelne Episoden auftreten. Unterschieden werden dabei leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden.
  • Es gibt aber auch Depressionen, die Patientinnen und Patienten sehr lange begleiten und die dann entweder chronisch oder durch wiederholte Episoden charakterisiert sind.
  • Manche Situationen und Lebensereignisse können eine Depression begünstigen: eine Geburt (Wochenbettdepression), Lichtmangel (Winterblues), Schicksalsschläge wie ein Todesfall oder eine Trennung gehören dazu.
  • Es gibt genetische Faktoren, die Menschen anfälliger für eine Depression machen. 

Wie häufig sind Depressionen?

Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen, mit noch zunehmender Tendenz. „Ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung erleben mindestens einmal im Leben eine depressive Episode“, erklärt Psychologin Julia Scharnhorst, Leiterin des Fachbereichs Gesundheitspsychologie im Berufsverband der Deutschen Psychologinnen und Psychologen.

Symptome: Wie äußert sich eine Depression?

Eine Depression kann sich durch ganz unterschiedliche Symptome bemerkbar machen:

  • Traurigkeit und Niedergeschlagenheit
  • Verlust des Interesses oder der Freude an Aktivitäten aller Art („Antriebsmangel“)
  • ein Gefühl von Sinnlosigkeit
  • das Empfinden von starker innerer Leere und Gefühllosigkeit
  • Erschöpfung und fehlender Antrieb
  • innere Unruhe, quälende Sorgen, Befürchtungen und Ängste
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • Appetitlosigkeit, ungewollte Gewichtsveränderung
  • unerklärliche Schmerzen

In abgeschwächter Form kennt man einige dieser Symptome auch als Winterblues. Doch während sich ein Stimmungstief in der dunklen Jahreszeit oft mit Hausmitteln wie Bewegung oder einer Tageslichtlampe lindern lässt, brauchen Menschen mit einer Depression in der Regel professionelle medizinische Unterstützung. 

Wie erkenne ich Depressionen?

Die Anzeichen für eine Depression sind vielfältig. Für Betroffene und Angehörige ist es nicht immer leicht, die Erkrankung zu erkennen. Doch es gibt seriöse Kurztests, die erste Hinweise auf das Vorliegen einer Depression geben können: 

  • Der „WHO-5-Wohlbefindensindex“: Er fragt nach der allgemeinen Stimmung der letzten zwei Wochen und ist online frei verfügbar.
  • Der „Gesundheitsfragebogen für PatientInnen“, kurz PHQ-9 

Beides sind Screening-Tests, sie liefern keine abschließende Diagnose. Wenn das Testergebnis auf eine mögliche Depression hindeutet, sollte man unbedingt professionelle Hilfe suchen, um die Diagnose abzuklären und ggf. gezielt zu behandeln.  Hilfe gibt es beim Hausarzt, beim Psychotherapeuten oder bei psychologischen und psychiatrischen Beratungsstellen. Einen konkreten Überblick über regionale Angebote bietet die Deutsche Depressionshilfe. Rund um die Uhr erreichbar ist außerdem die TelefonSeelsorge unter 0800-111-0-111 oder 0800-111-0-222.

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Behandlung: Was hilft gegen Depressionen?

„Depressionen sind heute sehr gut behandelbar“, erklärt Psychologin und Psychotherapeutin Julia Scharnhorst. Vielen Menschen hilft eine Psychotherapie. Auch Medikamente können wirksam sein. „Liegen die Ursachen eher im psychosozialen Bereich, ist eine Psychotherapie die erste Wahl, bei biologischen Einflüssen kann eine medikamentöse Therapie eventuell besser helfen“, erklärt Scharnhorst. Üblich sind etwa Antidepressiva in Tablettenform, deren Art und Dosierung jedoch immer individuell vom Arzt oder der Ärztin festgelegt werden sollten. Für alle Formen der Depression gilt: Je früher Betroffene ihr Leiden erkennen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, desto größer sind die Chancen auf eine vollständige und schnelle Genesung.

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