Bunt ist gut - Sekundäre Pflanzenstoffe Sekundäre Pflanzenstoffe sind in aller Munde. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn zahlreiche Lebensmittel enthalten dieses Gut. Was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Autor: P.E.R. Agency GmbH Lesezeit: / veröffentlicht: 29. November 2022 Der Schutz vor Fressfeinden, das Anlocken von Insekten zur Bestäubung, die Wachstumsregulation oder die Produktion von Farben sind nur einige der Funktionen, die sekundäre Pflanzenstoffe in der Natur innehaben. Sie gelten als bioaktive Substanzen. So vielfältig die Aufgaben sind, so groß ist auch die Anzahl der Varianten: Etwa 100.000 sind bekannt. Seit einigen Jahrzehnten befasst sich die Wissenschaft mit diesem Naturstoff in einem anderen Zusammenhang. Sie geht der Frage nach, welchen gesundheitsfördernden Einfluss bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe in der Ernährung haben. Antientzündliche Wirkung, das Senken von Blutdruck sowie Cholesterin oder das Stärken des Immunsystems sollen durch den Genuss der pflanzlichen Sekundärstoffe möglich sein. Die Lieferanten sind in erster Linie Obst und Gemüse. Aber auch Tee, Kaffee, dunkler Kakao, Nüsse, Getreide oder Rotwein enthalten pflanzliche Sekundärstoffe. Carotinoide und Flavonoide Die Liste dieser sekundären Stoffe in den Lebensmitteln ist lang: Carotinoide, Phytosterine, Saponine, Polyphenole, Phytoöstrogene, Protease-Inhibitoren, Glukosinolate und Monoterpene sind die Hauptgruppen, die teilweise Unterkategorien haben. So sind etwa 700 verschiedene Carotinoide bekannt, von denen der menschliche Organismus aber nur 40 bis 50 aufnimmt und verarbeitet. Sauerstofffreie und sauerstoffreiche Carotinoide sorgen für die intensiven Farben von Paprikaschoten, Orangen, Karotten oder dem Grün von Spinat oder Grünkohl. Das Bundeszentrum für Ernährung stellt fest: „Carotinoide beispielsweise zählen zu den Antioxydantien. Das heißt, sie fangen freie Radikale ab. Sind freie Radikale im Übermaß vorhanden, können sie Zellen und das Erbgut schädigen. Durch ihre antioxidative Wirkung schützen Carotinoide vermutlich vor Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichzeitig hemmen diese natürlichen Farbstoffe Entzündungen und stärken offenbar das Immunsystem.“ Eine Vielzahl positiver Eigenschaften wird ebenfalls den Flavonoiden nachgesagt, die zu der Gruppe der Polyphenole zählen. Sie sind in pflanzlichen Lebensmitteln zu finden, die eine rote, blaue, hellgelbe und violette Farbe aufweisen. Hierzu gehören unter anderem schwarzer und grüner Tee, Äpfel, Birnen, Beeren, Auberginen oder Zwiebeln. Das Bundeszentrum für Ernährung spricht ihnen positive Effekte für die Blutgefäße zu. So sollen sie unter anderem den Blutdruck senken oder das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Täglich Obst und Gemüse Auf die Effekte der sekundären Pflanzenstoffe weist die Verbraucherzentrale hin: „Tatsächlich gibt es zahlreiche Ergebnisse aus Beobachtungsstudien , die einen gesundheitsfördernden Einfluss von sekundären Pflanzenstoffen auf das Risiko für die Entstehung verschiedener Krankheiten belegen.“ Die Wissenschaft arbeitet weiter an der Erforschung dieser Effekte. Grundsätzlich ist der Verzehr von Lebensmitteln, die reich an pflanzlichen Sekundarstoffen sind, positiv einzuschätzen. Schließlich sind diese vornehmlich in Obst und Gemüse, deren regelmäßiger Konsum zu einem gesunden Ernährungsstil führt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag. Übersicht über sekundäre Pflanzenstoffe und ihre möglichen gesundheitsfördernden Wirkungen Sekundäre Pflanzenstoffe z. B. enthalten in ... Bedeutung für die Pflanze Mögliche Gesundheitseffekte (vorwiegend Tier- und in-vitro-Versuche) Einfluss auf die Gesundheit beim Menschen (epidemiologische Studien) Flavonoide Äpfeln, Birnen, Trauben, Kirschen, Pflaumen, Beerenobst, Zwiebeln, Grünkohl, Auberginen, Soja, schwarzem und grünem Tee u.v.m. Farbstoffe (rot, hellgelb, blau, violett) antioxidativ antithrombotisch blutdrucksenkend entzündungshemmend immunmodulierend antibiotisch neurologische Wirkungen (pos. Einfluss auf kognitive Fähigkeiten) Assoziation mit verringertem Risiko für bestimmte Krebskrankheiten und Herz-Kreislauf-Krankheiten Phenolsäuren Kaffee, Tee, Vollkornprodukten, Weißwein, Nüssen Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde antioxidativ Assoziation mit verringertem Risiko für bestimmte Krebskrankheiten Carotinoide Karotten, Tomaten, Paprika, grünem Gemüse (Spinat, Grünkohl), Grapefruit, Aprikosen, Melonen, Kürbis Farbstoffe (gelb, orange, rot) antioxidativ immunmodulierend entzündungshemmend Assoziation mit verringertem Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und altersbedingte Augenkrankheiten in Diskussion: Risikosenkung hinsichtlich Krebs, metabolisches Syndrom, Gefäßveränderungen Phytoöstrogene Getreide und Hülsenfrüchten (z. B. Sojabohnen), Leinsamen Pflanzenhormone, die ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen aufgebaut sind antioxidativ immunmodulierend verbessern Blutgefäßfunktion und Blutdruck in Diskussion: protektive Wirkungen hinsichtlich Krebs-, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Knochendichte, klimaterische Beschwerden Glucosinolate allen Kohlarten, Rettich, Radieschen, Kresse, Senf Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde oder Pathogene antioxidativ immunmodulierend Assoziation mit verringertem Risiko für bestimmte Krebskrankheiten Sulfide Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Schnittlauch Duft- und Aromastoffe antibiotisch antioxidativ antithrombotisch blutdrucksenkend cholesterolsenkend Assoziation mit verringertem Risiko für bestimmte Krebskrankheiten Monoterpene Minze, Zitronen, Kümmel Duft- und Aromastoffe cholesterolsenkend antikanzerogen Saponine Hülsenfrüchten, Soja, Spargel, Hafer, Lakritze Bitterstoffe (in wässriger Lösung: schaumbildende Wirkung) antikanzerogen antibiotisch (antifungal) Phytosterole Nüssen und Pflanzensamen (Sonnenblumenkernen, Sesam, Soja), Hülsenfrüchten Membranbaustoff, Pflanzenhormone, die ähnlich wie Cholesterol aufgebaut sind cholesterolsenkend senken die Cholesterolkonzentration im Blut in der Diskusssion: Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Krankheiten (Quelle: Watzl und Rechkemmer 2004, Watzl 2008, Watzl 2012) Quellen DGE: Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit Bundeszentrum für Ernährung: Die bunte Welt der sekundären Pflanzenstoffe Verbraucherzentrale: Sekundäre Pflanzenstoffe – warum sie wichtig sind Kanti Bhooshan Pandey and Syed Ibrahim Rizv. Plant polyphenols as dietary antioxidants in human health and disease. Oxid Med Cell Longev 2009 Nov-Dec; 2(5): 270–278. Ähnliche Artikel Ernährungswissen Vitamine – welche wir kennen sollten und was sie bewirken Ernährungswissen Grillen – aber sicher! Ernährungswissen Die Schokoladenseiten von Vanille, Zimt, Kakao Ernährungswissen Tee: mehr als nur Genuss Ernährungswissen Trend-Getränk Bubble-Tea: Was steckt drin? Ernährungswissen Nahrungs-ergänzungsmittel? Obst und Gemüse sind die bessere Wahl Ernährungswissen Cholesterin: mal gut, mal schlecht Ernährungswissen Sommer, Sonne, Durst: Die besten Durstlöscher Ernährungswissen Säurehaltige Lebensmittel schaden den Zähnen Ernährungswissen Risiko versteckter Zucker Ernährungswissen Wie Lebensstile Essen neu definieren Ernährungswissen Was ist Healthy Hedonism? Ernährungswissen Warum Langzeitdiäten nicht das Gelbe vom Ei sind Ernährungswissen Mehr Nachhaltigkeit wagen, bevor es zu spät ist Ernährungswissen Risiko Energy Drinks? 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